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KKO-Mitglieder stimmen für die Loslösung von der VHS
Ottobrunn · Nächster Schritt in die Unabhängigkeit
Nach langen Diskussionen entschied sich die Mehrheit der KKO-Mitglieder für eine Herauslösung der VHS aus dem Verein. Foto: mst
Ottobrunn · Es war eine heftig umkämpfte Entscheidung, am Schluss stand sie aber doch mit großer Mehrheit: 93 von 139 Stimmberechtigten haben auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Ottobrunner Kulturkreises (KKO) im Wolf-Ferrari-Haus für die umstrittene Ausgliederung der VHS aus dem Verein votiert.
Zwar ist nur ein Grundsatzbeschluss gefasst worden, der – wie es in der Beschlussvorlage heißt – den KKO-Vorstand ermächtigt, »Überlegungen zum Übergang der VHS in die Zuständigkeit und Verantwortung der Gemeinden Ottobrunn, Neubiberg, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hohenbrunn und Putzbrunn« zuzustimmen. Doch allen ist klar: Die Zeiten, in denen der KKO und damit die Gemeinde Ottobrunn das Sagen über die VHS hatten, gehören bald der Vergangenheit an. Eine entsprechende Satzungsänderung wird vermutlich bereits in der kommenden Mitgliederversammlung beschlossen. Steht damit die Zukunftsfähigkeit der anderen drei Abteilungen – die Kindertageseinrichtungen, die Rosmarie-Theobald-Musikschule (RTM) und die Ballettschule – des 1957 gegründeten Vereins auf dem Spiel? Kommt es jetzt dort angesichts der hohen Rücklagen der VHS zu »Liquiditätsengpässen«, wie der langjährige KKO-Schatzmeister Gerhard Sumper und viele andere Kritiker befürchten? An diesen Fragen schieden sich drei Stunden lang die Geister. Wie berichtet, strebt deren Leiter Karl Heinz Eisfeld eine organisatorische und rechtliche Eigenständigkeit der örtlichen Volkshochschule an, um dem »regionalen Bildungsauftrag« im südöstlichen Landkreis insgesamt besser gerecht werden zu können.
Ein formales Zeichen war bereits gesetzt worden: Zu Jahresbeginn hatte sich die damalige »vhs Ottobrunn-Neubiberg« in die »vhs SüdOst« umbenannt. Sie untersteht allerdings weiterhin dem KKO und ist damit an die Gemeinde Ottobrunn gebunden. Auch jetzt verteidigte Eisfeld vehement sein Vorhaben, die VHS in eine Art Kommunalunternehmen zu überführen: »Ich komme mir vor wie im falschen Film«, kommentierte er verärgert die gegnerischen Standpunkte. Es sei gelungen, fünf Gemeinden »ins Boot zu holen« und sie vertraglich an die VHS zu binden. Davon profitiere auch Ottobrunn: »Der Vorteil ist ein finanzieller und qualitativer«, warb Eisfeld. Er verwies darauf, dass sich in Zeiten von Finanznöten und klammer Haushaltskassen kaum mehr Gemeinden zusammenschlössen, um die Erwachsenenbildung zu fördern. Im südöstlichen Landkreis Münchens sei dies gelungen. Diese »einmalige Chance« indes drohe verspielt zu werden, sollte die VHS an das Regelwerk der KKO gebunden bleiben. Einziger Garant für deren Überlebensfähigkeit seien doch die Kommunen selbst: »Die Stabilität steht und fällt mit der Zustimmung der Gemeinden, Verein hin oder her.« Eine Gefährdung der anderen Abteilungen sei wegen des Defizitausgleichs durch die Gemeinde Ottobrunn ohnehin nicht gegeben. So wurden die Kindertageseinrichtungen 2009 mit rund 1,1 Millionen Euro bezuschusst. »Hat der KKO Vorteile, wenn die VHS ausgegliedert wird?«, fragte Walter Gasior vom KKO.
Die Zusammenarbeit sowohl zwischen den angeschlossenen Gemeinden als auch innerhalb der Abteilungen habe bislang immer reibungslos funktioniert. Eine Auslagerung werde dazu führen, dass sich nunmehr »Heuschrecken« über die VHS hermachten. Ein düsteres Bild zeichnete auch Sumper: Nach Auffassung des Schatzmeisters kommt eine Ausgliederung der VHS einer »Teilauflösung des KKO« gleich, da sie rund 30 Prozent der Umsätze halte. Die Rücklagen in Höhe von 100.000 Euro kämen bei kurzfristigen »Liquiditätsengpässen« auch den anderen Abteilungen zugute. »Strangulierende Vorschriften« würden zudem einer möglicherweise als GmbH organisierten VHS das Leben schwer machen«, führte Sumper weiter an. Mit der Herauslösung aus dem Verein falle auch bürgerschaftliches Engagement weg. »Was will eine KommunalGmbH effizienter machen? Ich kann das nicht verstehen?« Zahlreiche andere kommunale Spitzenträger – darunter Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) und seine Amtskollegen aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Ursula Mayer (CSU), und Putzbrunn, Edwin Klostermeier (SPD) – hingegen warben für den Schritt. »Das Kind VHS ist doch längst erwachsen geworden«, sagte Mayer mit Blick auf das breite Angebot der Erwachsenenbildung. »Ich bitte Sie: Lassen Sie das Kind doch gehen.« Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland (FW.N@U) wertete Sumpers Darstellung als »zu düster«, für Loderer steht die Erwachsenenbildung in der Region insgesamt auf dem Spiel: »Jetzt haben wir die Chance, sie noch stärker zu institutionalisieren. Wir würden die Kräfte bündeln – nichts anderes würde passieren.« Die Mehrheit der Stimmberechtigten sah das ebenso.
mst
Artikel vom 13.10.2010Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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