Schwabinger Axel Berg über sein Leben nach dem Bundestag

Schwabing · Ohne Politikkorsett

Das erste Jahr ohne Bundestag ist vorbei: SPD-Politiker Axel Berg lebt nun »total unbeschwert«.	Foto: ko

Das erste Jahr ohne Bundestag ist vorbei: SPD-Politiker Axel Berg lebt nun »total unbeschwert«. Foto: ko

München/Schwabing · Der Schwabinger Axel Berg ist seit einem Jahr kein Bundestagsabgeordneter mehr. Seit dem 27. September 2009 hat sich sein Leben sehr verändert. Gleich geblieben über Jahre ist jedoch sein Interesse – fast kann man schon sagen seine Passion – für Energie in jeglicher Form: Berg kämpft vor allem darum, fürderhin allein regenerative Ressourcen zu nutzen.

Es ist ruhiger geworden im Leben Axel Bergs im vergangenen Jahr. Somit kann er sich ohne übervollen Terminkalender seinem Lieblingsthema Energie widmen. Unter anderem bei Eurosolar, der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien, und in der Energiewerk Stiftung, in der er Vorsitzender des Stiftungsrates ist. Manchmal ist er auch gemeinsam im Thema drin mit dem Schwabinger Energie-Weggefährten Ekkehard Pascoe, Grünen-Mitglied des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12) und Vorstandsvorsitzendem der Energiewerk Stiftung. Regt sich Axel Berg mal nicht über die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken auf, »ich finde es entsetzlich, wie schwarz-gelb mit dem Allerwertesten einreißt, was wir mühsam aufgebaut haben«, dann lebt er jetzt nach eigener Auskunft »total unbeschwert«.

Der Schock der Abwahl vor zwölf Monaten ist verwunden und Berg genießt es nun, ohne starres politisches Korsett zu leben. Denn bis zum vergangenen Jahr jagte jeden Tag ein Termin den nächsten, Berg wurde von Stalkern belästigt und er braucht heute auch keinen Mann vom BKA mehr, der regelmäßig seinen Gefährdungsgrad als Bundestagsabgeordneter überprüft. Stattdessen erfreut er sich im Viertel »großer Beliebtheit« und ist überzeugt davon, dass das dem Menschen Axel Berg gilt: »Wenn ich heute durch Schwabing radle und angelächelt werde, weiß ich, der meint es ehrlich.« Zu einem Abgeordneten seien die Leute stattdessen immer nett, egal, was sie wirklich denken, denn mit dem verscherze man es sich besser nicht.

Was er aus seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter vermisst, sind »Macht und Einfluss«. Damit meint Berg vor allem, mit der politischen Maschinerie im Rücken etwas bewegen zu können, mit dem Abgeordnetenmandat als Mittel zum Zweck. Denn der Bundestag fahre wie ein »riesiger Tanker«: Bis der in Gang komme, dauere es, aber wenn sich dann was rühre, dann »rappelt die ganze Republik und sogar die ganze Welt«.

Aus der Schwabinger Politik hält sich der 51-Jährige heute raus. »Ich schnable ein bisschen mit, aber ich lehne mich nicht zu sehr aus dem Fenster.« Gerne auch mit dem befreundeten Werner Lederer-Piloty, Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12), dessen Vorgänger Berg war. Trotzdem erinnert sich Berg an die alten Zeiten, in denen er auch im Viertel politisch aktiv war. So hat er den Corso Leopold damals mit durchgekämpft und zu seinen BA-Zeiten sei die Sperrstunde geknackt worden.

An der Münchner Stadtpolitik bemängelt Berg, dass es keinen Energiepolitiker gebe, weder in der SPD noch im gesamten Stadtrat. In Sachen Energie würden außerdem die Stadtrats-Grünen der SPD die Butter vom Brot nehmen, weil die SPD keine richtige Meinung dazu habe. Berg möchte München und Gemeinden im Umland, die Planregion 14, in Sachen Energie vernetzen. Für die Energiewende und mit dem Prinzip der Dezentralität: Den Zugang zu den Ressourcen auf viele Schultern verteilen. »Denn dabei würden alle gewinnen« – außer große Konzerne und schwarz-gelb.

Noch bekommt Axel Berg Übergangsgeld vom Bund für seine Zeit im Bundestag. Sonst ist er momentan dabei, beruflich Einiges anzuleiern. Er kann sich vorstellen – und eine Überraschung ist das nicht – künftig etwa für Unternehmen oder die SPD als Energieberater tätig zu werden. Kirsten Ossoinig

Artikel vom 21.09.2010
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