Prüfungen für einen Rathaus-Abriss gehen weiter

Vaterstetten · Einberufung eines Sonderältestenrates

Vaterstetten · Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, einen Sonderältestenrat einzuberufen, der sich mit den Varianten der »Verwertung der Flächen beim Erhalt des Rathauses«, sowie einem eventuellen Abbruch und Neubau beschäftigt.

Schon vor einigen Monaten hat die Fraktion der Grünen vorgeschlagen, das Rathaus abzureißen statt für geschätzte vier bis sechs Millionen Euro zu sanieren. Denn selbst wenn das Gebäude energetisch und brandschutztechnisch auf dem neuesten Stand wäre, hätte man immer noch ein architektonisch altes Haus, das dem modernen Verwaltungsablauf nicht genügt. Dieser Gedanke wurde damals im Gemeinderat äußerst kontrovers diskutiert. Ein interfraktioneller Arbeitskreis unter Leitung des zweiten Bürgermeisters Martin Wagner wurde eingesetzt, der sich mit der Zukunft des Rathaus-Gebäudes befasste. Über die Sommerpause konkretisierte die SPD-Fraktion das Thema und suchte schließlich das Gespräch mit der CSU. Herausgekommen ist ein Antrag beider Fraktionen »zur Einleitung eines EU-weiten Dialogverfahrens zur Gestaltung moderner Ortszentren in Vaterstetten und Baldham«.

Das könnte nun gleich zwei Lösungen bedeuten. Denn überlegt wird nun, ob es nicht Sinn macht, die unschöne Baulücke im Baldhamer Ortszentrum mit einem Gebäude zu schließen, in das das Rathaus vorübergehend einziehen könnte. Der Bau in der Wendelsteinstraße würde dann abgerissen und das gesamte Areal von Kirche bis Polizei und Feld könnte in »ein Nahversorgungszentrum in einer für den Standort passenden Größe«, gleich oder später in Kombination mit einem Bürgersaal verwandelt werden. Ist dieses Projekt schließlich fertiggestellt, kann die Verwaltung wieder in die Wendelsteinstraße zurückziehen und das freigewordene Gebäude am Baldhamer S-Bahnhof böte endlich den ersehnten Platz für die VHS und die Musikschule.

Auch die Fraktion der Grünen schloss sich gerne diesem Antrag an, mit dem Ergänzungswunsch, das doch bei den Gemeindebürgern sehr emotional belegte Thema mit ständiger Information an die Bevölkerung zu verknüpfen, um weitere Ideen zu gewinnen und späteren Ärger zu vermeiden.

Das Projekt klingt wie die Geschichte der eierlegenden Wollmilchsau. Das Areal um den Baldhamer Marktplatz wird endlich vervollständigt, in Vaterstetten wird alles neu und die ansässigen Bildungseinrichtungen müssten sich nicht mehr mit den Schulen über die wenigen Räumlichkeiten auseinandersetzen. Doch bis es so weit kommen könnte wird wohl noch einige Zeit vergehen. Der Sonderältestenrat soll sich nun mit dem Thema befassen.

Über Zahlen möchte der Fraktionsvorsitzende der CSU, Michael Niebler, noch nicht sprechen. »Erst müssen wir sehen, was machbar ist«. Der einzige FDP-Vertreter im Gemeinderat, Wolfgang Will, fürchtet sogar, dass die Gemeinde eine Gegenfinanzierung nur durch eine Ausweisung von Bauland und den Verkauf weiterer Grundstücke erwirtschaften könnte.

Auf alle Fälle bleibt es spannend, ob die ersten Berechnungen sich tatsächlich als richtig erweisen, dass ein Neubau durch einen Investor einen dringend benötigten großen Veranstaltungsort – sprich Bürgersaal – und vielleicht sogar ein Kino möglich machen könnte. Sobald konkrete Zahlen und Pläne da sind, wird es auf alle Fälle eine Sonderbürgerversammlung geben. Ein zweites Stuttgart 21 wollen Vaterstettens Gemeinderäte nach eigenen Worten nicht.

ed

Artikel vom 17.11.2010
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