Außergewöhnliches »Stipendium« in Aßling

Aßling · Bücher für ein Jahr

Viele, viele Bücher verschenken Götz und Gisela Schindler, Agenda 21, und Bücherladen-Inhaberin Karen Schiöberg-Fey (v.l.) demnächst in Aßling.  	Foto: sf

Viele, viele Bücher verschenken Götz und Gisela Schindler, Agenda 21, und Bücherladen-Inhaberin Karen Schiöberg-Fey (v.l.) demnächst in Aßling. Foto: sf

Aßling · Ein Jahr lang jeden Monat ein Buch geschenkt – in diesen Genuss sollen ab Ostern zwei Familien aus der Verwaltungsgemeinschaft Aßling kommen, die sich ein solches Luxusgut in der Regel nicht leisten können. Das so genannte Buch-Stipendium vergeben der Bücherladen Aßling und der Agenda 21 Arbeitskreis (AK) Kultur.

»Wir wissen von der Tafel, dass es einige Menschen in Aßling, Emmering und Frauenneuharting gibt, die kein Geld haben, um sich ein Buch zu kaufen«, sagt Gisela Schindler, Sprecherin des AK Kultur. Und Karen Schiöberg-Fey, Inhaberin des Bücherladen Aßling, ergänzt: »Ich habe schon erlebt, dass Eltern kamen, weil der Lehrer gesagt hatte, es sollte ein Duden im Haus sein, und dann schlucken sie, wenn sie sehen, wie teuer der ist«.

Rechtzeitig zu Ostern und den Abschlussprüfungen in den Schulen stiften also nun der Bücherladen und der AK Kultur jeden Monat je ein Buch. Der AK Kultur wird die Bücher für »seine« Familie aus seinem Spendentopf finanzieren. »Wir organisieren immer wieder kulturelle Veranstaltungen, deren Einnahmen wiederum kulturellen Zwecken zugute kommen«, erklärt Schindler. Erst am 30. Januar fand ein Konzert mit Aßlinger Musikgruppen, Chören und der Musikschule statt, Ende Februar wurde der Erlös in Höhe von 425 Euro an den Förderverein der Musikschule überreicht. Eine regelmäßige Veranstaltungsreihe sind die »Abende im Ratszimmer«, wo Referenten aus der Gemeinde oder der näheren Umgebung Vorträge zu verschiedenen Themen halten, von Reiseberichten über Politik bis hin zu Wissenschaft. »Wir versuchen, menschliche Ressourcen zu finden und es ist erstaunlich, wie breit gefächert diese sind«, sagt Schindler: »Wir haben sogar einen Chaosforscher in der Gemeinde!«

Aber auch Veranstaltungen aus gegebenem Anlass organisiert der AK Kultur. So fand etwa 2008 zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nazis in Zusammenarbeit mit dem Bücherladen Aßling ein Buchvorstellungs-Abend zum Thema »Bücherverbrennung« statt. Für Gisela Schindler gibt es neben dem sozialen Aspekt noch einen weiteren Grund, die Aktion Buch-Stipendium zu unterstützen: »Man kann sich zwar Bücher in der Gemeindebücherei ausleihen, aber ich finde es wichtig, auch ein Buch zu besitzen, in das man immer mal wieder hineinschauen kann. Es ist ein Stück Kultur«, erklärt sie. Dabei sei es unwichtig, ob es ein Kochbuch ist, das den Besitzer zu gutem Essen hinführt, oder ein Buch über Rennautos, weil man sich dafür interessiert. So soll das Buch-Stipendium auch keinen Einschränkungen unterlegen sein. Die ausgewählten Familien dürfen sich aussuchen, was sie möchten, ob Krimi, Bilderbuch oder Duden. Einzig in Sachen Preis wurde eine Obergrenze von 25 Euro festgesetzt.

Wer ein Jahr lang jeden Monat ein Buch geschenkt bekommen möchte, sollte sich bis Donnerstag, 31. März, schriftlich bewerben. Im Brief, der im Bücherladen Aßling, Bahnhofstraße 29, abgegeben werden kann, sollten nicht nur Name, Adresse und Telefonnummer stehen, sondern auch, warum gerade die Absender die richtige Familie für das Buchstipendium seien. »Alle Daten werden vertraulich behandelt«, versichert Gisela Schindler. Und wer sich nicht zutraut, einen solchen Brief zu schreiben, oder Hemmungen hat, der kann sich im Buchladen helfen lassen. »Vielleicht kennt auch jemand in der Gemeinde eine Familie, die in Frage käme, dann nehmen wir auch gerne Vorschläge an«, sagt Schindler.

Wer Fragen zum Buchstipendium hat, kann sich an den Bücherladen Aßling wenden, Tel. 0 80 92/ 85 27 22, oder an Gisela Schindler, Tel. 0 80 92/74 34.

Die Agenda 21 in Aßling

Die Agenda 21 in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Aßling, zu der auch die Gemeinden Emmering und Frauenneu­harting gehören, entstand aus einer Zukunftswerkstatt, die sich 1997 traf, um die Dorfentwicklung voran zu treiben.

AK’s gibt es seit dem Jahr 1998

1998 wurde der erste Arbeitskreis (AK) Dorfentwicklung und Energie gebildet, wenig später kamen die Arbeitskreise »Kommunikation«, »Kultur und Bildung«, »Leitbild« sowie »Landschaft und Landwirtschaft« hinzu. »Das Ziel ist, Menschen in der Gemeinde zu aktivieren und sie zu mehr Engagement für ihre Gemeinde zu motivieren. Jeder sollte dafür sorgen, dass die Gemeinde sich so entwickelt, wie die Bürger es brauchen«, erklärt Götz Schindler, Sprecher der Agenda 21. Der AK Dorfentwicklung wurde mittlerweile aufgeteilt in die beiden Arbeitskreise »Energie« und »Agenda 21«. Letzterer ist als »Dach-AK« für die Organisation der gesamten Arbeitskreise verantwortlich. Laut Schindler ist der AK Landschaft derzeit nicht aktiv, »aber vielleicht ergibt sich da ja irgendwann mal wieder etwas«. Auch der AK Leitbild habe im Wesentlichen seine Aufgaben erfüllt, im Laufe diesen Jahres soll ein Treffen stattfinden, bei dem die Ergebnisse präsentiert werden. Aktuell ist der AK Energie am meisten gefragt, denn bis zum Jahr 2030 will der Landkreis Ebersberg bei der Energieversorgung komplett unabhängig von fossilen Brennstoffen sein.

Ansprechpartner im Gemeinderat

Um eine gute Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat zu gewährleisten, hatte die Agenda 21 beantragt, man möge direkte Ansprechpartner im Ratsgremium benennen. Dem Antrag wurde stattgegeben und seit Anfang diesen Jahres ist Hans Eben für den AK Energie zuständig und für allgemeine Belange Quirin Kaiser.

Sybille Föll

Artikel vom 08.03.2011
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