Besondere Ausstellung im Pförtnerhäuschen

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · Nichts für schwache Nerven

Luisa Koch zeigt verstörende Kunst. Foto: VA

Luisa Koch zeigt verstörende Kunst. Foto: VA

Höhenkirchen-Siegertsbrunn · Nichts für schwache Nerven und zaghafte Gemüter ist die Ausstellung der Akademieschülerin Luisa Koch in der Galerie kunstvoll in Höhenkirchen. Im Vorraum steht eine mehr als einen Meter durchmessendes kugelförmiges Gebilde, das mit Haut zu überzogen sein scheint.

Im Inneren der rot-glimmenden Kugel sind amorphe Formen auszumachen, die sich gegen die Hülle drücken und stemmen. Bei näherem Hinsehen entpuppen sich diese sich windenden Formen als schemenhafte Gestalten. Nach und nach erkennt man dann Füße, Hände, einen Rücken und schließlich ganze menschliche nackte Körper im Inneren. Es sind Gefangene. Für Luisa Koch, die im 7.Semester in der Bildhauerklasse an der Kunstakademie München studiert, stellen diese gefangenen Körper »das menschliche Leben dar, welches selbst in seiner Existenz gefangen ist. Wir können uns vom gebunden sein an den sterblichen Körper nicht lösen, egal wie sehr sie es auch versuchen.«

Die unheimliche Atmosphäre wird gesteigert von der Videoinstallation »Schreie«, der Gesichtsmaske »Ich und meiner Selbst« und der »Nabelschau«. Die sich überlagernden »Schreie« der Videoinstallation verstärken den gruseligen Effekt der Lichtskulptur. Im ersten Moment meint der Betrachter, die gefangenen Körper senden Hilferufe an die Umwelt. Doch dann fällt der Blick auf den Bildschirm der Videoinstallation, in der Luisa Koch eine ursprüngliche Emotion des Menschen, einen Schrei, mehrfach überlagert und so ein Klanggeflecht, ja fast eine Melodie, entsteht.

Die »Nabelschau« ist eine Skulptur aus zusammengenähten Haut-Teilen des Bauchnabels. Sie symbolisiert die Vervielfältigung der Fixierung auf sich selbst und kann als Umhang getragen werden. So kann der eigene Blick nichts anderes als den eigenen Nabel anzusehen. Ebenfalls aus Silikon ist die Gesichtsmaske »Ich und meiner Selbst«: Sie besteht aus Nachbildungen der Haut einer zur Faust geballten Hand. Luisa Koch wollte hier die Kraft und Energie darstellen, die der Mensch in der modernen Gesellschaft gezwungen ist nach außen zu zeigen, egal wie es in seinem Inneren auch aussehen mag.

Die Objekte aus Hautsilikon sind noch bis 11. Februar ausgestellt und jederzeit von außen gut zu sehen, besonders wirkungsvoll aber bei einsetzender Dämmerung bzw. Dunkelheit. Nach telefonischer Rücksprache besteht abends und am Wochenende die Möglichkeit, die Ausstellung gewissermaßen »komplett« zu sehen: Telefon 01 60 / 96 36 60 81.

Die Videoinstallation und Fotoarbeiten sind von außen nicht zugänglich. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 26.01.2011
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