Meister-Gitarrist Cañizares eröffnet die neue Saison der Ottobrunner Konzerte

Ottobrunn · König des »Nuevo Flamenco« im Wolf-Ferrari-Haus

Ottobrunn · 1992 stellte der Schallplattenproduzent Siggi Loch für sein gerade gegründetes Jazz-Label ACT die erste große Eigenproduktion auf die Beine: »Jazzpana« sollte mit amerikanischen und spanischen Stars eine neuartige Verbindung von Jazz und Flamenco kreieren. Als Gitarrist war der legendäre Paco de Lucía vorgesehen, doch der sagte ab.

Dafür empfahl er den seiner Meinung nach ihm zweitbesten spanischen Gitarristen, einen gewissen Juan Manuel Cañizares aus Barcelona, der seit vier Jahren bei ihm als Begleiter spielte. Die meisten Beteiligten konnten mit dem Namen wenig anfangen: »Er war kaum 20, sehr schüchtern und sprach kein Englisch. Doch als er seinen Gitarrenkoffer öffnete und zu spielen begann, waren wir sprachlos«, berichtet Loch in seinen unlängst erschienenen Erinnerungen.

»Jazzpana« wurde für zwei Grammys nominiert und für Cañizares, wie sich der Meistergitarrist fortan kurz nannte, erwies sich das Projekt als nächste Stufe einer atemberaubenden Karriere. Von frühester Jugend an nutzte er jede Möglichkeit, mit herausragenden Musikern jeder Couleur wie etwa Peter Gabriel zusammen zu arbeiten. Zehn Jahre lang bereiste er an der Seite von Paco de Lucía die Welt.

Seit 1999 ist Cañizares als Solist unterwegs, und nach fast 100 Alben als Begleiter hat er inzwischen etliche gefeierte eigene CDs eingespielt. Auch für das Ballett, das Theater und den Film schrieb er Musik, in Carlos Sauras »Flamenco« ist er als Darsteller zu sehen.

Cañizares erweiterte das musikalische Repertoire des Flamenco rhythmisch, motivisch und spieltechnisch grundlegend – und hatte damit den »Nuevo Flamenco« geschaffen. Wer ihn mit seiner »Grupo« im Konzert sieht, reibt sich die Augen angesichts des Tempos, der Dynamik, der Finesse und der Virtuosität, mit der die Motive des Flamencos osmotisch mit Jazz- oder Weltmusik-Elementen verschmolzen werden.

Normalerweise schlägt sich Cañizares herausragender Stellenwert in der Musikwelt nach den Gesetzen des Marktes auch in seinen Gagen nieder, was Auftritte auf die großen Häuser beschränkt. Wenn Cañizares nun fünf Wochen, bevor er in Madrid mit den Berliner Philharmonikern das berühmte »Concierto de Aranjuez« aufführt, am Freitag, den 25. März mit seiner Grupo im Wolf-Ferrari-Haus auftritt (und damit zugleich die neue Saison der ­»Ottobrunner Konzerte« eröffnet), dann steht das also außerhalb der Normen des üblichen Musikgeschäfts.

Es ist der Freundschaft mit Johannes Tonio Kreusch geschuldet, der Cañizares bereits zwei Mal zum Gitarrenfestival nach Hersbruck gelotst hat. Wo man ihn nach dem jüngsten Konzert bis drei Uhr im Bierstüberl des Festivalzentrums an Cajon und Djembe erleben konnte – obwohl er anderntags um acht Uhr früh im Auto nach München sitzen musste. Die echten Stars sind das eben nur geworden, weil ihre Leidenschaft der Musik gehört. Eine Leidenschaft, die man am Freitag, den 25. März im Wolf-Ferrari-Haus bei ihm, beim Rhythmusgitarristen Juan Carlos Gomez, dem Perkussionisten Rafa Villalba, dem Bassisten Inigo Goldaracena und den hinreißenden Tänzern Angel Munoz und Charo Espino sehen und hören wird. Im Konzert (Beginn um 20.00 Uhr, Karten unter Tel. 608 08-302 oder per E-Mail an: wfh@ottobrunn.de) und auch beim anschließenden Künstlergespräch, bei dem jeder Besucher Fragen an Cañizares stellen kann.

Oliver Hochkeppel

Artikel vom 10.03.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...