Erläuterungen zum Gemeindewappen von Günter Staudter

Unterhachinger Gründungsgeschichte

Unterhaching · Beide Teile des Unterhachinger Wappens sind geprägt durch den kirchlichen Grundbesitz in unserer Gemeinde. Wie schon berichtet, zeigt der obere Teil des Wappens einen Abtstab mit Schweißtuch, der auf das Kloster Schäftlarn hinweist. Die heraldische Wappenbeschreibung des unteren Teils lautet: Auf blauen Wellen schwebend ein grünes Seeblatt.

Heraldisch ist ein Seeblatt ein stilisiertes Seerosenblatt. Dieses ist dem Wappen des Klosters Tegernsee entnommen. Die früheste Erwähnung der Tegernseer Seeblätter findet sich im Gudrunlied, das 1233 von einem Tegernseer Mönch aufgeschrieben worden sein soll, dort heißt es: „Sebleter swebent dar inne.“

Der Bezug Unterhachings zu diesem Kloster liegt nicht nur darin, dass die Tegernseer Landstraße durch unsere Gemeinde führt, sondern vielmehr daran, dass das Kloster bis zur Säkularisation 1803 der größte Grundbesitzer in Unterhaching war. Mein Vorgänger als Gemeindeheimatpfleger Rudolf Felzmann berichtet, dass sich damals im kirchlichen Obereigentum 38 Höfe befanden, davon gehörten 10 dem Kloster Tegernsee. Und zwar: Haus-Nr. 38 Körkotten, Nr. 39 Hoiß, Nr. 43 Josefihof, Nr. 48 Untermüller, Nr. 50 Kammerloher, Nr. 53 Marxhof, Nr. 55 Urz, Nr. 57 Sappl, Nr. 58 Schatzpauli, Nr. 59 Fabel (genauere Angaben hierzu siehe Unterhachinger Heimatbuch von R. Felzmann, S. 63-67 und 284-315).

Die Benediktinerabtei Tegernsee war das bedeutendste Kloster in Altbaiern, gegründet 746 oder 765 von den Brüdern Oatkar und Adalbert aus dem Adelsgeschlecht der Huosi, besiedelt mit Mönchen aus St. Gallen, die Kirche geweiht dem Hl. Quirin. Im 11. Jahrhundert wurde das Kloster Zentrum von Literatur, Buchkunst und Gelehrsamkeit. Nach einigen Niedergängen entstanden hier weitreichende Reformideen, vor allem für das benediktinische Mönchstum. Nach Angriffen der Schweden wurde das Kloster 1684/88 barockisiert. 1803 wurde die Abtei im Zug der Säkularisation aufgehoben, das Vermögen fiel an den Staat. Laut Tegernseer Chronik wurden dabei unermessliche kulturelle Werte verschleudert. Der größte Teil der Gebäude zwischen Kirche und See verfiel. Dem wirtschaftlichen Desaster folgte ein unerwarteter Aufstieg, als König Maximilian I. Josef 1817 den Seitentrakt erwarb und ihn von Leo von Klenze zu seiner Sommerresidenz umgestalten ließ.

Dort empfing der König den russischen Zaren und den österreichischen Kaiser. Etliche aus der großen Gesellschaft Münchens folgten dem König und ließen sich am See Sommersitze bauen. Rund um den Tegernsee stiegen daher die Grundstückspreise gewaltig, so dass sich nur noch Vermögende die schönsten Plätze sichern konnte. Das brachte dem See den Ruf als „Lago di Bonzo“ ein. Durch Unterhaching wälzte sich nun eine zunehmende Schar von Sommerfrischlern. Weiterhin verhalfen die Maler der Münchner Schule im 19. Jahrhundert und um die Jahrhundertwende der Eisenbahnbau dem Tourismus zu großen Aufschwung.

Nach wie vor ist der nur 45 km entfernte Tegernsee für die Unterhachinger ein beliebtes Reiseziel. Häufig trifft man sie im Bräustüberl, vor sich eine Mass mit süffigem herzoglichen Bier, in den Mundwinkeln Reste des weltberühmten Obatzdn, weniger im kühlen Seewasser einherschwimmend mit dem seit Inbetriebnahme der Ringkanalisation immer kleiner werdenden Renken und fast gar nicht in der mit Kostbarkeiten gesegneten ehemaligen Klosterkirche St. Quirin.

Artikel vom 25.10.2010
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