Aus der Reihe „Denkmalgeschütze Objekte in Unterhaching“ vom Heimatpfleger Staudter

Unterhaching · Die Pestsäule oder „de stoanane Sailn“

Unterhaching · Von denkmalgeschützten Bauten in Unterhaching zu sprechen wäre etwas unkorrekt, denn die Pestsäule ließe sich nicht unter Bauten einreihen. Sie ist deshalb die Ausnahme unter den inzwischen nur noch acht denkmalgeschützten Objekten.

Über die Unterschutzstellung der Säule wurde die Unterhachinger Bevölkerung im Amtsblatt vom 11. Juli 1986 informiert, außerdem im Band „Denkmäler in Bayern – Landkreis München“. Dort ist jedoch nur von einem Bildstock, Tuffsteinpfeiler aus dem 16. Jahrhundert die Rede. Der Name Pestsäule ist demnach nicht amtlich, denn es gibt verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Pestsäule mag davon herrühren, dass nach der Aussage von Hans Durach beim Umpflügen menschliche Knochen gefunden wurden. Pesttote wurden meist weit außerhalb der Besiedelung bestattet. Weiterhin weist die Entstehung der Säule um 1520 einen zeitlichen Zusammenhang mit der Pestepidemie 1517 in München auf, deren Ende ja durch den Schäfflertanz noch heute im Gedächtnis geblieben ist. Georg Neumann sen. erinnerte sich, dass noch 1937 in einer Bildnische ein halb verrostetes Ölbild mit der Jahreszahl 1635 hing. Bekanntlich war dies eines der schlimmsten Pestjahre während des Dreißigjährigen Krieges.

Die 2,50 Meter hohe Säule aus Gleißentaler Tuffstein weist bauliche Merkmale der Spätgotik auf wie spitzbogig zulaufende Bildnischen, Abkantung der Ecken und gotischer Helm. Die drei Bildnischen lassen aber auch den Schluss zu, dass hier ein Gelöbnis mit Votivbildern eingelöst wurde. Von den ursprünglichen Bildern ist nichts überliefert. Die jetzigen Bilder wurden 1982 vom Hobbymaler Albert Riedmair geschaffen und 1998 vom Kunstmaler Erich Johner erneuert. Die mittlere Bildnische zeigt die Heilige Familie, kunsthistorisch als Heiliger Wandel bezeichnet, und ist dem Hauptaltarbild von St. Korbinian nachempfunden. Vorbild für das zweite Bild war das ehemalige Altarbild von St. Alto. Es zeigt den Bischof mit Stab, Messer (als Zeichen der Rodung) und Jesuskind. Im dritten Bild ist der heilige Korbinian mit Bischofsstab, Bibel und Bär dargestellt, ebenfalls einer Statue in der Pfarrkirche nachempfunden.

Eine dritte Entstehungsversion liefert uns der Flurname „Martersäule“. Kreuze aus Tuff und manchmal auch Säulen markieren vielfach den Ort eines Verbrechens und wurden als Zeichen der Sühne aufgestellt. Gestützt könnte diese Annahme durch das in den Tuff eingemeißelte durchbohrte Herz, flankiert von den Buchstaben C und R werden. Diese Buchstaben stehen für Christus und Rex (König). Die Säule musste 1968 bei den Bauarbeiten für die Großsiedlung Grünau von ihrem angestammten Platz an einer Abzweigung der Truderinger Straße weichen. Ein Baggerführer tat dies so unsachgemäß, dass sie in der Mitte auseinanderbrach. Der daraufhin von Steinmetz Gröger reparierte Bildstock fand seinen neuen Platz nun 50 Meter südlich in einer heckenumzäunten Wiese vor dem Haus Stauffenberg-Straße 39.

An den ehemaligen Standort erinnert auch noch die Säulenstraße.

Die Reihe über die Unterhachinger Denkmäler wird fortgesetzt.

Artikel vom 22.12.2010
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