Silvano Bertolin: Bildhauer, Restaurator und Wahl-Haimhausener

Haimhausen · Staubige Leidenschaft

Silvano Bertolin mit einer »Venus« (Nachbildung einer antiken Statue). 	Foto: VA

Silvano Bertolin mit einer »Venus« (Nachbildung einer antiken Statue). Foto: VA

Haimhausen · Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Restaurierung und Rekonstruktion antiker Kunst. Die Rede ist von Silvano Bertolin. Seit 1975 lebt er mit seiner Familie in Haimhausen. Die KulturKreisKneipe in der Hauptstraße 46 b würdigt das Schaffen des in Fachkreisen weltbekannten Restaurators und Bildhauers mit einem Abend lebendiger Kunstgeschichte.

Unter dem Motto »Silvano Bertolin – Ein Porträt« sind alle Interessierten am Samstag, 19. März, um 20 Uhr eingeladen. Kulinarische Köstlichkeiten aus dem italienischen Friaul werden diesen Abend begleiten. Der Eintritt kostet zehn Euro. Kartenreservierungen im Internet unter: www.haimhauser-kulturkreis.de. Silvano Bertolin wird im Gespräch, in Bildern und Videos vorgestellt. Er gibt außerdem Einblicke in seine Arbeitstechniken und in die griechische Mythologie. Eine von ihm geschaffene »Venus« – Nachbildung einer antiken Statue – kann heute in Haimhausen vor der Tennishalle bewundert werden.

Seine schon früh erkannte künstlerische Begabung befähigte Silvano Bertolin an renommierten Museen und Antikensammlungen zu arbeiten. Dazu zählen unter anderem die Glyptothek München, das J. Paul Getty Museum in Los Angeles, das Prado-Museum in Madrid, das Aphaia Museum auf Ägina, das Nationalmuseum Athen, der Louvre in Paris sowie die Antikensammlung in Berlin. Hier restaurierte Bertolin die Friese des Pergamon-Altars. In der Küstenstadt Sperlonga (südöstlich von Rom) rekonstruierte er aus tausenden Fragmenten die kolossale Skylla-Gruppe.

Bertolin wurde 1938 im norditalienischen Casarsa della Delizia bei Pordenone (Nähe Triest) geboren. Für seine kulturellen Verdienste wurde Silvano Bertolin 1996 in seiner Heimatstadt mit dem Titel »Mann des Jahres« ausgezeichnet. Der Sohn eines Schneiders heiratete 1965 seine Ludmilla, eine gebürtige Münchnerin. Sie organisiert und koordiniert seitdem seine Arbeit. »Die Arbeit geht ihm über alles«, sagt Ludmilla Bertolin, denn sie sei sein Leben. Aber Ludmilla Bertolin wusste, auf was sie sich einlässt, denn das habe ihr Silvano bereits vor der Hochzeit gesagt. Nach der Hochzeit lebten sie zunächst in München. »Aber die Stadt ist nichts für meinen Mann. Ihn zog es immer aufs Land. Er ist auf dem Dorf groß geworden«, erzählt Ludmilla Bertolin. Und so machten sich die Bertolins auf die Suche nach einem Häuschen im Grünen und stießen auf das Dachauer Hinterland. »Das passt. Immerhin waren hier auch die Blauen Reiter. Wir fühlen uns sehr wohl in Haimhausen«, lächelt die Ehefrau des nie zur Ruhe kommenden Künstlers. Denn trotz Häuschen im Grünen zog es den Wahl-Haimhausener immer wieder in die Welt. Er war wochen-, ja monatelang unterwegs, um Restaurierungs-Projekte zu leiten.

Auch der gemeinsame Sohn von Ludmilla und Silvano Bertolin hat das Talent des Vaters geerbt. Der 44-jährige Frank Bertolin ist Architekt und Restaurator. Silvano Bertolin ist übrigens nach wie vor aktiv und seine Frau ist sich sicher: »Silvano wird nicht aufhören, zumindest nicht, so lange er gesundheitlich noch dazu in der Lage ist.« Denn die Arbeit sei nun einmal sein Leben. Silke Leuendorf

Artikel vom 15.03.2011
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