Mittelschulverbund Hachinger Tal-Isartal gegründet

Unterhaching · Beschlossene Sache

Auf dem Weg zur Mittelschule: Der Unterhachinger Hauptschulleiter Peter Hopp und die 9a der Fasanenschule. 	Foto: Kohnke

Auf dem Weg zur Mittelschule: Der Unterhachinger Hauptschulleiter Peter Hopp und die 9a der Fasanenschule. Foto: Kohnke

Unterhaching · Jetzt ist es also beschlossene Sache: Die Hauptschule am Fasanenpark wird mit Beginn des neuen Schuljahrs 2011/ 12 zur Bayerischen Mittelschule. Möglich macht dies der Beitritt Unterhachings in den neugegründeten Mittelschulverbund Hachinger Tal-Isartal. Dem Verbund gehören weiterhin noch die Gemeinden Oberhaching, Pullach und Taufkirchen an.

Für den entsprechenden Kooperationsvertrag hatten die Mitglieder des Unterhachinger Gemeinderats auf der jüngsten Sitzung des Gremiums votiert – freilich erst nach langer und ebenso hitziger Diskussion. Für den Verbund hatte zuvor Schulamtsdirektorin Evelyn Sehling plädiert. »Danke, dass Sie im Sinne der Schüler entschieden haben«, kommentierte die Leiterin des Staatlichen Schulamtes später das Abstimmungsergebnis.

Als »eine Wahl zwischen Pest und Cholera« bezeichnete die Fraktionsvorsitzende der SPD Renate Brosseder die Punkte, die zu der Entscheidung geführt hatten. Man habe Bauchschmerzen dabei, sehe aber keine andere Alternative, als den Kooperationsplänen zuzustimmen. Hauptkritikpunkt aus Sicht des Gremiums ist, dass die Gemeinde unter den gegebenen Umständen kaum eine andere Wahl hatte, als dem Verbund beizutreten – was Evelyn Sehling unterstrich. Wenn Unterhaching jetzt ausscherte, warnte die Schulamtsdirektorin, würden die drei anderen Gemeinden den Verbund trotzdem gründen. »Dann wird es eng in Unterhaching«, warnte Sehling. Momentan gebe es hier etwa 190 Hauptschüler. Es würde nicht gelingen, alle schulischen Angebote im Alleingang weiterhin anbieten zu können wie gemeinsam im Verbund. Der Schule drohe unter Umständen gar der Verlust ihres M-Zweiges. Das »M« steht dabei für Mittlere Reife – beginnend in der Jahrgangsstufe 7 (M7), endend in der zehnten Klasse mit der Abschussprüfung zum mittleren Bildungsabschluss mit Praxis- und Berufsbezug.

Bürgermeister Wolfgang Panzer erklärte ergänzend dazu: »Der M-Zug bleibt in jedem Fall hier, dies steht so im Kooperationsvertrag.« Bereits jetzt werde dieser auch von Schülern aus Pullach und Oberhaching genutzt. Bei allen Vor- und Nachteilen der Pläne bleibt für Panzer unter dem Strich nur eine Lösung: »Wenn wir eine Mittelschule wollen, geht dies nur im Verbund.« Um sich dahingehend noch einmal zu beraten, beantragten die Fraktionen eine kurze Unterbrechung der Gemeinderatssitzung – was höchst selten der Fall ist.

Evelyn Sehling wies schließlich noch auf ein generelles gesellschaftliches Problem hin: Eltern wollten ihre Kinder heute eher auf die Realschule oder das Gymnasium schicken. Die Hauptschule müsse sich dem stellen. Die Entstehung der Mittelschulverbände geht auf eine Initiative des Bayerischen Kultusministeriums zurück, die die schwindenden Schülerzahlen an Hauptschulen durch die Bildung von Mittelschulen aufhalten will. Dabei seien die Mittelschulen eine Weiterentwicklung der Hauptschulen, erläuterte Sehling. Das Konzept basiere auf den drei Säulen Berufsorientierung, individuelle Förderung mit entsprechenden Abschlüssen sowie einem Ganztagesangebot.

Beibehalten werde auch das Klassenlehrerprinzip, weil eine feste Bezugsperson wichtig für die Schüler sei. Die Entwicklung der jeweiligen Hauptschulen zur Bayerischen Mittelschule sei nur im Verbund möglich, weil die einzelnen Schulen dafür von der Schülerzahl zu klein seien, argumentierte Sehling. Der Kooperationsvertrag wurde von Vertretern der beteiligten Gemeinden ausgearbeitet und orientiert sich größtenteils am Mustervertrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Es ist geplant, dass der Schulverbund bereits zum September 2011 seinen Betrieb aufnimmt. Bis Ende März sollte der Vertrag beim staatlichen Schulamt im Landratsamt liegen, um alle Formalitäten in die Wege zu leiten.

Zwischen den beteiligten Schulen hingegen werden noch eigene Vereinbarungen geschlossen. Bindeglied zwischen den Beteiligten wird ein Verbundkoordinator sein. Für dieses Amt ist bereits Gabriela Heckenstaller, Leiterin der Taufkirchner Hauptschule, im Gespräch. Inwieweit durch den einheitlichen Schulsprengel und die damit verbundende Kostenfreiheit des Schulwegs Aufwendungen auf die Gemeinde Unterhaching zukommen, könne erst ab 2012 beurteilt werden. Peter Hopp, seit 1988 Leiter der Grund- und Hauptschule an der Fasanenstraße, sieht in der Entstehung der künftigen Mittelschulen grundsätzlich Entwicklungspotenzial für seine Schüler. Für diese ändere sich jetzt nichts Elementares, entgegnet der Rektor auf Anfrage des Südost-Kuriers.

Der erfahrene Pädagoge hegt jedoch die Befürchtung, dass die betroffenen Schulen zu wenige ihrer Schüler an einen Kooperationspartner ziehen lassen werden, immerhin bestünde auch im Vertragswerk weiterhin die Sprengelpflicht. Einerseits werde damit zunächst ein regelrechter Schülertourismus von einer Gemeinde in die andere unterbunden. Andererseits könnte auf diese Weise die Bildung eines M-Zuges für die Klassen 7 bis 9 erschwert werden, so Hopp. Egal, wie dies in der Praxis gehandhabt werde, es dürfe kein M-Zug aufgrund zu geringer Schülerzahlen zusammenbrechen. »Die Schüler, die bei uns den M-Zug machen, gehen alle ihren Weg«, ist Peter Hopp von der Qualität des Abschlusses überzeugt. Ziel des Kooperationsverbundes sollte es grundsätzlich sein, die schulischen Angebote sowie alle Möglichkeiten für einen hochwertigen Abschluss für alle Schüler zu sichern, und dies möglichst am eigenen Standort. Um dies in bestem Maße zu gewährleisten, sei nun die Landesregierung gefordert, betont der Schulleiter. K. Kohnke

Artikel vom 29.03.2011
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