Schwabing · Otto »Manasse!«

Musik Otto David Manasses ist am 19. Februar in der Seidlvilla und der Erlöserkirche zu hören. VA

Schwabing · Am Samstag, 19. Februar, findet um 20 Uhr in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, der Konzertabend »Manasse!« mit Liedern, Kammer- und Orgelmusik statt. Otto David Manasse (geboren 1861 in Stettin), Chemiker und Komponist, lebte in der Nikolaistraße 5, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Seidlvilla. Er war maßgeblich an der Entwicklung des ersten industriell gefertigten Kunststoffs Bakelit beteiligt.

Die Einnahmen hieraus ermöglichten es ihm, sich hauptsächlich dem Komponieren zu widmen. Er war Schüler von Max Reger und schuf vor allem evangelische Kirchenmusik. 1939 wurde Manasse – jüdischer Herkunft, eingetragen aber als Mitglied der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche – vom nationalsozialistischen Regime gezwungen, seine Schwabinger Wohnung aufzugeben, obwohl sich hohe Funktionäre wie Paul Graener, zu der Zeit Präsident der Fachschaft Komposition in der Reichsmusikkammer, und Hans Hinkel, Geschäftsführer der Reichskulturkammer, für ihn einsetzten.

Nach mehreren Zwangseinweisungen in die sogenannten Judenhäuser Münchens und das Barackenlager Knorrstraße wurde Manasse 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er im selben Jahr ums Leben kam. Die Sängerin Anja-Maria Luidl vom Verein Liederfreude verfolgt seit Jahren zusammen mit dem Kirchenmusiker Michael Grill die Spur Otto Manasses. Ein Weg der Annäherung ist die Interpretation seiner Werke – eine Auswahl wird am 19. Februar zu hören sein. Der Abend beginnt in der Seidlvilla, in der Pause wechseln Musiker und Publikum hinüber in die Erlöserkirche, in der im zweiten Teil des Konzerts eine Komposition für Orgel solo zu hören sein wird: die Fantasie über den Choral »Jerusalem, du hochgebaute Stadt«.

Der Eintritt kostet 15, ermäßigt 10 Euro. Eine Veranstaltung der Seidlvilla e.V., des Vereins Liederfreude e.V. und der Erlöserkirche Schwabing. Nähere Informationen unter Tel. 33 31 39 oder per E-Mail unter info@seidlvilla.de.

Artikel vom 01.02.2011
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