In München besteht Nachbesserungsbedarf

München · Sind unsere Tunnel sicher?

Der Richard-Strauss-Tunnel gehört zu den sichersten in ganz Europa, beweist jetzt ein ADAC-Test. Foto: ADAC

Der Richard-Strauss-Tunnel gehört zu den sichersten in ganz Europa, beweist jetzt ein ADAC-Test. Foto: ADAC

München · Dem Richard-Strauss-Tunnel hat der ADAC in seiner jüngsten Untersuchung ein gutes Zeugnis ausgestellt: Er gehört zu den sichersten in ganz Europa. Doch wie ist es in München insgesamt um den Autoverkehr unter der Erde bestellt? Der Petueltunnel entspricht den derzeitigen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr, glaubt Stadtrat Johann Altmann (Freie Wähler).

Beim Tunneltest im Juli hat der Richard-Strauß-Tunnel gut abgeschnitten: Er entspricht den aktuellen Richtlinien der EU und gilt daher als besonders sicher. Allerdings ist er der einzige Tunnel der Stadt, der getestet wurde. „Die Untersuchung bezog sich auf ganz Europa, aus München war nur einer dabei“, erklärt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer.

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Anders sieht die Situation beim Petueltunnel aus. Obwohl das Bauwerk gerade einmal acht Jahre alt ist, sind die Sicherheitsstandards nicht mehr erfüllt, befürchtet Altmann. Der Grund: Die derzeit geltende EU-Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Tunnels wurde erst 2004 verabschiedet. Deshalb hat er kürzlich bei der Stadt beantragt, zu prüfen, ob die Ableitungswege und deren Beschilderung noch mit den aktuellen Vorschriften übereinstimmen.

„Zum Zeitpunkt des Baus wurden die damaligen Regelungen eingehalten“, erklärt Nina Lindinger, Sprecherin des Baureferats. Der Petueltunnel sei nach wie vor „modern und sicher.“ In die Mittelwand seien Fluchtwege eingezogen, zudem werde die Strecke mit Kameras überwacht. Außerdem betreffe die EU-Norm nur Autobahnen und Bundesstraßen. Allerdings habe das Bundesverkehrsministerium die Empfehlung herausgegeben, die Richtlinie auf die innerstädtischen Straßennetze auszudehnen. Daher sei es nötig, zu untersuchen, ob der Petueltunnel an die veränderte Gesetzeslage angepasst werden müsse: „Sollte dies der Fall sein, wird es dort wahrscheinlich erneut zu Bauarbeiten kommen.“

Bei der Entscheidung, Verkehrswege unter die Erde zu verlegen, würden die Kosten solcher Nachrüstungen viel zu wenig bedacht, kritisiert Josef Högl, der bei der Stadtratsfraktion der Grünen für Verkehr und Planung zuständig ist: „Es wird immer nur darüber diskutiert, wie man den Tunnelbau finanziert.“ Teuer seien jedoch auch Wartung und gesetzlich notwendige Umbauten. Problematisch sei zudem, dass es hierfür keine Zuschüsse von Bund und Land gebe: „Das muss die Stadt alleine tragen.“ Betroffen ist davon allerdings nicht nur der Petueltunnel. Im Juli hat der Stadtrat beschlossen, den unterirdischen Teil des Altstadtrings zu sanieren. „Dort ist die Nachrüstung wesentlich dringlicher“, sagt Lindinger. Im Gegensatz zu den meisten Tunnels am mittleren Ring hat dieses Bauwerk nämlich keine Mittelwand. Das bedeutet: Im Brandfall haben Rettungskräfte keinen sicheren Zugang.

Derzeit arbeite die Verwaltung an verschiedenen Konzepten, um den Tunnel umzugestalten. Denkbar sei auch, den Ausgang in die Brienner Straße zu verlegen und in diesem Zuge die Einbahnregelungen in der Gabelsberger- und der Theresienstraße aufzuheben. Der Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) fordert dieses unter dem Begriff „Alternative 5“ bekannte Verkehrskonzept schon seit 30 Jahren. „Ich glaube, die Stadt fasst diese Lösung nun ernsthaft ins Auge“, hofft BA-Chef Oskar Holl (SPD). Lindinger betont indes: „Bislang ist noch keine bestimmte Variante beschlossen.“ Weiterhin unklar sei außerdem die Finanzierungsfrage. Entscheiden wird der Stadtrat über das Thema im Herbst. Wann die Bauarbeiten beginnen können, ist jedoch noch offen.

Bereits nach der aktuellen EU-Norm umgebaut wurden in den vergangenen zwei Jahren der Brudermühl- und der Leuchtenbergtunnel sowie der Tunnel am Innsbrucker Ring. „Wir sind nicht tatenlos“, versichert Lindinger. Nach und nach sollen alle unterirdischen Straßen auf den neuesten Stand gebracht werden. Das bedeutet: Bauarbeiten stehen auch am Biedersteiner-, dem Trappentreu- und dem Tunnel an der Landshuter Allee an. Einen konkreten Zeitplan gibt es jedoch noch nicht.

Von Julia Stark

Artikel vom 26.08.2010
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