Schlange kommt aus dem Urlaub mit nach Deutschland

Obermenzing · »Blinder Passagier« im Auto

Helena Namberger zeigt die ausgelegte Mehlspur und die Mäuseköder in ihrem Pkw. 	Foto: sd

Helena Namberger zeigt die ausgelegte Mehlspur und die Mäuseköder in ihrem Pkw. Foto: sd

Obermenzing · Urlaubsmitbringsel sind etwas schönes, solange sie persönlich ausgesucht wurden. Im Falle der Familie Namberger aus Obermenzing jedoch, handelte es sich um einen »blinden«, ungebetenen Passagier, den sie sich ungewollt aus dem Urlaub mitbrachten. Eine Schlange hatte die lange Reise von Südfrankreich, Cote d’Azur, bis nach München versteckt im Auto verbracht.

»Wir hatten bereits am Abreisetag Hautfetzen im Inneren des Autos gefunden«, erzählt Helena Namberger. Um während der Fahrt keine böse Überraschung zu erleben, räumte die dreiköpfige Familie das Auto komplett aus und verstopfte mögliche Schlupflöcher so gut es ging. Auch weitere Maßnahmen wurden vor der Fahrt hinzugezogen. So drehten sie das Radio laut auf und hofften, durch die erzeugten Vibrationen das Tier zu verscheuchen. Außerdem ließen sie den Motor laufen und schalteten die Klimaanlage runter. »Ein mulmiges Gefühl hat uns während der 14-stündigen Fahrt dennoch begleitet«, erinnert sie sich. Zuhause angekommen wurden erst einmal alle verstauten Urlaubssachen draußen genauestens unter die Lupe genommen, bevor sie ins Haus kamen. Dann die böse Überraschung: Unter dem Kindersitz finden sie erneut frische Hautfetzen.

Die Schlange muss im Auto mitgefahren sein und womöglich direkt unter dem Sitz des neunjährigen Sohnes. Sie alarmieren sofort die Feuerwehr. Diese durchkämmt das Auto so gut es geht, doch das Cabrio hat so viele kleine Öffnungen und Schlitze, dass es fast unmöglich ist, sie zu finden. Dennoch tippen die Feuerexperten auf ein etwa 60 Zentimeter großes Tier. Es könnte eine giftige Viper sein. Sabine Öfner von der Auffangstation für Reptilien an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) weiß aber, dass allein anhand der Haut (genannt Natternhemd) es trotzdem sehr schwierig ist zu bestimmen, um welche Art von Schlange es sich genau handelt. »Sollte es sich um eine Viper handeln«, so Öfner, »reicht die Bandbreite der Arten von giftigen Exemplaren bis zu welchen, bei denen das Gift eher harmlos ist«.

In der Regel suchen sich die Tiere einen warmen Ort, denn sie brauchen mediterranes Klima, um sich wohl zu fühlen. Die kühleren Temperaturen bei uns könnten also mittlerweile dafür gesorgt haben, dass sich das Tier ein neues Quartier außerhalb des Wagens gesucht hat. Doch wissen tut es niemand. Um festzustellen, ob es sich doch noch im Innenraum des Wagens befindet, wird sowohl eine Mehlspur als auch ein Köder in Form von drei lebendigen Mäusen ins Auto gelegt. Dennoch muss man Geduld mitbringen, denn Schlangen kommen oft Monate ohne Nahrung aus. »Deshalb ist es mit einer Woche warten nicht getan«, weiß Dieter Welle von der Pressestelle der Feuerwehr. »Sie kann zwar bei kalten Temperaturen nicht überleben, aber das jetzige Wetter reicht noch nicht aus, um sie zu töten«, räumt er ein. Um auf Nummer sicher zu gehen, müsste die Familie das Auto von einer Fachwerkstatt komplett auseinander nehmen lassen oder bis zum wirklichen Kälteeinbruch einfach nicht mehr von der Stelle bewegen.

Denn giftige Schlangen können insbesondere für Kinder gefährlich werden, weiß der Schlangenexperte und -züchter Ralf Brey. Erfahrungen mit Schlangen hat Familie Namberger bereits vom letzten Urlaub. Denn was kaum zu glauben ist, hatten sie mehrere Monate nach der Rückkehr aus Südfrankreich die sterblichen Überreste einer giftigen Viper im Werkzeugkasten ihres Autos entdeckt. Sofia Delgado

Artikel vom 22.09.2010
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