Kisters schenkt Ebersberg ein »außergewöhnliches Kleinod«

Ebersberg · Lebenswerk Krippe

Franz Kisters hat sein künstlerisches Lebenswerk, die größte Krippe im Landkreis, der Stadt Ebersberg geschenkt.	Foto: oh

Franz Kisters hat sein künstlerisches Lebenswerk, die größte Krippe im Landkreis, der Stadt Ebersberg geschenkt. Foto: oh

Ebersberg · Die größte Krippe im Landkreis steht in Ebersberg, gebaut hat sie Franz Kisters. Vor vierzig Jahren hat der Ebersberger damit begonnen und sie laufend vergrößert und verschönert. Jetzt hat er dieses einzigartige Lebenswerk seiner Heimatstadt geschenkt.

Dort wird sie einen besonderen Platz erhalten und als neue Sehenswürdigkeit die Attraktivität der Stadt bereichern. Bürgermeister Walter Brilmayer zeigte sich sehr erfreut und ist überglücklich, dass Ebersberg dieses »außergewöhnliche christliche Kleinod« erhalten hat. Umgehend hat er sich nach einem besonders geeigneten Raum umgesehen, wo die Krippe den Sommer über gelagert und später wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit auf Dauer zur Besichtigung präsentiert werden kann.

Die Krippenanlage zeigt eine hügelige Landschaft mit zahlreichen Gebäuden und vielen Figuren, Menschen und Tieren. Der bemalte Hintergrund zeigt die Silhouette der Bayerischen Alpenkette. »Ich wollte damit Bethlehem nach Ebersberg verlegen«, sagt der Künstler. Die Krippe hat eine außergewöhnliche Geschichte und für den Erbauer einen unbezahlbaren ideellen Wert. Während des Zweiten Weltkrieges wohnte die Familie Kisters mit neun Kindern in München an der Schelling­straße. Bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 wurde die ganze Gegend um den Kisterschen Wohnblock total zerstört. Nur von der eigenen Wohnung im zweiten Stock wurde der Raum, in dem die Krippe stand, verschont. »Der heilige Josef ist nicht einmal umgefallen, obwohl er 30 Zentimeter groß war«, erzählt Kisters, der damals vier Jahre alt war. Dieses Ereignis war für ihn im Nachhinein das entscheidende Schlüsselerlebnis zu seiner Religiosität und zu seiner späteren Leidenschaft als Krippenbauer.

»Der heilige Franz von Assisi hat im Mittelalter die erste Krippe mit lebenden Tieren gebaut und er ist mein Namenspatron, das war für mich der zweite Schlüssel zu meiner Krippenleidenschaft« erzählt der Künstler weiter. Weihnachten sei für die Familie singen und beten an der Krippe gewesen, »sonst gab es nichts in der Nachkriegszeit, soweit ich mich erinnern kann«.

Franz Kisters ist ein hyperaktives Kind gewesen. Seine Schwester und sein Vater haben immer eine sorgende Hand über ihn gehalten. »Deshalb habe ich diesem Umstand einige Details in der Krippe gewidmet.« Der kleine Bub, der am Balkonrand eines Hauses sitzt, ist der Künstler selbst. Daneben steht seine Schwester, die seine Hand hält, damit er nicht herunterfällt. »Meinen Vater habe ich als guten Hirten dargestellt, der die Schafe vor den Wölfen schützt.« So hat jede Figur in der Krippe, ob Mensch oder Tier, eine bestimmte Symbolik in sich, die Kisters persönlich hinein interpretiert hat. »Aber jeder Betrachter kann für sich darin seine eigene Symbolik herauslesen.« Viele Besucher können sich laut dem Krippenbauer gar nicht satt sehen beim Betrachten der weitläufigen Krippenlandschaft. »Sie stellen mir immer wieder Fragen, nach dem Sinn einer bestimmten Szene.«

Zur Adventszeit und insbesondere am Christkindlmarkt ist die Krippe mit mehreren hundert Figuren immer ein absoluter Besuchermagnet in Ebersberg. Eine kleine Spendenbox hat um die Weihnachtszeit einen Erlös von 1451 Euro erbracht, die Kisters an den Hospizverein spendet, der in der Kreisklinik, seinem früheren Arbeitgeber, beheimatet ist. Selbst seinem Arbeitgeber hat er eine Szene gewidmet: »Der Hasenstall mit der offenen Tür soll symbolisieren, dass ich mich als Arbeitnehmer immer frei bewegen konnte und quasi immer Auslauf hatte«, so seine Erklärung. Die Berge und Täler der Krippenlandschaft stehen für die vielen Höhen und Tiefen, die er selbst in seinem Leben durchmachen musste. Die zwei liegenden Schafe vor der heiligen Familie bedeuten: »Lasset die Kinder zu mir kommen« und Kisters meint damit seine Kinder und Enkelkinder.

30 Jahre lang stand die Krippe im Keller des Hauses von Franz Kisters. Als seine Familie 1950 von München-Schwabing nach Waldtrudering umzog, ging die ursprüngliche Familienkrippe aus der Kriegszeit verloren. 20 Jahre später hat er sich seiner Krippenleidenschaft erinnert und mit dem Bau der jetzigen Krippe begonnen. »Ich habe sie nur für mich allein gebaut, bis ich sie vor zehn Jahren der Öffentlichkeit präsentiert habe, denn meine Kinder wollten sie nicht weiter pflegen. So habe ich mich entschlossen die Krippe der Stadt Ebersberg zu schenken und sie bis zu meinem Lebensende zu betreuen«. oh

Artikel vom 25.01.2011
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