Burschenverein muss neuen Standort suchen

Harlaching · Vogelschutz statt Partyspaß

Harlaching · Der Harlachinger Burschenverein hat es nicht leicht in diesen Tagen. Einerseits wollen die jungen Männer mit einer vitalen Festkultur seit drei Jahren ihr Viertel beleben – andererseits stoßen sie bei der Standortsuche immer wieder auf Widerstände. So im letzten Jahr: das Fest mit reichlich Kultur, Musik und viel Miteinander wurde zwar überall gelobt und als sehr gelungen gepriesen – doch der Standort in der Menterschwaige beglückte die dortigen Anwohner weniger.

Sie riefen wiederholt die Polizei. Für die organisierenden Burschen war deshalb klar: sie brauchten für die Ende Mai diesen Jahres geplante Neuauflage der zweitägigen Sause dringend eine neue Heimat. Die schien zum glücklichen Ende auch gefunden. Das Grünareal zwischen dem Trainingsgelände des FC Bayern München und der Kirchengemeinde »Heilige Familie« im Schnittfeld zwischen Säbener Straße und dem Gehweg »Am Heckenweg« schien prädestiniert. »Auch der Pfarrer hatte nichts gegen unser Fest einzuwenden«, unterstrich Organisator Bastian Leibig von den Harlachinger Burschen im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching: »Wir haben seit Oktober letzten Jahres an der Vorbereitung gearbeitet und auch schon viel Geld investiert – Technik, Live-Band und Zelt schon verbindlich gebucht.« Um den Verlust dieser Investitionen und die Ausrichtung selbst kreisten nun die Sorgen der Macher. Denn die Standortrechnung hatten diese ohne die Untere Naturschutzbehörde gemacht. »Die Behörde hat uns erklärt, mit unserem Fest am 28. und 29. Mai würden wir dort brütende Vögel verschrecken«, erklärte Leibig im Stadtteilgremium. Doch auch die Behörde zeigte sich in Sachen Festplatzsuche findig und stellte den Burschen eine Festausrichtung südlich der Oberbiberger Straße direkt am Waldrandsaum des Perlacher Forstes in Aussicht. Doch dieser Vorschlag ließ sowohl Leibig wie auch manche BA-Mandatare nur mit dem Kopf schütteln. »Ich glaube ja nicht«, so Leibig, »dass wir direkt am Rand des Perlacher Forstes weniger Vögel bei der Brut stören.« Vor allem aber sprechen kaufmännische Erwägungen für die Veranstalter gegen eine solche Verlegung. »Wir hätten hier mit enormen Zusatzkosten zu rechnen, die das schmale Budget des noch jungen Burschenvereins fast sprengen«, beschrieb Leibig die Nöte. So müsse man am neuen Standort vor allem zusätzliche Kosten in Sachen Technik beisteuern – vor allem in Sachen Strom und Wasseranschluss. »Wir hoffen deshalb auf die Mithilfe des Bezirksausschusses, damit wir das Fest wenigstens heuer und ohne weitere teure Investitionen am ursprünglichen Standort veranstalten dürfen«, beschwor Leibig die »Fest-Götter«. Beim BA stießen die Burschen indes offene Türen ein.

Im Stadtteilgremium sprach man sich einmütig für den Standort an der Säbener Straße aus. Zudem kritisierten einige BA-Mitglieder auch deutlich die Untere Naturschutzbehörde. »Dort wird vieles zu restriktiv gehandhabt«, warf etwa CSU-Fraktionssprecher Clemens Baumgärtner der Umweltbehörde vor. »Vogel- und Naturschutz ist sicher eine wichtige Sache – aber es muss auch noch eine Möglichkeit der Ko-Existenz für Menschen und Festmöglichkeiten geben«, blies seine SPD-Kollegin Christa Knappik ins gleiche Horn. Der BA beschloss, die Untere Naturschutzbehörde aufzufordern, das Fest an der Säbener Straße zumindest 2011 zuzulassen. Bei der Stadt indes verweist man auf klare Entscheidungslinien. »An unserer Genehmigungspraxis hat sich überhaupt nichts geändert«, unterstrich Planungsreferats-Sprecherin Katja Strohhäker auf Anfrage. In Gebieten wie dem hier beschriebenen an der Säbener Straße seien größere Publikumsveranstaltungen wie das Burschenfest »nicht zulässig«. Eine Ausnahmegenehmigung sei in diesem Fall also nicht möglich. So werden die Burschen wohl in den sauren Apfel beißen und ihr Zelt am Forst aufschlagen müssen.

Harald Hettich

Artikel vom 02.03.2011
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