Orientierungslosigkeit bei der Lotsensuche

Giesing/Harlaching · Irrungen und Wirrungen

Giesing/Harlaching · Schülerlotsen sind wichtig. Besonders wichtig scheint ihr Einsatz aber rund um die Ichoschule zu sein. Verkehrsumtost in einer Art Inselkonstruktion ist die Ichoschule eingepfercht zwischen Hauptverkehrsadern wie der Silberhornstraße und dem Giesinger Berg.

Der Bedarf an helfenden Engeln für die Grundschüler ist weithin unbestritten. Unlängst wurde die Forderung nach regelmäßiger Schulweghilfe auch zum Gegenstand der örtlichen Bürgerversammlung in Obergiesing-Fasangarten. Viele Eltern sorgen sich und sehen diesen Sicherheitsaspekt als Teil der »kommunalen Daseinsvorsorge«. Mit viel Engagement suchen Schulleitung und Elternbeirat indes auch selbst nach geeignetem und vor allem ehrenamtlichen Personal. Das Bedürfnis ist nicht gerade riesig, den stolzen Dienst bei Hitze und Kälte, Wind und Wetter zu verrichten. Doch wer ist letztlich zuständig für den Sucherfolg? Diese Frage wird nicht nur von Eltern und Schule einerseits sowie vonseiten der Stadt andererseits kontrovers betrachtet – auch der Bezirksausschuss diskutierte zu dieser Frage in seiner letzten Sitzung vor der Weihnachtspause umfangreich. Schließlich formulierte der BA mit knapper Mehrheit eine zweiteilige Forderung: Ein unbedingtes »Ja« zum Schulweghelfer war aus dem Gremium zu hören – auch wenn die Frage der genauen Organisation, zu Zeitmodellen und anderen Fragen erst noch im Unterausschuss behandelt werden soll. Vor allem aber will der BA eine »zeitgemäße Vergütung« – wohl oberhalb jener 5,80 Euro, welche die Stadt derzeit als Aufwandsentschädigung für die Helfer pro Stunde zahlt.

Steter Tenor im Stadtteilgremium war aber die Forderung an die Stadt, sich aus ihrer Fürsorgeverpflichtung in dieser Frage nicht zurück zu ziehen. Denn das in dieser Causa kommunal verantwortliche Kreisverwaltungsreferat (KVR) hat zwar nach internen Untersuchungen längst festgestellt, dass die menschliche Hilfe auf dem Schulweg sicher die beste Lösung ist und allen Ampeln und Wegmarkierungen vorzuziehen wäre – doch gleichzeitig sollen Schulen und Elternvertreter die Schulweghelfer doch bitte selbst finden.

Dazu sind diese auch bereit. Doch wie BA-Mitglied Paolo Sala (Grüne) im Bezirksausschuss zu berichten wusste, genügen Eigeninitiative und Engagement offenbar noch längst nicht. Der gebürtige Italiener Sala wollte sich selbst als quasi Teilzeit-Schülerlotse zur Verfügung stellen – wegen seiner beruflichen Verpflichtungen könne er den Dienst nicht jeden Tag verrichten. Doch aus seinem selbst beabsichtigten »Job-Sharing« mit mehreren, dann weniger gestressten Teilzeitlotsen wird wohl nichts. »Das KVR wollte keine Teilzeitlotsen«, berichtete Sala aus seinem Dialog mit einer KVR-Sachbearbeiterin. Diese habe zudem unterstrichen, dass Ausländer weniger geeignet seien. Auf Salas Nachfrage war ihm immerhin beschieden worden, EU-Bürger mit guten Deutschkenntnissen würden in Frage kommen.

»Bin ich eigentlich hier noch auf dem richtigen Dampfer«, erregte sich nicht nur SPD-Mandatarin Birgit Knoblach über die von Sala kolportierte KVR-Aussage. Im BA mochte man nicht verstehen, warum einerseits verzweifelt Helfer gesucht würden, andererseits die Stadt aber derartige Regeln aufstelle. Eine Haltung, die auf Nachfrage vonseiten des KVR abgeschwächt wurde. Grundvoraussetzung für den Einsatz sei nur, dass sich die potentiellen Helfer mit den Kindern auch verständigen könnten. Auch sei eine Stunden- und Arbeitsteilung unter mehreren Helfern keinesfalls ausgeschlossen. Die Behörde will möglichst bald alle Schulen mit Helfern versorgt sehen – und fahndet wenigstens im Internet. Schade nur: bei den aufgeführten Schulen mit entsprechendem Versorgungsbedarf fehlt die Ichoschule. Für Schule und Elternbeirat ein kaum nachvollziehbarer Umstand.

Harald Hettich

Artikel vom 29.12.2010
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