Bärenstarke Aktion zur Förderung von Kindern

Trudering/Neuperlach · »Balu und Du«

Zwei, die sich verstehen: Mogli-Orcan und Balu-Chris, die an einem neuen Projekt zur Förderung von Kindern teilnehmen.	Foto: mst

Zwei, die sich verstehen: Mogli-Orcan und Balu-Chris, die an einem neuen Projekt zur Förderung von Kindern teilnehmen. Foto: mst

Trudering/Neuperlach · Künftig wird Christian Dornheim »Balu« heißen. Genauer gesagt: »Balu-Chris«. Der 21-Jährige ist Student an der Bundeswehruniversität Neubiberg, wo er sich derzeit zum Staats- und Sozialwissenschaftler ausbilden lässt.

Einen Teil seiner Zeit wird er aber in Trudering oder Neuperlach verbringen, wo er sich einmal wöchentlich zwei Stunden lang der Belange von Orcan Teke annehmen wird. Der Achtjährige aus der 2a der Grundschule an der Kafka­straße ist nämlich Orcan »Mogli«. Und dann geht es los: So, wie das sympathische Duo aus dem berühmten Walt-Disney Film werden die beiden gemeinsam auf Tour gehen. Allerdings werden sie keine Dschungel und Wälder, sondern vielmehr die hiesigen Spielplätze und Schwimmbäder durchstreifen. Auch Kino- oder Museumsbesuche werden regelmäßig auf dem Programm stehen.

Wenn es nötig ist, wird Chris seinem Zögling auch beim Hausaufgabenmachen helfen – und ihm überhaupt kräftig unter die Arme greifen, wenn Pauken und Büffeln angesagt sind. Beide sind bereits voller Tatendrang – und beide profitieren voneinander: »Ich werde mir den Stadtteil zeigen lassen«, freut sich der gebürtige Thüringer. Und Orcan hat es vor allem auf Tierparkbesuche abgesehen. Boxen will er ebenfalls lernen. »Vielleicht kannst du das ja«, blinzelt er seinen neuen Kameraden lustig an. »Balu und Du«, wie das ­bundesweite Mentorenprogramm heißt, ist eine bundesweite Erfolgsgeschichte – und eine, die jetzt erstmals in Bayern spielt: Auf Betreiben des Vereins »Miteinander Trudering« eröffnet das Mentoren-Programm erstmals einen Standort in Bayern.

Aus allen Nähten platze die Aula der Grundschule, als Paten und Schüler einander per Losverfahren zugewiesen wurden und die Projektleiter Begrüßungsreden hielten. Selbst die Präsidentin der Bundeswehruniversität Neubiberg, Merith Niehuss, war gekommen: »Ich unterstütze das Projekt voll und ganz, das ist eine tolle Sache«, sagte sie. »Es hilft unseren Studenten, einmal über den Tellerrand ihres Studiums zu schauen, und die Kinder profitieren auch davon.« Die »Balu-und-Du«-Zeiten sind übrigens fester Bestandteil des Curriculums und werden in die Notengebung einbezogen. Anders wäre es auch nicht möglich, das Projekt in den dicht gedrängten Terminplan der Studenten einzubauen, erläutert Niehuss: »Die Bachelor- und Masterstudiengänge sind so dicht, dass man eigentlich für etwas anderes als das Studium kaum Zeit hat.

Mit dieser Maßnahme schaffen wir den nötigen Freiraum.« Worum geht es beim Programm »Balu und Du«, das bereits in 60 deutschen Städten läuft? »Viele Kinder kommen aus Familien, in denen die Eltern aus den unterschiedlichsten Gründen nicht so für ihre Kinder da sein können«, um- reißt Dominik Esch, Geschäftsführer des gleichnamigen Vereins, das Anliegen. »Hier springt die Mentorin oder der Mentor ein und nimmt das Kind sozusagen an die Hand.«

Einmal pro Woche treffen sich die Beiden und unternehmen gemeinsam Ausflüge, sie spielen, lesen, kochen oder basteln – kurzum: Sie verbringen auf eine sinnvolle und produktive Weise einen Teil ihrer Freizeit miteinander. Vor allem, wenn Kinder viele Geschwister haben, blieben sie oft auf sich alleine gestellt, führt Esch weiter aus. Ganz zu schweigen von den alltäglichen Problemen, die das Familienleben belasten. Hier soll »Balu und Du« ein Stück weit Abhilfe schaffen: »Schwierigkeiten in der Schule, auffälliges Essverhalten, keine Freunde, häufige Streitigkeiten – die Gründe, warum ein Kind Probleme hat und auffällig wird, sind vielfältig«, weiß der Sozialexperte.

Gerade in bevölkerungsreichen Stadtvierteln wie Trudering oder Neuperlach-Ramersdorf fallen solche Programme auf einen fruchtbaren Boden. Martina Hansel-Wolfshörndl jedenfalls ist begeistert: »Wir ermöglichen den Kindern damit ein Stück weit, andere Lebenswelten kennenzulernen«, schwärmt die Vorsitzende des Vereins »Familien-Zentrum Trudering«. 25 »Moglis« werden 2011 in der Grundschule an der Kafkastraße ein Jahr lang von ihren »Balus« begleitet.

Weitere Informationen gibt es es per E-Mail im Familienzentrum unter info@familienzentrum.com. Weitere Ansprechpartner sind die Initiatoren: Martina Hansel-Wolfshörndl, Direktorin, Familienzentrum Trudering (Verein Miteinander Trudering e.V.), Tel 4303696, Dr. Kerstin Jaunich, Ehem. »Balu«, Initiatorin und freie Mitarbeiterin beim Familienzentrum TruderinG, unter Tel .´66 68 23 56, Partnergrundschule: Roswitha Kronthaler, Schulleiterin, Grundschule an der Kafkastraße, Neuperlach, unter Tel 67 66 34, E-Mail: gs-kafkastr-9@muenchen.de, Partnerhochschule: Dr. Maria-Theresia Wintergerst, Dozentin an der Universität der Bundeswehr München, Tel 60 04 31 62, Maria-Thersia.Wintergerst@unibw.de mst

Artikel vom 25.01.2011
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