Die Alzheimer-Gesellschaft zieht nach einem Jahr Bilanz

Unterhaching · Unterstützung bieten

Einmal im Monat kümmert sich die Alzheimer Gesellschaft um demente Personen. Gemeinsam werden ein paar vergnügte Stunden verbracht. 	Foto: Schunk

Einmal im Monat kümmert sich die Alzheimer Gesellschaft um demente Personen. Gemeinsam werden ein paar vergnügte Stunden verbracht. Foto: Schunk

Unterhaching · Erst ein Jahr jung und schon nicht mehr wegzudenken aus dem Leben vieler Menschen ist die Alzheimer-Gesellschaft Landkreis München Süd (AGLMS). Der Verein, der seit Mitte des Jahres eine Geschäftsstelle in der Münchner Straße 1 in Unterhaching unterhält, hatte jetzt zur ersten Jahresversammlung seit der Gründung am 15. Januar 2010 geladen.

Daran teil nahmen neben der Staatssekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, auch die Ersten Bürgermeister der Gemeinden Oberhaching sowie Unterhaching, Stefan Schelle (CSU) und Wolfgang Panzer (SPD). »Unterstützung und Rat gibt es bei den Angehörigen-Treffen, die jeden dritten Montag im Monat von 14.30 bis 16.30 Uhr im Pfarrheim St. Korbinian stattfinden«, erläutert Josefina Köster.

Die zweite Vorsitzende des Vereins setzt sich engagiert gegen die Isolation aller Betroffenen ein. »Wenn man dement ist, ist es gut, wenn man einen vertrauten Umkreis hat und weiterhin am Gemeindeleben teilnehmen kann«. Das wiederum bedingt auch das Wissen der Mitbürger um die Erkrankung. Dafür organisierte die Alzheimer Gesellschaft bereits einige Vortragsveranstaltungen und Kurse »Erste Hilfe Demenz«. Auf Anfrage werden die Kurse in jeder Institution, in jedem Verein, veranstaltet. Aber auch hier geht ohne Geld nichts. So sei der einzige stabile Faktor im Haushaltsplan die Mitgliederbeiträge. Deshalb sei der Verein über jede Spende dankbar. »Es wäre schön und für das Gemeindeleben wichtig, wenn Vereine, Firmen und Unternehmen unsere Arbeit unterstützen könnten«, appelliert Josefina Köster. Denn die Zahl der Erkrankungen steigt: In möglichst allen Siedlungen sollen deshalb so genannte Kontaktstellen als Informations- und Anlaufstellen entstehen. Zehn gibt es im Hachinger Tal bereits. Aber auch Demenz-Wohngemeinschaften, die die Geborgenheit einer Großfamilie vermittelten, seien wichtig, so Köster. Sie habe für ein Projekt bereits Interessenten und auch die Finanzierung sei geregelt. Hier fehle es an einer Immobilie!

Vorstandsmitglied Georg Neumann hatte ebenfalls keine gute Nachricht im Gepäck: Alle Forschungsvorhaben seien praktisch gescheitert, frühestens in zehn bis 20 Jahren gäbe es etwas zur Behandlung der tückischen Krankheit. Dennoch könne jeder einzelne etwas dazu tun, seine Gesundheit zu stärken. »Gute Cholesterinwerte senken das Alzheimer-Risiko um 40 Prozent. Auch die Gabe von Vitamin B kann den Abbau der Gedächtnisleistung um 30 bis 50 Prozent verringern«, berichtete Neumann aus der Alzheimer-Forschung. Ebenso hätten Studien der Uniklinik in Hamburg-Eppendorf Erstaunliches ergeben: »Auch über 60-jährige Menschen können noch Ge­hirnzellen aufbauen«. Wer beispielsweise regelmäßig jongliere, baue mehr Gehirnsubstanz auf. Aber schon nach halbjährlicher Pause hätte sich wieder der Ausgangszustand eingestellt, erklärte Neumann den Nutzen regelmäßigen »Gehirnjoggings«. Die Mitgliederzahl der Alzheimer-Gesellschaft ist seit der Gründung auf 31 gewachsen. Zum Einzugsbereich zählen die 17 Gemeinden des südlichen Landkreises mit etwa 163.000 Einwohnern. Rund 2.500 Menschen sind hier von Alzheimer oder einer weiteren Art der Demenz betroffen. Davon wohnen allein in Unterhaching etwa 350 Männer und Frauen.

Zu den Aufgabenbereichen der AGLMS zählt es, Netzwerke mit allen Institutionen und Personen aufzubauen, die an der Betreuung der meist älteren Erkrankten involviert sind. Bei den 65- bis 70-Jährigen ist etwa jeder 20. betroffen, bei den 90-Jährigen steigt der Anteil bereits auf über die Hälfte an. Aber auch für die pflegenden Angehörigen bedeutet die Diagnose eine Umstellung der Lebensumstände – sie brauchen mindestens ebenso viel Hilfe. In diesem Zusammenhang wies Neumann auf Neuerungen hin, die den Alltag pflegender Angehöriger erleichterten – von denen aber die Wenigsten unter ihnen wüssten. Dazu zählt unter anderem die Einstellung von Haushaltshilfen. Kommen diese aus östlichen EU-Ländern (ausgenommen Bulgarien und Rumänien) ist ab 1. Mai 2011 keine besondere Arbeitserlaubnis mehr erforderlich. »Davon betroffen ist die normale Alltagspflege, sonstige Einschränkungen bleiben erhalten«, ergänzte Neumann.

Auch in punkto finanzieller Unterstützung sollten sich Angehörige gut informieren. »Es gibt oftmals Leistungen der Pflegekassen, auch bereits ohne Pflegestufe«, so Georg Neumann: von Extrazuschlägen für Tagespflege, zusätzlichen Betreuungs- und Haushaltshilfekosten bis hin zu Verhinderungspflege-Zahlungen. Ein Kontakt mit der AGLMS-Geschäftsstelle ist dabei hilfreich – sogar Hausbesuche können vereinbart werden. Weitere Informationen für alle Betroffenen und Interessierten, die die Arbeit der Alzheimer-Gesellschaft unterstützten möchten, gibt die Geschäftsstelle in der Münchner Straße 1 in Unterhaching, mittwochs von 17 bis 19 Uhr, Tel. 99 24 81 16. Nähere Infos zur Arbeit findet man im Internet unter www.aglms.de. K. Kohnke

Artikel vom 22.02.2011
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