Realschule in Holzkirchen will keine Schüler aus dem Nachbarort

Holzkirchen/Sauer­lach · Sauerlacher Eltern sind stocksauer

An der eigentlich sehr großen Realschule Holzkirchen ist kein Platz für Sauerlacher Schüler. Das empört nicht nur die Elternbeiratsvorsitzende. 	Fotos: Privat/aba

An der eigentlich sehr großen Realschule Holzkirchen ist kein Platz für Sauerlacher Schüler. Das empört nicht nur die Elternbeiratsvorsitzende. Fotos: Privat/aba

Holzkirchen/Sauerlach · Zwischen Fassungslosigkeit und Verärgerung schwankte die Stimmung der rund 20 Sauerlacher Eltern, die am 28. Februar zum Informationsabend der Holzkirchener Realschule gekommen waren.

Gute zwei Stunden hatten sie wohlwollend den Ausführungen des neuen Rektors Joachim Fischer über die Schule gelauscht, während ihre Kinder an einer ausführlichen Führung durch ihre »zukünftige« Schule teilgenommen hatten. Kurz vor Ende der Veranstaltung ließ Fischer dann die Bombe platzen: Ab sofort werden keine Sauerlacher Schüler mehr in Holzkirchen aufgenommen.

Eine Entscheidung die auch dem Direktorat der Schule erst kurz vor der Veranstaltung vom Landratsamt Miesbach mitgeteilt worden sei, verteidigte Fischer die späte Information der Eltern. Der Grund dafür seien Kapazitätsprobleme der Schule. Hohe Schülerzahlen verursachten in der eigentlich nur dreizügig geplanten Schule zum Teil vier bis sechs Züge, alleine die Sauerlacher Kinder füllen dabei oft eine ganze Klasse. Auch nach dem Zukauf der benachbarten Grundschule und der jüngst fertig gestellten Aufstockung der Schule mit sechs weiteren Klassenzimmern reiche der Platz nicht aus. Für die derzeit 36 Klassen stehen aktuell nur 30 Klassenzimmer zur Verfügung, die restlichen Schüler müssen daher in Containern unterrichtet werden. Diese, in denen derzeit auch noch die Schüler der Fachoberschule (FOS) untergebracht sind, sollen aber nach der Fertigstellung der neuen FOS im Jahr 2014 wieder abgebaut werden. Sechs Klassenzimmer fallen dann wieder weg.

Eltern und Schüler traf diese Nachricht völlig überraschend. Waren doch erst vor kurzem zwei Vertreter der Holzkirchener Realschule eigens an die Sauerlacher Grundschule gekommen, um bei einem Elternabend Informationen zum Übertritt an ihre Schule zu geben. Viele Eltern seien nun schockiert und verärgert, bei den betroffenen Kindern sei die Trauer groß, weiß Tanja Bergold, die Vorsitzende des Sauerlacher Elternbeirats.

Schon traditionell überschreiten die Sauerlacher Schüler lieber die Miesbacher Landkreisgrenze, um auf die etwas näher liegende Holzkirchener Schule zu gehen, anstatt in die in Richtung München gelegene Taufkirchner Schule zu fahren. So meldeten sich zum Beispiel von den 25 Sauerlacher Schülern die letztes Jahr an eine Realschule wechselten, alle 25 in Holzkirchen an, kein einziger dagegen in Taufkirchen.

Abgesehen von der guten Anbindung sind es vor allem soziale Gesichtspunkte die die Sauerlacher nach Holzkirchen ziehen. Generell orientieren sich die Bürger des ländlichen Sauerlach lieber in Richtung der südlichen Nachbargemeinden als in Richtung Großstadt. Viele Familien ziehen eigens aufs Land, um ihre Kinder von den Einflüssen der städtischen Umgebung fern zu halten. Eine Einschulung an der eher städtisch geprägten Taufkirchner Schule, kam deshalb für sie bisher gar nicht in Frage.

Auch Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner zeigte sich von den Vorfällen am Infoabend wenig erbaut. Bei allem Verständnis für die Platzprobleme: »So kann man mit Menschen nicht umgehen«, fand sie. Vor allem die Art und Weise wie dies den Betroffenen mitgeteilt wurde, sei nicht in Ordnung. Letztlich sei Sauerlach aber auch selbst schuld, da die Gemeinde sich aus Kostengründen in der Vergangenheit an keinem Schulzweckverband für weiterführende Schulen beteiligt habe. Ein nachträglicher Einstieg in einen Verbund sei jedoch in der Regel nicht mehr möglich. Sie werde sich aber in jedem Fall dafür einsetzen, »dass es zu einer verträglichen Lösung für die Schüler kommen kann«.

Rein rechtlich wäre es den Eltern jedenfalls ohne Weiteres möglich, ihre Kinder in Holzkirchen anzumelden, denn anders als bei den Grund- und Hauptschulen gibt es für Realschulen in Bayern keine Schulsprengel. Andererseits gibt es auch keinen Rechtsanspruch auf die Aufnahme in eine bestimmte Schule. Die Bestimmungen zur Aufnahme von Schülern bei Kapazitätsproblemen sind dafür in der Realschulordnung geregelt: »Sind mehr Bewerberinnen und Bewerber vorhanden, als (…) aufgenommen werden können, so bemühen sich die Leiterinnen oder Leiter (…) um einen örtlichen Ausgleich. Gelingt dies nicht, so entscheidet der Ministerialbeauftragte (…).« Nach dem Gesetz darf es dabei aber zu keiner Benachteiligung der Schüler durch den jeweiligen Wohnsitz kommen. Wie diese Regelungen im Falle der Sauerlacher Schüler ausgelegt werden, muss sich nun schnell entscheiden, denn mit Ausgabe der Übertrittszeugnisse, sollen sich die Schüler Anfang Mai um die Aufnahme an ihrer jeweiligen Wunschschule bewerben. A. Pietsch

Artikel vom 21.03.2011
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