Bajuwarensiedlung bei Bau von Biogasanlage gefunden

Taufkirchen · Großartiger Fund

Jetzt sind in Bergham schon wieder die Bagger bei ihrer Arbeit. Wo heute eine Biogasanlage gebaut wird, stand einst eine Bajuwarensiedlung. 	Foto: Schunk

Jetzt sind in Bergham schon wieder die Bagger bei ihrer Arbeit. Wo heute eine Biogasanlage gebaut wird, stand einst eine Bajuwarensiedlung. Foto: Schunk

Taufkirchen · Dass Taufkirchen als Siedlungsraum schon seit Langem beliebt ist, bewiesen jetzt erst Bauarbeiten an der Hochstraße in der Höhe des Dulipphofes, bei denen eine besonders große Bajuwarensiedlung, die zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert errichtete worden sein muss, gefunden wurde.

Der Bodendenkmalexperte Michael Schulz, der ehrenamtlich das Landesamt für Denkmalpflege mit seiner Arbeit unterstützt, wusste indes schon lange, dass sich in Bergham interessante Bodenschätze finden lassen, die Bodenvertiefungen, die vor allem in Luftaufnahmen deutlich sichtbar sind, sprechen für das Kennerauge Bände. Allerdings werden diese Schätze immer erst dann gehoben, wenn eine Bautätigkeit den Aushub dieser Flächen nötig macht, erläutert Michael Schulz.

So soll an der Stelle, wo sich über rund 800 Meter einst die Bajuwarensiedlung ausdehnte heute eine Biogasanlage entstehen. Was für das ungeübte Auge wenig spektakulär aussieht, versetzt den Experten in Entzücken, bietet es ihm doch die Möglichkeit wie durch eine Art Zeitfenster zurück in die Vergangenheit zu blicken, erklärt Schulz. Begeistert ist Michael Schulz vor allem von der Größe der Siedlung, die jetzt freigelegt wurde und ihresgleichen sucht. Dunkle Flecken in Kreisform, von denen rund 700 Stück auf der abgeschobenen Fläche entdeckt wurden, erzählen dem Betrachter, dass sich an dieser Stelle eine stattliche Anzahl an so genannten Pfostenhäusern befunden hat.

Zur Errichtung dieser Häuser wurden Holzpfosten bis zu einem Meter tief in den Boden gegraben, die offenen Stellen zwischen den Pfosten wurden mit einem Lehmgemisch versiegelt. Die sechs dunklen Rechtecke, die bei den Grabungen zu Tage befördert wurden, zeugen von Grubenhäusern, in denen handwerklichen Arbeiten nachgegangen wurde, informiert Schulz. »Die Lage in Bergham war damals für die Siedler einfach perfekt. Durch die Hanglage war man vor Hochwasser geschützt, hatte aber nicht weit zu gehen, wenn man Trinkwasser brauchte«, erklärt Schulz begeistert.

Gesichert wurden neben den zahlreichen Bodenverfärbungen auch einige Keramikscherben und Knochensplitter, so Schulz, die Auswertung der Funde wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Oftmals würden solche Bodenschätze bereits zwei Handbreit unter der Erde gefunden, da heißt es behutsam bei den Grabungen vorgehen. Für den Bauherren, auf dessen Grund die Funde gemacht werden, bedeutet das einen einstweiligen Baustopp, bis alle Befunde aufgenommen wurden. Aus diesem Grund sind die Mitarbeiter der mit der Grabung beauftragten Firmen auch zur Eile angehalten, denn jeder Tag Baustopp kostet den Bauherren Geld, so Schulz. Die Kunst bestünde darin, in möglichst kurzer Zeit, alle Spuren aufzunehmen und zu sichern. Aber nicht nur Taufkirchen, vielmehr das gesamte Hachinger Tal sei eine wahre Schatztruhe für Archäologen, denn die Bodenschätze, die es hier zu finden gibt, reichen bis in die Jungsteinzeit zurück.

Allerdings lohnt sich die Suche für Schatzjäger nicht, denn die Funde hätten zwar einen hohen historischen Wert, doch verbergen sich keine Gold- und Silberschätze im Taufkirchner Boden, erklärt Michael Schulz. Stolz ist auch Bürgermeister Jörg Pötke auf den erneuten Fund auf Taufkirchner Grund. »Nicht nur Taufkirchen, das ganze Hachinger Tal kann auf seine alte Geschichte stolz sein«, so der Rathauschef. Leider könne man diese Schätze immer nur Scheibchenweise heben, immer dann nämlich, wenn eine neue Bautätigkeit geplant sei. Dann dürfe man aber immer gespannt sein, welche historischen Funde wieder zu Tage treten, betont Bürgermeister Jörg Pötke.

hw

Artikel vom 19.10.2010
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