Die zwölf Bäume in der Garchinger Lindenallee waren krank und nicht vital

Garching · »Es war keine Willkür«

Umweltreferent Christoph Marquart, Erste Bürgermeisterin Hannelore Gabor und Bauhofleiter Helmut Medel (v.l.).	Foto: sl

Umweltreferent Christoph Marquart, Erste Bürgermeisterin Hannelore Gabor und Bauhofleiter Helmut Medel (v.l.). Foto: sl

Garching · In der Garchinger Bevölkerung regte sich Widerstand, als kürzlich in der Lindenallee insgesamt zwölf Linden gefällt wurden. Mit Schildern, auf denen »Mörder«, »Rechtfertigung, Frau Gabor« oder auch »Warum musste ich sterben? Ich war noch so jung und gesund« stand, machten die Bürger ihrem Unmut Luft.

Diese Beschimpfungen ließ die Stadt nicht auf sich sitzen und beraumte in der vergangenen Woche eine Pressekonferenz ein. »Einige dieser Bäume wiesen starke Beschädigungen auf, andere wiederum wurden entnommen, um die Standorteigenschaften der alten und mächtigen Linden zu verbessern«, erklärt der qualifizierte Baumkontrolleur und Bauhofleiter Helmut Medel. Zunächst einmal handle es sich nicht um Jungbäume, denn die Linden wurden bereits vor etwa 20 Jahren zwischen die alten Linden gepflanzt. »Und sie sahen aus, als seien sie erst vor einem Jahr gepflanzt worden«, so Medel. Zudem sei der empfohlene Pflanzabstand von 14 Metern nicht eingehalten worden. Dies hätte wiederum dazu geführt, dass die sogenannten »Kümmerlinge« in die Kronen der Linden aus dem Altbestand wuchsen. »Die jüngeren Linden hatten gar keine Chance, sich zu entwickeln, da sie zu wenig Nährstoffe und zu wenig Licht abbekommen haben. Sie standen einfach zu oft im Schatten der alten Bäume«, sagt Medel. Man habe die Bäume damals unfachmännisch gepflanzt, wohl mit dem Hintergedanken, dass neue Bäume bereits vorhanden sind, wenn ein alter Baum mal entfernt werden müsste. »Heute wissen wir, dass das so nicht funktioniert«, bestätigt Umweltreferent Christoph Marquart.

Die gefällten Bäume hätten noch keine Reserven besessen, um sich gegen witterungsbedingte Beeinträchtigungen und sonstige Beschädigungen zu wehren. »Es sind mit Sicherheit schon Fehler gemacht worden. Aber eins müssen wir mal festhalten. Wir betreiben einen riesigen Kostenaufwand für unsere Baumpflege. Aber die Verkehrssicherheit muss gegeben sein und das städtebauliche Bild darf auch nicht nachhaltig gestört werden«, stellt Garchings Erste Bürgermeisterin, Hannelore Gabor, klar. Gerade die Lindenallee liege der Stadt am Herzen, da es sich um Garchings Prachtstraße handelt. Übrigens sei durch das Fällen der Bäume in der Lindenallee auch die Standortqualität für die alten Bäume gestiegen. Denn die Schädlinge hätten durchaus auf die alten und gesunden Linden übergehen können. »Wir handeln nicht willkürlich, weil uns gerade mal danach ist. Aber manchmal muss es eben aus Sicherheitsgründen schnell gehen. Außerdem brauchen wir Bäume von guter Qualität«, erklärt Marquart.

Die Bäume würden zudem zweimal im Jahr auf ihre Verkehrssicherheit überprüft werden. Das Bayerische Baumforum bringt jedes Jahr die aktuellen Standards für das Bewerten von Bäumen heraus. »Unsere Bäume werden nach diesen Standards bewertet«, weiß Baumkontrolleur Medel. In Garching gebe es noch einige Standorte, wo die Baumauswahl falsch sei. Der Bauhof werde damit wohl noch in den kommenden Jahren zu kämpfen haben. »Im Zweifel entscheiden wir uns jedoch immer für die Sicherheit unserer Bürger«, so der einstimmige Tenor der Verantwortlichen. Silke Leuendorf

Artikel vom 15.02.2011
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