Bezirksausschuss will Schließung des Farinelli-Kindergartens verhindern

„Erhaltet dieses Juwel!“

Schwabing-West . Kindergartenplätze sind Mangelware in Schwabing. Nur etwa 55 % Prozent des Bedarfs sind gedeckt.

Deshalb war die Freude über den Bau des neuen Jugendhauses an der Fallmerayerstraße, mit 50 Kindergartenplätzen, groß. Doch die Stadt hatte mit der neuen Einrichtung offentsichtlich andere Pläne. 25 Plätze, also eine Gruppe, sind bereits reserviert - und zwar für die Kinder des Kindergartens an der Farinellistraße.

Dieser soll nämlich im nächsten Jahr geschlossen werden. Grund für die Schließung ist laut Schulreferat eine sogenannte „Doppelbelegung“. In der Farinellistraße werden nämlich am Vormittag Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren betreut. Am Nachmittag kommen dann Grundschulkinder in die Einrichtung. „Eine Doppelbelegung wird von der Regierung von Oberbayern nicht genehmigt. Im Fall Farinellistr. wurde eine Ausnahme gemacht, da es sich nur um einen vorübergehenden Zustand handeln sollte“, so Maria Volland, Pressesprecherin des Schulreferats. „Die Betreuung von Schulkindern erfordert eine ganz andere Ausstattung als bei Kindern im Kindergartenalter.“

„Genau das ist im Farinelli-Kindergarten kein Problem“, meint Inge Braunstorffinger von der CSU und stellte im Berzirksausschuss den Antrag, die drohende Schließung zu verhindern. „Diese „Doppelbelegung“ existiert seit fast 30 Jahren“, kann sie aus eigener Erfahrung berichten. „Wenn eine Einrichtung über eine so lange Zeit gut funktioniert, kann man wohl kaum mehr von einem Provisorium sprechen. Den Kindergarten jetzt plötzlich zu schließen, halte ich für absurd.“

Das die Gründe des Schulreferats unzutreffend sind, der Ansicht ist auch Katharina Bronner, dreifache Mutter und ehemaliges Mitglied des „Farinelli“-Elternbeirats. „Schul- und Kindergartenkinder haben jeweils ihre eigenen Räumlichkeiten, die den Bedürfnissen ,zum Beispiel durch altersgerechte Bestuhlung, genau angepasst sind. Da es sich nur um einen Halbtags- Kindergarten handelt sind die meisten Kindergartenkinder auch schon abgeholt, wenn die „Großen“ kommen. Quatsch ist auch das jeden Mittag deshalb umgeräumt werden muss.

Höchstens aufgräumt aber das wird wohl in jedem Kindergarten gemacht. Der Kindergarten ist ein richtiges Juwel. Alle Eltern kennen sich untereinander. Auch die Zusammenarbeit mit dem Personal funtktioniert bestens.“ ct (Weiter im Innenteil) Für Kinder und Eltern entsteht so eine angenehme Athmosphäre und das soll jetzt kaputt gemacht werden.“ Wie alle Betroffenen sieht sie die Doppelbelegung eher als Vorteil. „Fällt eine Erzieherin zum Beispiel durch Krankheit aus, kann das Hortpersonal aushelfen und umgekehrt.“ Die Nähe zu den Schulkindern und zur Farinelli-Grundschule gleich neben an sei durchaus positiv zu bewerten, so Katharina Bronner. „Die Kinder nehmen gemeinsam an Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem „Verkehrs-Kasperl“ teil und die „Kleinen“ können schon mal ein bischen Schulluft schnuppern.“

„Hier geht es vor allem ums Geld, denn man spart sich eine Gruppe - auf Kosten der Kinder. Der BA ist sich einig, dass muss verhindert werden.“, erklärt BA-Vorsitzender Dr. Walter Klein. Welche Probleme auf die Eltern zu kommen werden, weiß er ganz genau. „Durch eine Verlegung in die Fallmerayerstr. werden die Eltern in Zukunft erheblich längere Wege zurück zu legen haben, um ihre Kinder in den Kindergarten zu bringen. Das ist einfach unzumutbar.“ Auf den städtischen Kindergartenplatz zu verzichten und stattdessen in einen Privatkindergarten oder eine Elterninitative zu wechseln, sei laut Dr. Klein und Katharina Bronner auch keine Lösung. „Für einen Platz in einem Privatkindergarten zahlt man gut und gerne 800 DM im Monat“, erklärt Dr. Klein. „Für gut Verdienende ist das sicher machbar, für weniger gut verdienente Eltern einfach unmöglich.“

„Eltern-Initativen leben von der Mitarbeit der Eltern, das heißt, das neue Kinder vor allem danach ausgewählt werden, ob eine Mitarbeit der Eltern gewährleistet ist. Ausländische Eltern mit schlechten Deutschkenntnissen zum Beispiel, haben da wahrscheinlich wenig Chancen.“, weiß Katharina Bronner.

Mit all diesen Problemen kämpft auch Elternbeiratsvorsitzende Monika Tranum. Ihr 6-jähriger Sohn sollte ab September die Grundschule in der Farinellistr. besuchen, die 4-jährige Tochter geht in den Kindergarten. „Wenn ich meinen Sohn hier zur Schule und meine Tochter in einen anderen Kindergarten bringen muss, werde ich in Zukunft wohl jeden Morgen eine Stunde unterwegs sein“, erklärt sie. „Außerdem finde ich es unmöglich, dass die Kinder einfach aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden sollen.“ Wie Viele ist sie der Meinung, dass die Schließung des Farinelli-Kindergartens „vom Schreibtisch aus“ getroffen wurde. Deshalb hat sie Maria Volland eingeladen, sich vor Ort ein Bild von der Situation des Kindergartens zu machen.

„Der Bezirksausschuss wird das Feld jedefalls nicht kampflos räumen,“ kündigt Dr. Klein an. „Wir müssen den Farinelli-Kindergarten erhalten und wir brauchen das Haus in der Fallmerayerstr. mit 50 freien Plätzen.“ ct

Artikel vom 05.04.2001
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