Kultur und Gewerbe statt Backbetrieb

Giesing/Harlaching · Kraemermühle im Wandel

Die Umbauten der historischen Kraemermühle sind  bereits in vollem Gange. Foto: Hettich

Die Umbauten der historischen Kraemermühle sind bereits in vollem Gange. Foto: Hettich

Giesing/Harlaching · Die dröhnenden Bauarbeiten auf dem rund 37.000 Quadratmeter großen Gelände der Kraemerschen Kunstmühle an der Birkenleiten 41 in Obergiesing künden bereits vom nahen Wandel. Im früheren Reich von Getreide und Mehl wird nach dem jetzt durchgeführten Teilabriss künftig nichts so sein, wie es einmal war.

Nicht mehr Anlaufstelle für Bäcker oder Backbetriebe wird die terracottafarbene Mühle mehr sein – sie wird künftig vielmehr deutlich im Zeichen von Kultur, Kindern, Wohnen und Gewerbe stehen. Die Betreiberfamilie Kraemer argumentiert mit Blick auf die nahen Veränderungen vor allem mit dem strukturellen Wandel, der sich in der Branche während der letzten Jahre vollzogen hat. Fast eineinhalb Jahrhunderte hatte die Familie in Untergiesing Mehl gemahlen – doch die Zeichen der Zeit standen zuletzt nicht mehr günstig für die traditionsreiche Branche. Nun sollen neue Nutzungsformen diese Lücke schließen. Die ­Inhaber betonen, der Wandel solle »behutsam« von statten gehen. Dennoch ist er einschneidend. Der rund 36 Meter hohe Siloturm als bisheriges Wahrzeichen wird nach den Umbauten genauso wie andere Gebäudeteile des Ensembles verschwunden sein. Doch die Strukturen und vor allem das gewohnte Gebäude-Antlitz vor Ort sollen erhalten bleiben. So wird etwa an alter Stelle ein neuer Turm entstehen – etwas niedriger zwar als der bisherige, doch der traditionelle Charakter soll erhalten bleiben. Insgesamt belaufen sich die Projektkosten für die Maßnahme auf mehrere Millionen Euro. Das renommierte Münchner Architekturbüro Schindhelm zeichnet für die Planungen verantwortlich.

Wichtiger Bestandteil der Realisierungen ist dabei der neue Turm selbst. Auf einer Fläche von rund 1.750 Quadratmetern sind hier Kunstateliers und Wohnräume geplant. Das derzeit ebenso im bauliche Wandel befindliche Mühlengebäude selbst erfährt ebenfalls einen kräftigen Strukturwechsel. Gewerbeflächen und Ateliers sowie Büroflächen sind hier vorgesehen. Nach Plänen der Macher ist sogar eine Kindertagesstätte vor Ort denkbar. Highlight auch: im Untergeschoss des Haupttraktes soll eine kleine Kaffeerösterei einziehen – gute Gerüche also ebenso inklusive wie ein vor Ort ebenfalls geplantes Tageskaffee. Insgesamt will die Eigentümerfamilie hier nur sanftes Gewerbe etablieren und so ihrer Langzeitlinie treu bleiben.

Und auch Kultur bieten: in der eigenen, zum Mühlen­ensemble gehörenden Halle sind künftig anspruchsvolles Kabarett oder Musikabende geplant – ein Konzept wird derzeit ausgearbeitet. Keine Angst für Anwohner: eine Nachtmeile ähnlich der Kultfabrik oder ähnlicher Destinationen wird es vor Ort nicht geben.

Harald Hettich

Artikel vom 20.10.2010
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