Sozialempfang der SPD im Landkreis Ebersberg

Ebersberg · „Fordern Sie uns!“

Die Gastgeber des Sozialempfangs: Poings Bürgermeister Albert Hingerl, stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Uschi Bittner, SPD-Kreisvorsitzender Thomas Vogt und MdB Ewald Schurer (v.li.).	Foto: sf

Die Gastgeber des Sozialempfangs: Poings Bürgermeister Albert Hingerl, stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Uschi Bittner, SPD-Kreisvorsitzender Thomas Vogt und MdB Ewald Schurer (v.li.). Foto: sf

Ebersberg · Am Sonntag, 13. Februar, hatte die SPD Ebersberg zum zweiten Mal zu einem Sozialempfang eingeladen. Vertreter aus 42 Organisationen im Landkreis – von der Arbeiterwohlfahrt über den Frauennotruf Ebersberg bis hin zum Verein Ausländerhilfe – nahmen daran teil und wurden in der Ebersberger Alm bewirtet.

Die Veranstaltung diente nicht nur dazu, sich bei den Ehrenamtlichen für ihre Arbeit zu bedanken, sondern auch, ihnen Gelegenheit zu geben, sich untereinander aus­zutauschen und mit ihren Anliegen direkt auf die politischen Mandatsträger zuzugehen. „Fordern Sie uns!“, lautete der Appell des Bundestagsabgeordneten und jahrelangen SPD-Kreisvorsitzenden Ewald Schurer, der die Gäste begrüßte. Letztendlich wurde davon aber wenig Gebrauch gemacht.

Die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Uschi Bittner versicherte zu Beginn ihrer Begrüßungsansprache, dass sie nicht über die prekäre Finanzlage des Bezirks Oberbayern reden werde. Sie wies lediglich darauf hin, dass es dem Landkreis Ebersberg im Vergleich zu anderen Landkreisen noch gut gehe. Die Arbeitslosenquote liegt hier bei 2,4 Prozent der 128.488 Einwohner (Bayr. LA f. Statistik, Stand 30.06.2010). Von den 21,5 Millionen Euro, die der Landkreis an Bezirksumlage zahlen muss, würden 20 Millionen wieder zurück fließen. Dies sei allerdings nur ein Bruchteil der Leistungen, die im Sozialbereich aufgebracht werden müssen. Wichtige Themen der Zukunft seien die demografische Entwicklung und das, was sich hinter dem ominösen Wort „Inklusion“ verberge, das in allen Sonntagsreden gerne zitiert werde.

Zum Thema demografische Entwicklung habe der Landkreis Ebersberg ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept entwickelt. „Die Umsetzung scheitert momentan an der fehlenden Steuerung seitens des Landratsamtes. Die eigens eingesetzte Kraft dafür ist seit Monaten krank“, so Bittner.

Inklusion bedeute nichts anderes als eine Welt, in der Menschen mit Behinderung ohne Barrieren leben können. Das müsse schon bei der Ortsplanung berücksichtigt werden, „das spart Geld“, so Bittner. Inklusion sei nicht nur ein Thema, das Schulen und Kindergärten betrifft, sondern sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche. Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen müsse überall umgesetzt werden. Bittner wies auch da­rauf hin, dass der Bezirk Oberbayern im Rahmen seiner strategischen Gesamtsozialplanung erstmals einen umfassenden Sozialbericht über die Handlungsfelder in seinem Zuständigkeitsbereich vorgelegt hat. Er gibt Auskunft über soziale Lagen und über Angebote von Leistungen.

Ziel des Berichtes ist es, durch Information und Schaffung von Transparenz eine Grundlage für eine sachliche Diskussion zu schaffen. „Das Wissen über die aktuelle Situation schafft die Voraussetzung dafür, positive und negative Trends für die Zukunft zu erkennen und hierauf angemessen zu reagieren. Gerade in Zeiten immer knapper werdender öffentlicher Mittel liefert die Sozialberichterstattung wichtige Hinweise über Strukturen und Entwicklungen, um die demografischen, wirtschaftlichen sowie sozialen Herausforderungen auch in der Zukunft zu bewältigen“, heißt es im Vorwort des Bezirkstagspräsidenten Josef Mederer. Der Sozialbericht soll laut Bittner alle zwei Jahre fortgeschrieben werden. „Jetzt müssen alle was draus machen“, schloss Bittner ihre Ansprache, rechtzeitig, bevor die Suppe serviert wurde. Interessierte können den Sozialbericht auf der Homepage des Bezirks unter www.bezirk-oberbayern.de lesen. Von Sybille Föll

Sozialpolitik am Beispiel Poing
Weichen stellen für die Zukunft

Ebersberg · „Guten Abend, Herr Hingerl“. Eine Frau mit blondem, krausem Haar reicht Poings Rathauschef die Hand. „Das war Frau Sommer von der Caritas, eine sehr aktive Ehrenamtliche“, erklärt Hingerl. Einer nach dem anderen kommt, um Albert Hingerl beim Sozialempfang zu begrüßen. „In Poing ist die Sozial- und Familienpolitik Schwerpunkt“, erklärt der SPD-Mann, der seit elf Jahren die Geschicke der zweitgrößten Gemeinde des Landkreis Ebersberg leitet. Die Arbeit der Ehrenamtlichen sei hier natürlich sehr wichtig. Erst im Oktober hatte Hingerl zum ersten Mal zu einem Ehrenamtlichen-Empfang geladen, „aber eher Leute aus der zweiten Reihe“, so Hingerl. 1.100 Menschen waren es allein, die die Einladung annahmen. „Heute Entscheidungen für morgen treffen“ lautet seine Devise und diese Denkweise habe sich mittlerweile auch im Gemeinderat verbreitet. So würden Anträge im sozialen Bereich fast immer eine Mehrheit finden.

Nach dem Motto „Kinder sind die Erwachsenen und Steuerzahler von morgen“ werde in Poing jeder Bürger von der Geburt bis zum Einstieg ins Berufsleben begleitet. Das reiche von zahlreichen Förderangeboten in Kindergärten und Schulen über ein spezielles Konzept für Jugendliche, die in ein soziales Netzwerk eingebunden werden, bis hin zur Begleitung ins Gericht, sollte jemand auf die schiefe Bahn geraten sein. „Wir geben niemanden auf und holen viele zurück“, betont Hingerl. Seit 2002 gibt es in der Gemeinde ein „Kommunales Jugendreferat“, das die Finanzierung der Kindertagesstätten, der Mittagsbetreuung, Sport- und Jugendförderung und mehr abwickelt.

Auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung sei man bereits aktiv. Erst kürzlich habe der Seniorenbeirat zwei Tage lang mit Vertretern aus Wirtschaft, Apotheken, aus dem medizinischen Bereich, dem Wohnungsbau, der Politik und anderen diskutiert, wie ein Leben in der Zukunft aussehen könnte. „Hieraus erfolgt eine politische Forderung, nämlich einen festen Ansprechpartner in der Gemeinde zu haben. Es wird wahrscheinlich eine Planstelle daraus werden“, so der Bürgermeister. „Wenn man etwas erreichen will muss man Ressourcen bereit stellen“, so der Gemeindechef. Allerdings hat er leicht reden. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden ist Poing bis dato schuldenfrei. Von Sybille Föll

Artikel vom 17.02.2011
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