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Stevic vergibt Schwarzen Peter – Kommentar von Alfons Seeler
Giesinger Ursachenanalyse
Stärkt Trainer Maurer den Rücken: Löwenpräsident Dieter Schneider. Foto: A. Wild
München · Natürlich wollte vor Saisonbeginn keiner der diensthabenden Offiziellen, ob Sportdirektor Stevic oder Präsident Beeck und erst recht nicht der frisch für Stoffers verpflichtete Geschäftführer Niemann, das Wort Aufstieg in den Mund nehmen. Zu frisch war noch das Gefühl der herben Enttäuschung, als der TSV 1860 in der vergangenen Runde den sportlichen Erfolg zum 150-jährigen Vereinsjubiläum mit allen Mitteln – von Stevic und Coach Lienen generalstabsmäßig am Reißbrett geplant – realisieren wollte und am Ende mit leeren Händen und katastrophaler Kassenlage da stand.
Und doch beginnt jetzt, nachdem die begehrten Plätze an der Sonne unerreichbar bleiben, wieder die branchentypische Suche nach dem „Verantwortlichen“, der Schuld daran tragen soll, dass der – diesmal geheim gehegte – Aufstiegswunsch auch im siebten Jahr in Folge nicht in Erfüllung gehen wird. Miroslav Stevic ist nach dem enttäuschenden Rückrundenstart schon fündig geworden. Auf die investigative Frage eines Boulevard-Reporters, wer für die angeblichen „taktischen Defizite der Mannschaft“ verantwortlich sei, soll der Sportchef nach der Heimniederlage gegen den FC Augsburg vielsagend erklärt haben, dazu werde er sich zu gegebener Zeit äußern. Der Sportchef gibt den Schwarzen Peter also dem erst kurz vor Saisonbeginn verpflichteten Trainer Reiner Maurer. Unterstützung hat Stevic bei dieser Strategie schon vor einigen Wochen durch den derzeit amtierenden Geschäftsführer Robert Schäfer erfahren, der im Löwen-Spiel „keine Philosophie erkennen“ wollte und den siebten 1860-Trainer in sieben Jahren zur Adresse seiner öffentlichen Kritik machte.
Immerhin, der neue Präsident Dieter Schneider setzt sich jetzt für Maurer ein und will von einer Trainerdebatte nichts wissen. Schneider tut gut daran. Der beispiellose Personalbedarf bei den Weiß-Blauen seit dem Bundesligaabstieg 2003/2004 – fünf Präsidenten (Karl Auer, Alfred Lehner, Albrecht von Linde, Rainer Beeck, Dieter Schneider), sieben Geschäftsführer (Detlef Romeiko, Stefan Ziffzer, Stefan Reuter, Markus Kern, Manfred Stoffers, Robert Niemann, Robert Schäfer), drei Sportdirektoren (Roland Kneißl, Stefan Reuter, Miroslav Stevic) und sieben Trainer (Rudi Bommer, Reiner Maurer, Walter Schachner, Marco Kurz, Uwe Wolf, Ewald Lienen und erneut Reiner Maurer) zeigt, dass es den Löwen neben Geld vor allem an einem fehlt: Kontinuität über den Tag hinaus. Dort wo Beständigkeit bislang weitgehend gewährleistet war, nämlich im Nachwuchsbereich, liefert der TSV 1860 München seit vielen Jahren bundesweit anerkannte, erstklassige Arbeit.
Alfons Seeler
Artikel vom 21.02.2011Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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