Ausstellung der Kulturhistorischen Sammlung Vaterstetten

Vaterstetten · Neues Domizil

Eines der Exponate der Kulturhistorischen Sammlung Vaterstetten, die ab Ende Juli in den Räumen der alten Aussegnungshalle zu sehen sind.	Foto: KSV

Eines der Exponate der Kulturhistorischen Sammlung Vaterstetten, die ab Ende Juli in den Räumen der alten Aussegnungshalle zu sehen sind. Foto: KSV

Vaterstetten · Das Ortsbild Vaterstettens hat sich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stark verändert. Der vormals reine Dorfcharakter der Ortschaften Vaterstetten, Baldham, Hergolding, Neufarn, Parsdorf, Purfing und Weißenfeld ging weitgehend verloren, viele der alten Höfe sind verschwunden.

An die Stelle der agrarisch geprägten Region ist nun eine kleine Stadt mit rund 20.000 Einwohnern getreten. In der Ausstellung »Häuser, Höfe, Wirtschaften. Ansichten aus Vaterstetten und seinen Gemeindeteilen« führt die Kulturhistorische Sammlung Vaterstetten (KSV) in den Räumen ihrer alten Aussegnungshalle, Eingang Frieden-/Richard-Wagner-Straße, dem Betrachter diese Entwicklung in einer Auswahl von historischen Fotografien vor Augen, von denen ein großer Teil das Bild der ­Ortschaften bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zeigt. In den Jahren vor und nach 1945 waren es zuerst zahlreiche Münchner, die durch die Zerstörung ihrer Häuser und Wohnungen ihre Bleibe verloren hatten und sich hier ansiedelten, danach folgten Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Die allmähliche Integrierung dieser Zuzügler drückte sich augenfällig in der Art der Bebauung und in einer neuen Straßenplanung aus: Nach der provisorischen Errichtung so genannter »Behelfsheime« aus Holz und Wellblech ersetzten ab 1950 an neu angelegte Straßenzeilen nach und nach Mehrfamilien- und Reihenhäuser mit eigenen Hausnummern die althergebrachten Hofnamen. Die Ausstellung wird am Mittwoch, 28. Juli, um 17 Uhr eröffnet und ist anschließend vom 29. Juli bis 1. August von 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, sowie an den Sonntagen, 8. und 15. August und 12./19. September, jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet, für Schulklassen außerhalb der Ferien auch nach Vereinbarung.

Die Ausstellung versteht sich zugleich als Auftaktveranstaltung, um interessierten Vaterstettenern die neuen Räume der KSV vorzustellen. Die alte Aussegnungshalle war im Sommer vergangenen Jahres von der Gemeinde zur Verfügung gestellt und jetzt umgewidmet worden, um dort Ausstellungen durchführen zu können. »Das Archiv befindet sich nach wie vor im Rathaus Vaterstetten, dort haben wir teilweise Originale aus dem 19. Jahrhundert gelagert«, erklärt Brigitte Schliewen. Die Kunsthistorikerin, die ebenfalls zu den »Neu-Vaterstettenern« gehört, hatte im Jahr 2003 zusammen mit Karin Leonhardt die Idee, den Menschen, die nicht in der Gemeinde aufgewachsen sind, »zu zeigen, was hier früher gestanden hat«, so Schliewen. So entstand die KSV unter dem Dach der ­Gemeinde, die die Bemühungen der KSV auch mit ­einem kleinen Budget unterstützt. Zu den engagierten Mitgliedern zählen außer Leonhardt und Schliewen noch Sohn Karsten Schliewen, Dr. Klaus Ortner vom Wasserbeschaffungsverband Baldham, und der Archäologe Dr. Hans Peter Uenze. »Außerdem steht uns Georg Reitsberger beratend zur Seite und hat uns einige ­private, historische Fotos als Leihgabe zur Verfügung gestellt«, sagt Schliewen. 2005 organisierte die KSV bereits die erste Ausstellung unter dem Titel »Sammeln, sichten und bewahren«.

Die Sammlung, die sich noch im Aufbaustadium befindet, ist auf Objekte angewiesen, die sowohl von dokumentarischem als auch künstlerischem Wert sind und nicht allein von der alteingesessenen Bevölkerung, sondern ebenso von zugezogenen Siebenbürgern, Sudetendeutschen, Schlesiern, West- oder Ostpreußen. Sie alle, Alteingesessene wie Neubürger, die mit ihrer eigenen Lebensplanung in die Gemeinde hineingewachsen und schließlich mit ihr verwachsen sind, haben das neue Bild Vaterstettens geprägt. Um die sich inzwischen über 1.200 Jahre erstreckende Entwicklung des Ortes dokumentieren und dessen historische Zeugnisse vor der Vergessenheit bewahren zu können, ist die Vaterstettener Sammlung auch weiterhin von Stiftungen, Schenkungen und von der Übereignung von Nachlässen abhängig, soweit es sich bei diesen um zeitgeschichtlich wertvolle Objekte wie Bilder, Fotografien, Kartenmaterial, Familiendokumente, aber auch alte Gerätschaften aus Landwirtschaft und Handwerk handelt. In unregelmäßigen Abständen will die KSV Ausstellungen und Vorträge veranstalten, um die Exponate einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Außerdem greift die KSV in ihren jährlich erscheinenden »Vaterstettener Heften« Themen von lokaler bis regionaler Bedeutung auf. »Das nächste Heft erscheint Anfang 2011«, so Schliewen.

S. Föll

Artikel vom 27.07.2010
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