Es liegt etwas versteckt im rückwärtigen Teil des modernen Gebäudekomplexes an der Klopstockstraße 4, gleich neben der »Pfennigparade«: das neue Jugendhaus Schwabing des Erzbischöflichen Jugendamtes München und Freising. Wobei man sich kein Haus im herkömmlichen Sinne, sondern auf rund 500 Quadratmetern mehrere ebenerdige Räume vorstellen muss.
Darunter etwa ein geräumiges Hausaufgabenzimmer und vor allem das Café Pepa, der neue offene Treff, den Jugendhaus-Leiterin Nina Litz-Kunisch bei der Eröffnung der Einrichtung am vergangenen Freitag als »Herzstück des Hauses« bezeichnete. Nach einem mehrmonatigen Umbau wurden die Räume jetzt von Generalvikar Peter Beer gesegnet und offiziell an die Jugendlichen übergeben.
Ein Umzug war notwendig geworden, nachdem das Jugendhaus 2006 aus der alten Villa der Jesuiten am Parzivalplatz 4 wegen der Baufälligkeit des Hauses ausziehen mussten. Es folgten einige Jahre unter dem Dach von Sankt Bonifaz in der Karlstraße, ehe die Räume in der Klopstockstraße angemietet werden konnten. Die Umbaukosten in Höhe von rund 100.000 Euro haben die Stadt München und das Erzbischöfliche Ordinariat getragen. Einen Zuschuss gibt es außerdem vom bayerischen Kultusministerium für die Nachmittagsbetreuung der Hauptschüler an der Simmernstraße im Rahmen einer Offenen Ganztagsschule.
Nachmittagsbetreuung ist im Jugendhaus Schwabing eigentlich ein alter Hut. Schon vor 18 Jahren war die Einrichtung als eines von fünf Modellprojekten in ganz Bayern ausgewählt worden. Jetzt nennt sich das Angebot an die fünfte bis neunte Jahrgangsstufe in der Hauptschule an der Simmernstraße »Offene Ganztagsschule« und hat einen ganz neuen Schwerpunkt bekommen: Es geht dabei um die gezielte Sprachförderung vor allem für Kinder aus sogenannten Übergangsklassen, die vor allem die deutsche Sprache erlernen sollen. Ältere Schüler aus dem nahen Lion-Feuchtwanger-Gymnasium übernehmen dabei die Hilfestellung für die Schüler aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen. »Wir möchten damit auch erreichen, dass sich Hauptschüler und Gymnasiasten hier im Hause mischen«, sagt Irmgard Mühl, Bereichsleiterin für die offene Jugendarbeit in der Erzdiözese München und Freising.
Das Jugendhaus Schwabing will überhaupt ein Ort der Begegnung und Vernetzung der unterschiedlichsten Schultypen sein. Immerhin gibt es nicht weniger als zehn Schulen in der näheren Umgebung. Bei Projekttagen etwa für Klassensprecher und Gruppenleiter, bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen und der Berufsfindung trifft man sich aus den verschiedensten Bildungseinrichtungen auf Augenhöhe. Auch bei der täglichen Nachmittagsbetreuung bleiben für die Hauptschüler aus der Simmernstraße die »Großen« aus dem Gymnasium wichtige Bezugspersonen bei der anschließenden gemeinsamen Freizeitgestaltung. Die beginnt immer mit einem gemeinsamen Teetrinken im Café Pepa. Die Jugendlichen durften bei der Auswahl der Räume und bei der Innengestaltung des neuen Treffs mitreden.
Und als Mitglieder des Café-Teams können sie, von hauptamtlichen Mitarbeitern geschult, den Laden weitgehend selbst organisieren, kleine Mahlzeiten und Getränke anbieten, Preise und Öffnungszeiten festlegen und sich für den Dienst hinter der Theke qualifizieren. In dem großen, hellen Raum kommen zu festgelegten Zeiten auch die jüngeren Besucher beim sogenannten Teenie-Treff zu kreativen und kulturellen Veranstaltungen unter der Anleitung von hauptamtlichen Mitarbeitern zusammen. »Dabei können wir mit den Kindern und Jugendlichen dann auch über ihre persönlichen und schulischen Probleme reden«, so Bereichsleiterin Mühl.
»Wir wollen den Jugendlichen einen offenen und zugleich geschützten Raum geben«, sagte Generalvikar Peter Beer bei der Segnung. »Denn Raum geben heißt Respekt zeigen.« Beim Eröffnungsabend hatten die Jugendlichen am vergangenen Freitag denn auch ausgiebig Zeit ihre neuen Räume zu feiern. Claudia Schmohl