Selber säen, pflegen und natürlich ernten in Hohenbrunn

Hohenbrunn · Gemüse satt

Edna Rasch, eine der Mitorganisatorinnen der Aktion Krautgarten Hohenbrunn freut sich schon, wenn es nach den Osterferien endlich losgeht.	Foto: Woschée

Edna Rasch, eine der Mitorganisatorinnen der Aktion Krautgarten Hohenbrunn freut sich schon, wenn es nach den Osterferien endlich losgeht. Foto: Woschée

Hohenbrunn · Mit 20 Leuten hat die Initiative Transition Town in Hohenbrunn im Mai letzten Jahres begonnen, Ideen zu sammeln, wie die innerörtliche Gemeinschaft dahingehend gestärkt werden kann, dass die Selbstversorgung mit Energie aber auch die Unabhängigkeit von externen Lebensmittellieferanten ausgebaut werden kann.

Diese ­Organisationsform stammt aus England, wo ein Lkw-Fahrer-Streik den Bürgern schnell aufgezeigt hat, wie fragil das eigene Versorgungssystem aufgebaut und wie abhängig dieses von externen Versorgern ist. Aus diesem Projekt geboren wurde jetzt ein Krautgartenmodell für Hohenbrunn und Menschen aus den Nachbargemeinden. Dieses, so erklärt eine der Organisatorinnen, Edna Rasch, wird von der Münchner Krautgartenorganisation, die zur Landeshauptstadt München gehört, aus verwaltet und betreut.

Die Vorgabe aus München lautete damals mindestens 40 Teilnehmer zu finden, die erst einmal für ein Jahr einen eigenen Krautgarten bewirtschaften wollen und vor allem einen Landwirt, der bereit ist, sein Feld zu verpachten. Das hat sich allerdings als ziemlich schwierig erwiesen, weiß Edna Rasch zu berichten. »Aus den verschiedensten Gründen hieß es immer wieder ›Nein Danke‹ von den Landwirten, die wir angesprochen haben. »Wir waren schon nahe dran, aufzugeben, bis Franz Estendorfer von unseren Plänen erfuhr und von der Idee begeistert war.« Franz Estendorfer erwies sich für das Unterfangen als wahrer Glücksgriff, stellt er doch der Initiative einen Teil seines Ackers umsonst zur Verfügung. Einzige Bedingung, jeder Krautgartennutzer muss zusätzlich zur Pacht, die von den Stadtgütern München für die Aufbereitung des Ackers bezahlt werden muss, 10 Euro für die Freiwillige Feuerwehr in Hohenbrunn spenden. Die Parzellen, die es in den Größen 30, 60, 90 und 120 Quadratmeter gibt, müssen bei den Stadtgütern München bei Ruth Kleinöden reserviert werden. Frau Kleinöden ist immer montags von 12 bis 17 Uhr unter der Tel. 0 89/32 46 86 20 zu erreichen. Die Pacht für eine 30 Quadratmeter große Parzelle beträgt im Jahr 63 Euro, für eine Parzelle mit 60 Quadratmetern werden 115 Euro fällig. Dafür erhält der Nutzer einen bestellten Acker, in den auch schon eine Reihe an Gemüsesorten wie beispielsweise Kartoffeln oder Karotten angesät sind. Andere Gemüsesorten wie Brokkoli, Blumenkohl oder Kopfsalat können dort noch zusätzlich angepflanzt werden.

Die Jungpflanzen müssen aber allesamt von den Stadtgütern bezogen werden, denn für die Krautgärten gelten die Biolandrichtlinien, informiert Rasch weiter. Für eine Wasserquelle vor Ort ist gesorgt, ebenso wie für die notwendigen Gerätschaften. Nach den Osterferien soll die Verteilung der Parzellen erfolgen, Anmelden kann man sich aber ab ­sofort. Das Engagement der Hohenbrunner, die die Krautgärten für den Landkreis aus der Taufe gehoben haben, geht aber noch weiter. Es sollen auch Vorträge über den Anbau und die verschiedenen Gemüsesorten angeboten werden. Den Organisatoren geht es nicht nur darum, den Spaß am Gärtnern zu fördern, sondern darüber hinaus den bewussten Umgang mit Lebensmitteln. Edna Rasch freut sich schon darauf, mit ihren beiden Kindern (5 und 7 Jahre) ihren Acker zu bestellen und natürlich vor allem darauf, dann das eigene Gemüse auch zu verzehren. Mit einer rund 60 Quadratmeter großen Parzelle lassen sich rund 200 Kilogramm Gemüse ernten, wenn man sein Feld gut bestellt. Rund zwei bis drei Stunden Arbeit in der Woche müsse man einkalkulieren, wenn man gute Ergebnisse erzielen will, so Rasch. Das Feld ist mit dem Auto nicht zugänglich, sehr wohl aber bequem mit der S-Bahn und natürlich mit dem Rad zu erreichen, betont Rasch. Die Hohenbrunner Mitstreiter hoffen, dass sich nicht nur die Einstellung zu den Lebensmitteln durch diese Aktion verändert, sondern auch ein Miteinander der Nutzer der jeweiligen Parzellen entsteht.

Ein Austausch von Informationen, wie man mit welchem Gemüse verfahren muss, Rezepte, aber auch gegenseitige Hilfe, wenn jemand mal im Urlaub ist oder krank, all’ das soll das Gemeinschaftsgefühl vor Ort stärken.

Das Krautgarten-Projekt Hohenbrunn ist erst einmal für ein Jahr befristet. Nach Ablauf des Erntevorgangs Ende November wird der Acker wieder umgepflügt und mit dem Landwirt neu verhandelt. Rasch und ihre Mitstreiterinnen hoffen aber, dass sich daraus eine lange Tradition für den Landkreis entwickelt und viele, köstliche und gesunde Abend- und Mittagessen, frisch vom Feld auf dem heimischen Tisch stehen werden. H. Woschée

Artikel vom 25.01.2011
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