Alte Schwabinger Kirche vor 200 Jahren zur Pfarrei erhoben

Schwabing · »Kniffliges« Jubiläum

In den Kirchen Sankt Ursula und Sankt Sylvester feiern David Theil und Gläubige die Pfarreierhebung der alten Schwabinger Kirche, heute Teil von Sankt Sylvester. Foto: ko/Pfarrei

In den Kirchen Sankt Ursula und Sankt Sylvester feiern David Theil und Gläubige die Pfarreierhebung der alten Schwabinger Kirche, heute Teil von Sankt Sylvester. Foto: ko/Pfarrei

Schwabing · Ein »kniffliges« Jubiläum laut Dekan David Theil feiern die Schwabinger Kirchen Sankt Ursula und Sankt Sylvester am Sonntag: Am 27. Februar 1811, also vor genau 200 Jahren, ist die damalige alte Schwabinger Kirche, der heutige alte Teil von Sankt Sylvester, zur Pfarrei erhoben worden. Vorher gehörte die Schwabinger Kirche zur Pfarrei Sendling.

»Knifflig« sei die Geschichte um die Pfarreierhebung deshalb, weil man nicht einfach vom Jubiläum der heutigen Kirchen Sankt Ursula und Sankt Sylvester sprechen kann, sagt David Theil. Denn diese beiden Gotteshäuser gab es damals noch nicht. Im Zuge der Industrialisierung siedelten sich ab dem frühen 19. Jahrhundert immer mehr Betriebe in Schwabing an, was zur Folge hatte, dass auch immer mehr Menschen nach Schwabing zogen. Bis 1887, dem Jahr, in dem Schwabing zur Stadt erhoben wurde, stieg demnach auch die Zahl der Pfarrangehörigen – und zwar auf rund 8.000.

Durch den steten Zuzug neuer Bürger wurde die alte Kirche zu klein. In der Zeit von 1894 bis 1897 wurde die Kirche Sankt Ursula am Kaiserplatz gebaut, 1897 wurde sie eingeweiht. Zeitweise bestand der Plan Anfang des 20. Jahrhunderts, die alte Kirche abzureißen. Nach dem Ersten Weltkrieg war jedoch klar, dass auch die neue Kirche Sankt Ursula zu klein ist, um alle Gläubigen zu fassen. Somit war der Fortbestand der alten Kirche gesichert, in dem hier die Kuratie Sankt Sylvester für zunächst 8.000 Seelen eingerichtet wurde. 1920 wurde die Kuratie zur eigenen Pfarrei erhoben. Sankt Ursula und Sankt Sylvester sind heute rechtlich zwei Pfarreien, eine jede mit eigenen Kirchengremien und -stiftungen. Dekan Theil ist Pfarrer für beide Kirchen. Er kümmert sich momentan um knapp 10.000 Katholiken. Die hohe Anzahl seiner Schäfchen nimmt er gelassen: »Auf dem Land gibt es oft noch größere Territorien.« In Schwabing kann er das engmaschige Gebiet gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen. »Ich bin dankbar, in diesen zwei wunderschönen Pfarrkirchen tätig sein zu dürfen«, sagt der Dekan. Und er freut sich auch auf die Feierlichkeiten zum Jubiläum, vor allem dass sie auf den Tag genau 200 Jahre später stattfinden.

Den »Sozialraum analysieren«

Theil achtet aber auch darauf, trotz der Vorbereitungen auf den runden Geburtstag, wichtige andere Aufgaben nicht außer Acht zu lassen. Die »Sozialraumanalyse« etwa, bei der überprüft wird, welche Menschen leben wie im Viertel und wie reagiert die Kirche darauf. Für David Theil ist das ein »spannender Prozess«. Denn man dürfe sich in Schwabing nicht vom »schicken und hippen Viertel blenden lassen«. Bedürftigkeit gebe es auch hier »und diese Menschen dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren«. Am kommenden Sonntag, 27. Februar, feiern die Pfarreien mit Messen um 9.00 Uhr und um 11.00 Uhr und einer Pontifikalvesper um 17.00 Uhr in Sankt Sylvester sowie um 10.15 Uhr in Sankt Ursula die Pfarrei­errichtung.

Bereits 782 bei der Gründung von Swapinga, dem heutigen Schwabing, dürfte am Ort der heutigen Sylvesterkirche am Biederstein eine Kirche aus Holz und Lehm gestanden haben, lange bevor es München gab. Um 1200 stand an der gleichen Stelle eine romanische Kirche. Teile dieser Kirche und des Turms existieren heute noch. Später haben die Schwabinger die Kirche erweitert und gotisiert, bis sie um 1660 eine frühbarocke Innen­ausstattung erhielt. Sie gehörte lange als Kuratie zu Thalkirchen-Sendling und war der Heiligen Ursula geweiht. Obgleich die »Schwabinger Dorfkirche« eine der ältesten in München ist, wurde sie erst vor 200 Jahren, eben am 27. Februar 1811 zur Pfarrei erhoben.

Seit 1920 »Sankt Sylvester«

Nach dem Bau der Ursulakirche am Kaiserplatz 1897 erhielt sie 1920 den Namen des zweiten Kirchenpatrons Sankt Sylvester. Der Anbau der neuen Kirche erfolgte 1925 und 1926. Sie ist die einzige Kirche mit diesem Namen in der Erzdiözese München und Freising, eine der wenigen Doppelkirchen und eine beliebte Hochzeitskirche der Münchner. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 22.02.2011
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