Polizei ehrt mutige Bürger für ihr Eingreifen

Unterhaching · Zivilcourage belohnt

Polizeihauptkommissar Stefan Schraut (Mitte) ehrte die Unterhachinger Bürger Verena Weitzel und Martin Grimm für ihr couragiertes Handeln. Foto: Kohnke

Polizeihauptkommissar Stefan Schraut (Mitte) ehrte die Unterhachinger Bürger Verena Weitzel und Martin Grimm für ihr couragiertes Handeln. Foto: Kohnke

Unterhaching · Als ein 45-jähriger Mann im Stadtpark von Teublitz in der Oberpfalz brutal von Jugendlichen zusammengeschlagen wurde, haben sie nicht weggeschaut, sondern beherzt eingegriffen: das Unterhachinger Ehepaar Patrick und Verena Weitzel und Martin Grimm, Bad Aibling. Dieser mutige Einsatz wurde im Rahmen einer kleinen Feier in der Polizeiinspektion 31 (PI 31) gewürdigt.

Jeweils 100 Euro von der oberpfälzischen Polizei sowie Schwimmbadgutscheine und Badetücher von der Gemeinde Unterhaching konnte Polizeihauptkommissar Stefan Schraut jetzt stellvertretend an die couragierten Bürger übergeben. Aus beruflichen Gründen konnte Patrick Weitzel jedoch nicht zur Ehrung kommen. »Soll man sich einmischen, soll man gar sein Leben riskieren, um anderen zu helfen?« stellte Schraut, Leiter der PI 31, in den Raum. Diese Frage sei angesichts des laufenden Prozesses gegen die mutmaßlichen Mörder von Dominik Brunner von hoher Aktualität. Die einzig klare Antwort darauf laute für ihn: »Ja, wir müssen uns einmischen«. Staat und Polizei könnten und sollten auch nicht überall sein. Dies würde aber nur funktionieren, wenn jeder gegen solche Taten angehe, ist der Erste Polizeihauptkommissar überzeugt. Als Vorbild für alle hätten sich die heute Geehrten um die Gesellschaft verdient gemacht. Lächelnd fügt Schraut hinzu: »Es wäre ganz toll, wenn man keine Ehrungen mehr bräuchte, weil so ein Handeln nicht die Ausnahme, sondern die Regel wäre«. Gemeinsam waren die Retter nach Teublitz gereist, um sich als Darsteller am dortigen Mittelalterlichen Markt zu beteiligen.

Die Veranstaltung fand vom 28. bis 30. August 2009 im historischen Stadtpark statt. Sie seien gerade am Aufbauen ihres Lagerplatzes gewesen, als es plötzlich hinter einigen Zelten zu rumpeln begann, erinnert sich Verena Weitzel. Die 31-Jährige war die erste, die nachschauen ging. Da habe das Opfer schon am Boden gelegen, berichtet sie. Durch ihr Einschreiten und das Dazukommen der anderen aus der Gruppe hätten die drei Täter, allesamt einheimische Burschen, zunächst von dem Mann abgelassen. Besonders erschreckend sei für sie gewesen, dass einer von ihnen danach zurückgekommen sei und noch einmal zugetreten habe, berichtet die junge Frau. Schnell war dann die verständigte Polizei vor Ort, die die Tatverdächtigen aufgrund der Zeugenaussagen rasch ermitteln konnte. Von den Tätern, zum Tatzeitpunkt 13, 15 und 17 Jahre alt, waren die beiden Älteren wegen Körperverletzungsdelikten polizeilich bekannt. Deren Opfer, der 45-Jährige, hatte eine Platzwunde und Schürfwunden im Gesicht sowie eine Rippenprellung erlitten und musste im Krankenhaus behandelt werden. Würden sie wieder einschreiten und helfen? »Natürlich«, antwortet die sympathische 31-Jährige für alle. Obwohl ihr danach ganz schön die Knie gezittert hätten, gibt sie lächelnd zu. »Wir haben dafür wirklich nicht mit einer Ehrung gerechnet«, zeigte sich Martin Grimm erfreut. Allerdings habe man mit dem Einschreiten durchaus ein Zeichen setzen wollen, auch in Hinblick auf das Gedenken an Dominik Brunner. Als Zeugen hätten sie jetzt zunächst noch einen Gerichtstermin vor sich, ein weiterer folge unter Umständen, erläutert der selbstständige Unternehmensberater. Was rät der Hauptkommissar nun aber allen Bürgern, die vielleicht einmal in eine ähnliche Situation geraten? »Jeder sollte in einer Notsituation zumindest mit dem Handy Hilfe holen«, so der Leiter der PI 31. Zudem böte die Polizei in Abständen Kurse an, in denen Zivilcourage gelernt werden könne. »Da gibt es einige ganz einfache psychologische Tricks, ohne körperliche Anstrengung – die kann sicher jeder anwenden«, erläutert Stefan Schraut.

K. Kohnke

Artikel vom 04.08.2010
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