Beziehungskabarett will mit Humor die Augen öffnen

München · „4/5 Genörgel sind ein Killer“

Dr. E. Noni Höfner mit ihrem Bühnenpartner, dem depressiven Paul. Foto: VA

Dr. E. Noni Höfner mit ihrem Bühnenpartner, dem depressiven Paul. Foto: VA

München · Männer sind nicht wie Frauen. Die Enttäuschung darüber kann ein wunderbarer Beginn für die Zerrüttung jeglicher Partnerschaft sein. Das ist die Basis des augenzwinkernden Beziehungskabaretts „Die Kunst der Ehezerrüttung“ von und mit Dr. E. Noni Höfner.

Mit dem die Münchner (Paar-)Therapeutin (www.provokativ.com), das seit 2005 regelmäßig in der Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastraße 9, zu Gast ist. Das nächste Mal am 21. März, 20 Uhr. „Die Kunst der Ehezerrüttung“ ist auch als Buch ein Erfolg und gerade ist ein neues Werk von Höfner erschienen: „Glauben Sie ja nicht, wer sie sind!“ zeigt – auch anhand von Beispielen – wie wir durch falsche Wahrnehmung unter unseren Möglichkeiten bleiben und unsere Potentiale nicht ausschöpfen.

SamstagsBlatt: Wie treibt man seinen Partner am besten in die Flucht?

Höfner: Sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, dass der Partner nicht so ist wie gedacht. Das sind immer wieder die gleichen Denk-Muster, die sich wiederholen: Wenn eine Frau heiratet, hofft sie aus der Rohmasse einen anständigen Mann zu machen und ihn zu reformieren, der Mann möchte, dass die Frau so bleibt wie am Anfang. Da ist Enttäuschung vorprogrammiert. 4/5 der Kommunikation im Alltag sollten ja auch positiv, 1/5 darf auch mal Kritik geäussert werden. In langen Beziehungen ist es aber umgekehrt: 4/5 Genörgel, am besten noch verbunden mit Kritik am Charakter. Das ist ein Killer!

SamstagsBlatt: Wie kann man es anders machen?

Höfner: Sich entspannen und über die Steine lachen, die man sich gerade wieder in den Weg gelegt hat. Einfach mal die Situation relativieren, um nicht wegen jeder Kleinigkeit Schaum vorm Mund zu haben. Gerade Frauen neigen dazu, die ganze Moral für sich zu pachten. Was der Mann liefert, würdigen sie nicht oder werten es falsch, das macht Männer mürbe. Männer fressen einem aus der Hand, wenn man ihnen Komplimente macht!

SamstagsBlatt: Was sorgt denn für mehr Verdruss? Das Verhalten der Männer oder das der Frauen?

Höfner: Zerrüttungstechnisch sind die Frauen vorn. Ihre oft widersprüchlichen Ansprüche sind auch über die Jahre stärker gestiegen, finde ich. Und Männer machen die Frauen fertig durch ihre Passivität. Männer kapieren auch nicht, dass Frauen einmal am Tag das L-Wort („Ich liebe dich!“) hören wollen, bei den Frauen geht viel übers Gehör und ums Reden, Reden, Reden. Bei Männern geht es um Sex, diese gewaltige Macht unterschätzen Frauen oft. Der Männertraum ist halt: Komm nackt und bring Essen mit.

SamstagsBlatt: So simpel läuft es tatsächlich ab?

Höfner: Natürlich sind das zugespitzte Klischees für die Bühne, aber im Kern trifft es die Realität. Das weiß ich aus meiner 30-jährigen Erfahrung als Therapeutin. Auch dort arbeite ich mit dem Prinzip des Provokativen Stils, das heißt: Den Klienten mehr Recht geben als nötig und mit Augenzwinkern zur Erkenntnis führen und sie zum Lachen über sich selbst bringen. Lösungen müssen sie selber finden.

SamstagsBlatt: Ist bei Ihnen privat alles in Butter, wenn Sie die Rezepte einer glücklichen Beziehung kennen?

Höfner: Ich bin 40 Jahre verheiratet, wohlgemerkt mit dem gleichen Mann. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, bei uns gebe es keine Streits. Sich den gegenseitigen Humor zu bewahren ist aber das Wichtigste! Auch Aufmerksamkeit und sich immer wieder bewusst machen, was an dem anderen gut und schön ist.

SamstagsBlatt: Und mal ihr Beziehungskabarett besuchen?

Höfner: Warum nicht, bevor es wirklich schlimm wird? „Die Kunst der Ehezerüttung“ ist keine Therapie, kann aber sicher auf eine Art therapeutisch wirken, damit man seinen Tunnelblick verliert. Eine wirklich zerrüttete Ehe wird aber durch solch einen Abend sicher nicht gekittet.

Von Michaela Schmid

Artikel vom 07.03.2011
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