Stadtviertelnachwuchs hat einen eigenen Audioguide erstellt

Schwabing · Schwabing hören

Stella (mit Audioguide-Stadtplan) und Eduard (mit Audioguide-Ausrüstung) helfen begeistert mit, Schwabing »hörbar« zu machen. 	Foto: scy

Stella (mit Audioguide-Stadtplan) und Eduard (mit Audioguide-Ausrüstung) helfen begeistert mit, Schwabing »hörbar« zu machen. Foto: scy

Schwabing · Was bedeutet es eigentlich, Kind zu sein in Schwabing? Und was kann der Nachwuchs im Viertel vor der eigenen Haustür erleben? Was alles so geboten ist, das können Kinder inzwischen über einen so genannten Kinder-Audioguide erfahren – von den jungen Schwabingern selbst gesprochen und über das Internet als Erläuterung eines Stadtviertelplans abrufbar.

»Hier zu leben, ist sehr schön. Es gibt so viel Grün«, antwortet Eduard, elf Jahre alt, der in der Nähe des Englischen Gartens wohnt. »Im Winter gehe ich hier Schlitten fahren, im Sommer spiele ich auf den großen Wiesen Fußball mit meinen Freunden.« Auch Stella, in Altschwabing zuhause, mag ihren Stadtteil sehr. »Ich finde es toll, dass es hier so viele Sehenswürdigkeiten gibt«, sagt die Elfjährige begeistert. »Besonders schön finde ich auch die alten Häuser. Die schaue ich mir gerne an.« Wie es scheint, leben Kinder offenbar gerne in Schwabing.

»Kein Wunder«, findet Elena Heibel vom Schwabinger Verein »Kultur & Spielraum«, einer Gruppe von Sozial- und Kulturpädagogen, Künstlern und Lehrern, die seit über 30 Jahren Kulturprojekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene organisieren. »Schwabing hat für Kinder einfach viel zu bieten.« Über den Umfang des Angebots gibt der Audioguide nach den Osterferien noch genauer Auskunft, denn in den schulfreien Tagen können Kinder in einem Kurs des Vereins »Kuki – Kunst für Kinder« den Hörführer weiter ausbauen.

Im Kurs, der am Donnerstag, 28. April und Freitag, 29. April von 10 bis 15 Uhr in der Kinderkulturwerkstatt Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, stattfindet, werden sich alle Kinder, die Lust haben, Reporter zu spielen, wieder mit Mikrofon und Aufnahmegerät in Schwabing auf den Weg machen. »Sie werden Orte aufsuchen, die für Kinder spannend sind«, sagt Elena Heibel. Zum Beispiel die Reptilienauffangstation, Spielplätze, Eisdielen und Spielzeugläden. Es entstehen Hörrätsel, Reportagen und Interviews. Mitmachen können Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren. Die Teilnahme am Kurs kostet 20 Euro. Laut Julia Marx von »Kuki« haben die Kinder viel Spaß, durch Schwabings Straßen zu gehen und Neues zu entdecken. Heibel und Marx haben sich für dieses Angebot zusammengetan: der Kinder-Audioguide ist ein Gemeinschaftsprojekt von »Kultur und Spielraum« und »Kuki«, gefördert vom Sozialreferat und den Medienbeauftragten der Stadt. Alles, was die Kinder in den vergangenen Jahren bereits aufgenommen haben, kann man über die Internetseite www.schwabinghoeren.de abrufen. Zu einem virtuellen Spaziergang durch das Stadtviertel spielt ein Soundprogramm die Audiodatei ab. »Bereits vor zehn Jahren gab es Stadtteilpläne, die sehr gefragt waren, ebenfalls gemacht von Kindern für Kinder«, erzählt Heibel. Irgendwann seien die aber nicht mehr aktuell gewesen, außerdem sei in der Zwischenzeit das Internet immer wichtiger geworden. »Also haben wir uns gedacht, mit einer Wiederauflage gleich ins Netz zu gehen.«

Ausschwärmen für tolle Geschichten

Im Jahr 2007 strömten Schwabinger Kinder auf der Suche nach spannenden Geschichten zum ersten Mal aus. Unter anderem interviewten sie den Pfarrer der Sylvesterkirche, besuchten den einzigen Kinderfriseur in Schwabing, das frühere Atelier des Malers Paul Klee, den ehemaligen Wohnsitz von Thomas Mann und sprachen im Englischen Garten mit einer Hochzeitsgesellschaft. Sie befragten aber auch Kinder. Beispielsweise: Wie ist es, an der Münchner Freiheit zu wohnen? Oder: Wie fühlt es sich an, an der Leopoldstraße zu wohnen?

Auch Eduard war damals als Reporter in Aktion, und zwar rund um die Seidlvilla. »Ich habe dabei viel erfahren, was ich vorher noch nicht wusste«, erzählt er. Unter anderem lernen die Kinder technisches Know-how. Und die Verantwortlichen der Vereine erklären etwa, wie man Hörbeiträge verfasst: Wie muss man etwas beschreiben, damit es für den Hörer interessant und nachvollziehbar ist. »Wichtig ist aber stets: Die Kinder haben das Wort. Wir geben ihnen nicht vor, was sie sagen sollen«, sagt Marx. Auch beim Entdecken neuer Orte, die mit dem Audio­guide beschrieben werden sollen, sind die Ideen der Kinder gefragt. »Es können sich bei uns aber auch Besitzer von Läden und Ateliers melden, die Lust haben, mitzumachen«, so Heibel.

Mehr Infos im Internet

Anmeldung und weitere Informationen zum Programm in den Osterferien gibt es unter Tel. 36 10 81 71 oder im Internet unter der Adresse www.kuki-muenche.de. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 12.04.2011
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