CSU informierte Bürger geplante Vaterstettener Ortsmitte

Vaterstetten · Rathaus-Abriss?

Blick aus dem Baldhamer Turm auf den Platz, wo das Haus für VHS und Musikschule gebaut werden soll.	Foto: ed

Blick aus dem Baldhamer Turm auf den Platz, wo das Haus für VHS und Musikschule gebaut werden soll. Foto: ed

Vaterstetten · Die Lebensmittelversorgung in Vaterstettens Ortsmitte wird knapper. Erst im Dezember hat ein Supermarkt geschlossen, Bürgermeister Robert Niedergesäß befürchtet, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch der andere Versorger schließt.

Deswegen hat sich die Gemeinde entschlossen, die Ortsmitte attraktiver zu gestalten, um die Nahversorgung aufrecht zu erhalten. Hierzu wurde eigens eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe unter der Leitung des Zweiten Bürgermeisters Martin Wagner (CSU) ein­gerichtet. Auf dem zirka 7.500 Quadratmeter großen Grundstück, das die Ge­meinde 2002/2003 gekauft hat, soll ein kleines Ein­kaufszentrum entstehen, »aber nicht in Konkurrenz zu anderen großen Zentren wie z. B. den Riem Arcaden. Wir wollen keinen über­regionalen Verkehr anziehen«, erklärte Bürgermeister Robert Niedergesäß auf einer Informationsveranstaltung für die Anwohner, zu der die CSU vergangenen Dienstag eingeladen hatte. Die zentralen Fragen bei der Überplanung des Areals sind nun: Das Rathaus abreißen oder nicht, Bürgersaal ja oder nein.

Das 1972 erbaute Rathaus wurde zwar erst vor zwölf Jahren für 1,8 Millionen aufgestockt, für den Abriss sprechen dennoch einige Gründe: Jedes Jahr steigen die Betriebskosten aufgrund mangelnder Energiestandards. Der Brandschutz entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen, der große Fasching darf schon seit zwei Jahren nicht mehr dort gefeiert werden. Es herrscht Platznot, denn mit der Einwohnerzahl in Vaterstetten ist auch die Verwaltung gewachsen. Eine Sanierung würde sich jedoch nicht lohnen. Allein die Kosten für eine energetische Sanierung und Brandschutzmaßnahmen würden sich laut Gutachten eines Ingenieurbüros auf rund 3,4 Millionen Euro belaufen, eine komplette Sanierung inklusive Hausinstallationen, Barrierefreiheit, Schaffung neuer Räume usw. auf rund sechs Millionen. Außerdem sei das Rathaus hinsichtlich eines Gesamtkonzepts für die Gestaltung des Areals ungünstig gelegen, so Niedergesäß.

Eine weitere Überlegung: Würde das Rathaus neu gebaut werden, könnte man dort den seit über 30 Jahren geforderten Bürgersaal integrieren und hätte nur Betriebskosten für ein Gebäude. Denn in Zeiten leerer Gemeindesäckel einen separaten Bürgersaal zu bauen, kann sich Vaterstetten wohl nicht leisten. Nach dem Kauf des Grundstücks vor sieben Jahren hatte die Gemeinde bereits einen europaweiten Ideenwettbewerb ausgeschrieben, der aber trotz 335 Bewerbern kein zufrieden stellendes Ergebnis gebracht hatte. Der Bürgersaal alleine wurde damals mit 10 Millionen Euro veranschlagt, zuzüglich Tiefgarage 15 Millionen. Im Rahmen eines Gesamtkonzepts könnte er jetzt aber Wirklichkeit werden. Allerdings ist die Finanzierung noch nicht geklärt. Niedergesäß stellte klar: »Eine große Lösung muss gegenfinanziert werden, das geht nicht mit Krediten. Da müsste die Gemeinde Grund oder Immobilien verkaufen. Ein Bürgersaal ist für einen Investor nicht wirtschaftlich. Ohne Bürgersaal würde die Gemeinde verdienen, davon könnte irgendwann ein Bürgersaal gebaut werden.«

Dennoch will man verschiedene Varianten planen lassen. »Das neue Dialogverfahren macht das möglich«, erklärte Wagner. Bei diesem seit wenigen Jahren existierenden Verfahren arbeiten Investoren, Architekten und Kommunen zusammen. »Der Vorteil ist, dass wir keine detaillierten Vorgaben mehr machen müssen und jederzeit bei den Planungen mitreden und eingreifen können«, so Wagner. Daher werde die Gemeinde zwei Varianten EU-weit ausschreiben. Die erste: Das Rathaus bleibt bestehen, mit oder ohne Bürgersaal, plus Nahversorgungszentrum.

Variante zwei: Die Planer haben die Aufgabe, auf dem Areal ein Rathaus, einen Bürgersaal, ein Nahversorgungszentrum, einen Rathausplatz und eventuell Wohnungen unterzubringen. Die Polizei könnte ins Rettungszentrum oder auf die Gemeinbedarfsfläche südlich des Rathauses, wo derzeit Parkplätze sind, umgesiedelt werden, sie müsse ohnehin aus den Provisorien raus.

Sollte das Rathaus tatsächlich abgerissen werden, stellt sich eine neue Frage: Wohin mit der Gemeindeverwaltung und »wo sollen dann Veranstaltungen stattfinden, wenn es keinen Lichthof mehr gibt?«, fragte der Leiter der Musikschule, Kurt Schneeweis. Die SPD schlug vor, das geplante Haus für VHS und Musikschule in Baldhams Ortsmitte rasch zu bauen, das dann das Vaterstettener Rathaus während der Zeit des Neubaus beherbergen könne. »Wir müssen allerdings scharf rechnen, ob die Auslagerung was bringt«, räumte SPD-Fraktionssprecher Günther Lenz ein. Dennoch fand dieser Vorschlag auch bei Grünen und der CSU Zustimmung. Über das Thema »Ortsmitte Vaterstetten« wird der Gemeinderat in seiner November-Sitzung beraten und abstimmen. S. Föll

Artikel vom 26.10.2010
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