Generelle Benutzungsgebühr wird vom Gemeinderat abgelehnt

Unterhaching · Wer säumig ist, muss mehr zahlen

Tanja Keller leitet seit Jahren die Gemeindebücherei Unterhaching. Foto: Kohnke

Tanja Keller leitet seit Jahren die Gemeindebücherei Unterhaching. Foto: Kohnke

Unterhaching · »Es ist eine tolle Einrichtung, und das ist der richtige Ansatz: Nur was selbstverschuldet ist, wie etwa die Verzugsgebühr, kostet künftig mehr«. Mit wenigen Worten fasste Richard Raiser (CSU) den Beschluss des Gemeinderats zusammen. Auf der jüngsten Sitzung hatte das Gremium nicht nur über eine neue Satzung für die Benutzung der Bücherei, sondern auch über die Einführung einer Verwaltungsgebühr zu befinden. Entscheidungshilfen dazu gab die Leiterin der Bibliothek, Tanja Keller.

Treffpunkt für die ganze Familie

Man hüte sich vor verstaubten Klischees, was das Ambiente einer Gemeindebücherei betrifft. In Tanja Kellers Einrichtung am Rathausplatz 11 tobt das Leben. Hier straft niemand ein zu lautes Blättern oder ähnliches mit einem verkniffenen Hüsteln. Hier gibt es auch eine Spielecke. Wer es leiser mag, geht in den Lesesaal im zweiten Stock. Platz genug für die Interessen aller Bücherfreunde ist auf den 600 Quadratmetern unter Garantie. Die innovativen Ideen der engagierten Bibliothekarin drücken sich konsequenterweise auch in ihrem Erscheinungsbild aus. Das Haupt der 39-Jährigen schmückt eine frech gefranste Frisur, lila und pink gesträhnt. Erst hätten die Leute geschaut, jetzt aber fragten die meisten schon: »Na, wie sitzen denn heut’ die Haare«, freut sich Tanja Keller. Sie nähme es mit Humor, schließlich stünden sie und ihr 13-köpfiges Team in der Öffentlichkeit, seien Ansprechpartner für Groß und Klein. »Wir sind mittlerweile ein kinderfreundlicher Familientreffpunkt geworden«, ist die 39-Jährige stolz. Die Basis dafür bildet eine Konzeption, die im Rahmen einer Fortbildung vor drei Jahren erarbeitet wurde.

Kinder als Leser gewinnen

Auf Grundlage der Bevölkerungsstatistik und in Verbindung mit den aktiven Kunden der Bücherei kam es dabei zur Festlegung von Zielgruppen: Kinder bis 12 Jahre, Eltern, Familien, Senioren und Schüler der Klassen 1 bis 6. So könne den Ansprüchen gezielter begegnet werden. »Die Anzahl unserer Lesekinder hat sich seitdem verdoppelt«, berichtet Tanja Keller. Täglich kämen zwischen 300 und 350 Besucher, jeder einzelne sei willkommen.

Neue Attraktionen im kommenden Jahr

Mit neuen Nutzergruppen rechnet die Büchereileiterin im kommenden Jahr: »Wir sind die bisher erste Bücherei im Münchner Landkreis, die Konsolenspiele wie Nintendo DS oder Nintendo Wii im Medienangebot haben werden.« Das sei ein richtiger Knüller. Möglich mache dies die Förderung durch zusätzliche Landesmittel. Neben dieser Unterstützung sowie der gemeindlichen (u.a. 45.000 Euro Medien- und 10.000 Euro Veranstaltungsetat) stellen die Bußgelder die größte Einnahmeposition dar. »Und deren Höhe hat wirklich jeder Nutzer selbst in der Hand«, betont Keller und nennt einige der neuen Gebühren: die bisherige Versäumnisgebühr für Bücher, CDs und Zeitschriften erhöhe sich von derzeit 50 Cent pro angefangener Woche auf 20 Cent pro Tag und Medieneinheit. Eine verspätet abgegebene DVD koste von jetzt 2,50 Euro pro Woche ab Januar 1 Euro täglich. Den Ersatzausweis für 3 Euro gäbe es ab 2011 für 5 Euro. Die Einführung einer allgemeinen Nutzungsgebühr lehnt Tanja Keller ab. Es ginge ihr um Familien mit vielen Kindern, generell um alle Menschen, die vielleicht nicht so viel Geld zur Verfügung haben. »Mir geht es um alle die, die ich sonst verlieren würde«, setzt sich die Büchereileiterin für eine kostenlose Ausleihe ein. Vor versammeltem Gremium betonte Bürgermeister Wolfgang Panzer, dessen Familie auch zu den eifrigen Nutzern der Bücherei zählt, dass der Bußgeldkatalog zuletzt 2002 überarbeitet worden sei.

Keine generelle Nutzungsgebühr

Nach Ansicht der Verwaltung sei daher eine Erhöhung der verschiedenen Posten in Bezug auf die Leistung der Bibliothek angemessen. Von der Einführung einer generellen Benutzungsgebühr werde derzeit aber abgesehen, um die Chancengleichheit in Unterhaching zu gewährleisten. Dem folgten die Gemeinderäte einstimmig und beschlossen zudem den Neuerlass der Satzung. »So kann die Gemeinde dokumentieren, dass sie ihren Bildungsauftrag auch ernst nimmt«, zeigte sich Richard Raiser erfreut. Auch Büchereileiterin Tanja Keller ist zufrieden und steuert – zumindest in ihren Träumen – auf das nächste Ziel zu: »Ich fände es unheimlich schön, wenn wir in der Bücherei ein kleines Café hätten, mit Getränken und kleinen Snacks«. Das würde den Kreis der Bücherfreunde weiter erhöhen und auch der Lesefreude förderlich sein. Geöffnet ist die Bücherei am Rathausplatz montags, mittwochs und freitags von 10 bis 19 Uhr, dienstags und donnerstags von 14 bis 19 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr.

K. Kohnke

Artikel vom 27.10.2010
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