Sicherheitswacht wird aufgestockt: Bewerber gesucht

München · Hilfssheriffs unerwünscht

Lilo Aßhauer-Hennenlotter von der Sicherheitswacht Schwabing hat bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Mit Diplomatie und Augenkontakt. Foto: ms

Lilo Aßhauer-Hennenlotter von der Sicherheitswacht Schwabing hat bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Mit Diplomatie und Augenkontakt. Foto: ms

München · Ein offenes, zum Einsteigen einladendes Fenster und niemand ist daheim, Hundebesitzer, die die Hinterlassenschaften ihrer Zamperl einfach liegen lassen oder wie diese Woche an der Münchner Freiheit: Bettlerbanden, die mit dem Ring-Trick unbedarften Passanten das Geld aus der Tasche ziehen – das sind alles Beobachtungen der Sicherheitswacht in Schwabing.

Hinter dem etwas markigen Namen verbirgt sich nach anfänglicher Kritik mittlerweile ein Erfolgsprojekt gegen die Wegschau-Mentalität. 15 Jahre nach ihrer Gründung hat die Staatsregierung nun beschlossen, die derzeit in Bayern gut 500 auf insgesamt rund 1.000 ehrenamtliche Stellen zu erhöhen. Auch München soll davon profitieren. 24 Stellen gibt es dort im Moment, jetzt sucht die Münchner Polizei Bewerberinnen und Bewerber für die Bereiche Milbertshofen, Olympiapark und Schwabing. Erstmals gibt es für Haar und Taufkirchen 18 neue Stellen.

„Ich werde oft angelächelt und das verstehe ich so, dass die Leute sich freuen, so jemanden wie mich zu sehen“, meint Lilo Aßhauer-Hennenlotter, eine von zehn Bürgern, die seit zwei Jahren für die Münchner Sicherheitswacht in Schwabing unterwegs ist, rund um die Münchner Freiheit, am Scheidplatz oder in den Parks des Viertels. „Negative Reaktionen habe ich noch nie bekommen.“ Erfahrene Polizeibeamte entscheiden nach Auswertung der aktuellen Sicherheitslage, wo und wann die Sicherheitswacht auf Streife geht. „Für mich ist die Sicherheitswacht eine ansprechbare Notrufsäule“, meint Peter Breitner, Leiter der Polizeiinspektion Schwabing. „Wir haben zwar kein Sicherheitsproblem in Schwabing“, betont er, „die Kriminalität im Englischen Garten ist vergleichsweise null, trotzdem sieht man die Polizei ganz gerne, ob die Mutter mit Kinderwagen oder ältere Spaziergänger.“ Nicht immer sei es nötig, einen Streifenwagen loszuschicken, wichtig sei es „Präsenz zu zeigen“.

Die Sicherheitswacht ersetze auf keinen Fall die Polizeiarbeit, so Breitner, sondern soll für ein positives Sicherheitsgefühl sorgen. „Wir wollen keine Hilfssheriffs, sondern Leute mit Vernunft und Augenmaß“. Der Sicherheitswacht stehen die gleichen Rechte zu wie jedem anderen Bürger. Etwa auf frischer Tat erwischte Straftäter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten oder das Recht auf Notwehr und Nothilfe. Darüberhinaus dürfen sie aber auch Personen befragen und ihre Personalien feststellen oder einen Platzverweis aussprechen. „In der Regel helfen aber Diplomatie“, weiß Aßhauer-Hennenlotter. „Unnötige Risiken gehe ich nicht ein, dann rufe ich bei der Dienststelle mit meinem Funkgerät an.“ Das hat Aßhauer-Hennenlotter neben Stadtplan, Handschuhen, Taschenlampe, Pfefferspray („musste ich Gott sei Dank noch nie einsetzen“) und Hundekotbeutel immer dabei. 2002 kam Aßhauer-Hennenlotter von Nordrhein-Westfalen nach München und registrierte die „enorme Präsenz“ der Polizei in München – positiv: „Da hab ich mich gut gefühlt“. Dann hat sie von der Sicherheitswacht gelesen und sich sofort beworben. Etwa vier Stunden, sechs bis sieben Kilometer, ist Aßhauer-Hennenlotter für eine Tour unterwegs, erzählt sie.„Wunderschöner Dienstbereich und für den Spaziergang noch eine paar Euro, besser geht’s nicht“, scherzt Peter Breitner. Denn pro Einsatzstunde gibt es eine Aufwandsentschädigung von 7,16 Euro. Aber das sollte natürlich nicht Motivation sein für das Ehrenamt, findet er, „sondern ein eigenes Interesse, dass in seinem Viertel Sicherheit herrscht.“

Von Michaela Schmid

So bewerben Sie sich

Interessenten sollten folgende Voraussetzungen erfüllen: mindestens 18, maximal 65 Jahre alt, gesundheitlich den Anforderungen des Außendienstes gewachsen, abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbereitschaft bewiesen haben und einen guten Ruf besitzen, bereit sein, für diese Aufgabe mindestens zehn Stunden im Monat zur Verfügung zu stehen und am künftigen Einsatzort oder in unmittelbarer Umgebung wohnen. Schriftliche Bewerbungen können an das Polizeipräsidium München, Abteilung Einsatz E 1, Ettstraße 2-4, 80333 München, geschickt werden, Tel. 0 89/29 10-2 83 5, oder bei der örtlichen Polizeiinspektion abgegeben werden. Nach Prüfung der Bewerbungen werden die ausgewählten Bewerber im Rahmen einer 40-stündigen Ausbildung durch erfahrene Polizeibeamte auf ihre neue Aufgabe vorbereitet.

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Artikel vom 07.03.2011
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