Taufkirchen geht neue Wege in der Jugendarbeit

Taufkirchen · Auf eigenen Füßen

Bürgermeister Jörg Pötke (1. v.r.) freut sich, ein kompetentes Team für die ­Jugendarbeit in Taufkirchen auf die Beine gestellt zu haben. 	Foto: Ka

Bürgermeister Jörg Pötke (1. v.r.) freut sich, ein kompetentes Team für die ­Jugendarbeit in Taufkirchen auf die Beine gestellt zu haben. Foto: Ka

Taufkirchen · Mit der Wiedereröffnung des Jugendkulturzentrums in der Eschenstraße 7 hat die Gemeinde auch nach außen ein Signal für ihren neuen Weg gesetzt: Vor knapp einem Jahr hat sie die Jugend-Sozialarbeit neu ausgerichtet und auf andere Füße gestellt. Diese sind nun vor allem ihre eigenen.

Nach zunehmenden Spannungen mit dem Kreisjugendring München-Land (KJR) hat die Gemeinde ihre Kinder- und Jugend-Sozialarbeit in und außerhalb der Schulen im Verlauf des letzten Jahres schrittweise in Eigenregie übernommen und außerdem mit der Arbeiterwohlfahrt, dem »Verein für Jugend- und Familienhilfen e.V.« und dem Verein »hand in GmbH« aus der Jugendwerkstatt Work and Box Company von Rupert Voß für Trägervielfalt gesorgt. Mit der Auftragserteilung an den »Verein für Jugend- und Familienhilfen e.V.« wurde die Jugendfreizeitstätte ab 1. Januar 2011 für einen kompletten Umbau geschlossen. Seit dem 1. April hat das Jugendcafé »Next Level«, wie sich der Jugendtreff nun nennt, wieder eröffnet.

Damit es hier und auch sonst überall rund läuft mit der ­Jugend, hat die Gemeinde eine Planstelle zum zielgenauen Einsatz geschaffen: Der Diplom-Sozialpädagoge Michael Mosch sei als Koordinator für die Jugend- und Sozialarbeit »nicht nur fachlich versiert«, sondern, im Gegensatz zu ihm selbst, auch ein sehr guter Moderator, scherzte Bürgermeister Jörg Pötke jetzt bei einer Pressekonferenz. Dort machte das Gemeindeoberhaupt auch klar, dass der gesamte Gemeinderat in Sachen Jugendarbeit »einhellig« dafür gewesen wäre, »die Gelder effektiver einzusetzen.«

Er bezog sich damit auf inhaltliche Kritik an der Arbeit des KJR, die das Rathaus jüngst in einer Pressemitteilung auf den Punkt gebracht hatte: »Die KJR-Strukturen waren undurchsichtig, man wurde eigenmächtig, ließ nicht erkennen mit öffentlichen Geldern effizient umgehen zu wollen, und agitierte teilweise heftig«, heißt es dort. »Zu beanstanden waren auch der Einsatz von nicht qualifiziertem und unerfahrenem Personal, das Nichteinhalten von Verträgen, die Abwendung vom eigentlichen Auftrag an den jungen Menschen, das Zurückziehen auf eigens konstruierte Moderationsebenen, die Unzuverlässigkeit in der Führung des Jugendzentrums sowie eine erschreckende Einstellung zum Alkohol«, wird dort weiter kritisiert. Doch nun wolle man dieses Kapitel abschließen und neu durchstarten, so Pötke in der Pressekonferenz.

Entschieden anders beurteilt indes der KJR die Sachlage, der sich auf Anfrage des Südost-Kuriers folgendermaßen äußerte: »Die Gemeinde Taufkirchen beendete im vergangenen Jahr beispiellos innerhalb von sechs Monaten die Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring (KJR) in fünf von sieben Kooperationsprojekten. Davon waren sehr erfolgreiche und anerkannte sozialpädagogische Projekte betroffen, wie das der Jungen Integration. In diesem Erosionsprozess wurde immer offensichtlicher, dass die Gemeinde auf die Kommunalisierung ihrer Sozialarbeit abzielte. Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und dem Kreisjugendring endete schließlich offiziell zum 31. Dezember 2010. Zuvor hatte sich der KJR rund 20 Jahre für die Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde engagiert. 28 von 29 Kommunen im Landkreis München vertrauen auf die kompetente und verlässliche Jugendarbeit des KJR. Vor diesem Hintergrund nimmt Taufkirchen eine Sonderrolle ein. Die jüngste und wiederholte Schelte gegen den Kreisjugendring dient dem Bürgermeister offensichtlich, um die großangelegte Umstrukturierung der gemeindlichen Sozialarbeit zu legitimieren. Sie ist ein Aufguss der Vorwürfe aus dem letzten Jahr. Wir sehen uns deshalb zu keiner weiteren Stellungnahme veranlasst.«

Neustart mit neuen Öffnungszeiten und neuem Programm

Um den Neustart der Jugendarbeit in Taufkirchen auch nach außen zu manifestieren gibt es nun auch feste Öffnungszeiten im Jugendzentrum statt »nicht durchschaubarer Betriebsführung«, die Pötke dem KJR vorwarf. Transparenz soll auch über ein anderes Problem hinweg helfen: Pötke, Mosch und Jugendzentrumsleiter Andreas Bayerle betonten, dass das Haus seinen chronisch schlechten Ruf durch eine Öffnung für jedermann ablegen wolle. »Ob Kinder, Jugendliche, Familien, wir wollen klarmachen, dass dies ein sicherer Ort ist«, betonte der Sozialpädagoge Bayerle. Insbesondere das Café, aber auch der Saal, Schulungs- und andere Räume stünden jedermann für Besuche und vielfältigste Nutzungen offen. Offenheit, Transparenz und Kooperation stehen auch über dem zweiten zentralen Thema: Die Jugendsozialarbeit an den Taufkirchner Schulen nimmt Schüler, Eltern und Lehrer mit ins Boot. Dass dies überall gut ankommt, unterstrich bei der Pressekonferenz Gerd Bleier.

Der Elternbeirats-Vorsitzende der Hauptschule »Am Wald« sprach von »einer ausgesprochen konstruktiven Zusammenarbeit.« Diese soll auch verstärkt das Thema Integration angehen, ob von jungen Menschen mit Einschränkungen oder solchen aus »zugewanderten Familien«, so der Rathauschef. Im Idealfall könnten sich Jugendkulturzentrum und Integrationsarbeit also verbinden an dem neuen »Ort der Begegnung für alle«. Ka

Artikel vom 05.04.2011
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