Das Unterhachinger Heimatmuseum widmet sich Matthias Erzberger

Unterhaching · Erste Sonderausstellung im Heimatmuseum

Matthias Erzberger (1919) Foto: Diethart Krebs / Bundesarchiv 146-1989-072-16

Matthias Erzberger (1919) Foto: Diethart Krebs / Bundesarchiv 146-1989-072-16

Unterhaching · Es gibt kaum Orte in Bayern, in denen es eine Matthias Erzberger-Straße gibt. In Unterhaching wurde dem Politiker schon im Jahr 1947 eine Straße gewidmet. Grund genug sich mit einer Sonderausstellung im Heimatmuseum dem Wirken des schwäbischen Politikers zu nähern. Matthias Erzberger wurde am 20. September 1875 als Sohn des Schneiders und nebenberuflichen Postboten Josef Erzberger und dessen Frau Katherina in Buttenhausen auf der Schwäbischen Alb geboren.

Schon früh begann er sein Engagement in katholischen Arbeitervereinen und in der Zentrumspartei. Im Jahr 1899 beteiligte sich Erzberger an der Gründung Christlicher Gewerkschaften. Bereits 1903 wurde Erzberger, als damals jüngster Abgeordneter in den Reichstag gewählt und repräsentierte dort den neuen Typ des Berufspolitikers.

Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges übernahm Erzberger die Leitung der Auslandspropaganda des Deutschen Reiches und richtete einen Auslandsgeheimdienst ein. Als Sonderbotschafter bemühte er sich mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und der Reichsregierung auf diplomatischer Ebene vergebens, Italien und Rumänien vom Kriegseintritt gegen das Deutsche Reich abzuhalten. Im Verlauf des Weltkrieges war Erzberger neben Karl Liebknecht (Reichstagsabgeordneter der SPD/USPD) der einzige Politiker, der öffentlich die passive Haltung Deutschlands zur Politik des türkischen Verbündeten gegenüber der nichtmuslimischen Bevölkerung im Osmanischen Reich kritisierte, dabei vor allem den Völkermord an den Armeniern und an den Griechen.

Nachdem Erzberger im Weltkrieg anfänglich für einen „Siegfrieden“ eingetreten war, setzte er sich später für einen „Verständigungsfrieden“ ein. Am 6. Juli 1917 forderte er in einer Reichstagsdebatte, Deutschland müsse auf Annexionen verzichten. Am 19. Juli 1917 stimmte die Mehrheit des Reichstages der von ihm in diesem Sinne eingereichten Friedensresolution zu. Anfang Oktober 1918 ernannte der neue Reichskanzler Prinz Max von Baden Erzberger zum Staatssekretär. Er wurde zum Leiter der Waffenstillstandskommission berufen und unterzeichnete auf Wunsch Paul von Hindenburgs am 11. November 1918 als erster der vierköpfigen deutschen Delegation den Waffenstillstand von Compiegne, der die Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges beendete. Im Januar 1919 wurde er in die Weimarer Nationalversammlung gewählt. Im Kabinett Scheidemann wurde er als Chef der Waffenstillstandskommission zum Reichsminister ernannt und hatte in dieser Funktion die Durchführung des Waffenstillstands zu überwachen. Er baute die Steuerverwaltung neu auf und legte mit seinen Reformen – unter anderem der Einführung des direkten Lohnsteuerabzuges – die Grundlagen für das noch heute vorhandene deutsche Steuersystem. Matthias Erzberger wurde am 21.August 1921 in Bad Griesbach im Schwarzwald ermordet.

Der Förderverein Unterhachinger Heimatmuseum e.V. nimmt das Inkrafttreten des Versailler Vertrages vor 90 Jahren zum Anlass, die erste Sonderausstellung Matthias Erzberger zu widmen. Der Festakt zur Eröffnung der Sonderausstellung fand am Jahrestag des Waffenstillstandes, am 11. November statt. Die Sonderaustellung ist geöffnet an den Sonntagen des 21. und 28. November, sowie am 5. und am 12. Dezember von 13.00 bis 17.00 Uhr. Zusätzlich bietet das Heimatmuseum Sonderöffnungen jeweils am 17. und 24. November sowie am 1. und 8. Dezember in der Zeit von 18.00 bis 21.00 Uhr an.

Besuchen Sie das Unterhachinger Heimatmuseum – Geschichte lebendig gemacht.

Artikel vom 18.11.2010
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