Neue Wege in der Förderung lernschwacher Kinder

Haar · Echte Chancen für alle Kinder

Für die gute Sache (v. l.): Brgm. Helmut Dworzak und Hans Schmidt, Monika Modrow-Lange, Andreas Tontsch und Klaus Berentz.  Foto: Kohnke

Für die gute Sache (v. l.): Brgm. Helmut Dworzak und Hans Schmidt, Monika Modrow-Lange, Andreas Tontsch und Klaus Berentz. Foto: Kohnke

Haar · Ohne Motivation geht nichts, schon gar nicht bei Schulkindern. Verliert ein Kind den Anschluss an das Leistungsniveau der Klasse, beginnt häufig ein Teufelskreis aus sozialem Fehlverhalten, genährt durch wachsende Wissenslücken. Um Kindern gezielt helfen zu können, geht die Gemeinde Haar jetzt in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) neue Wege.

Im Rahmen des kommunalen Bildungsprogramms »Kindern Chancen geben« erhalten rund 130 lernschwache Buben und Mädchen der beiden Grund- sowie der Haarer Mittelschule maßgeschneiderte Intensivierungsstunden. Das Besondere an dieser Einzel- und Kleingruppenförderung: sie wird ausschließlich über Spenden finanziert und findet zeitgleich zum Unterricht in der Klasse statt – nicht nachmittags.

Und das ist ein Teil des Erfolgsgeheimnisses. Haars Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD) dazu: »Abgesehen davon, dass die Konzentration der Kinder am Nachmittag nachlässt, empfinden sie es eher als Strafe, noch lernen zu müssen, wenn ihre Klassenkameraden bereits spielen können«. Das sei kontraproduktiv. Welches der Kinder an der Intensivierung teilnehmen kann, entscheiden die Klassenlehrer. Empfohlen sind die Förderstunden hauptsächlich für Kinder und Jugendliche mit Schwächen in den Fächern Deutsch und Mathematik sowie für Buben und Mädchen mit schlechten Deutschkenntnissen – unabhängig vom Einkommen der Eltern. Der Förderunterricht wird von Kursleitern abgehalten, die die VHS stellt.

Auch die Koordination zwischen den Lehrkräften und den beteiligten Schulen sowie der Gemeinde läuft über die Volkshochschule. »Im Idealfall handelt es sich bei den Kursleitern um ehemalige Lehrer der Schule, die das Kollegium bereits kennen. Das erleichtert die wichtigen Absprachen bezüglich der Art der Intensivierung. Schließlich soll das betreffende Kind ja auch noch weiter dem Unterricht folgen können«, erläutert Monika Modrow-Lange, Leiterin der Grundschule Am Jagdfeldring. Hier gibt es die Intensivierungsstunden bereits seit Mitte Dezember. In der Haarer Mittelschule sowie in der Grundschule St. Konrad beginnt diese Förderung noch in dieser Woche. »Bis auf einige Anlaufschwierigkeiten ist das Projekt bei uns gut gestartet«, erläutert Modrow-Lange. Schwierig sei es allerdings gewesen, geeignete Räumlichkeiten zu finden. Die Kinder hätten quasi auf die ganze Schule verteilt werden müssen. Eine Erfahrung, die Schulleiter Klaus Berentz, Grundschule St. Konrad, und Hans Schmidt, Leiter der Mittelschule Haar, bestätigen können. Vom Musikraum bis zum Direktorenzimmer: Jede Möglichkeit sei genutzt worden.

Insgesamt 130.000 Euro stehen aus Spendengeldern von Bürgern und Firmen für das Bildungsprogramm zur Verfügung, das seit dem Schuljahr 2008/2009 läuft. »Wir haben damals das Programm gestartet, um wirklich allen Kindern die gleichen Bildungschancen zu geben«, erläutert Dworzak. Man hätte zunächst auf materielle Unterstützung gesetzt und Unterrichtsmaterial sowie das Schulessen bezahlt. »Wir haben aber gelernt, dass materielle Dinge allein nicht reichten«, so der Bürgermeister. 14.000 Euro aus dem Spendentopf sind jetzt für die Realisierung des ersten Förderblocks vorgesehen. Dieser ist für die Dauer von zehn Wochen angelegt und beinhaltet 70 Unterrichtsstunden à 45 Minuten. Schon nach den Osterferien soll, so die Planung, im Erfolgsfall ein zweiter Förderblock starten. Darüber entscheiden dann die Schulen, Kursleiter und involvierte Schulsozialarbeiter nach erfolgter Rückschau. Dazu Monika Modrow-Lange: »Zehn Wochen an sich bringen allein noch nicht viel. So ein Programm muss mindestens ein halbes Jahr laufen«. Das wird aber letztlich auch vom Umfang des Spendentopfes abhängen und langfristig von der Bereitschaft der Haarer Bürger, sich finanziell an der Zukunft der Schulkinder zu beteiligen. »Wir sind über das positive Echo des Programms bislang freudig überrascht. Aber wenn der Pott einmal alle ist, hoffen wir, dass wir neue Spenden bekommen, dafür wende ich mich gern an die Öffentlichkeit«, appelliert Helmut Dworzak an die Haarer. Dennoch sei eine staatliche Unterstützung des Erfolg versprechenden Bildungsprogramms natürlich willkommen

K. Kohnke

Artikel vom 26.01.2011
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