Schülerin aus Innenstadt geigt beim »Zauberer von Oss«

Isarvorstadt · Auf großer Bühne

Beim »Zauberer von Oss« spielt Amna Franzke in wenigen Tagen im Theater am Gärtnerplatz Geige.	Foto: js

Beim »Zauberer von Oss« spielt Amna Franzke in wenigen Tagen im Theater am Gärtnerplatz Geige. Foto: js

Isarvorstadt · Das Staatstheater am Gärtnerplatz ist für Amna Franzke ein vertrauter Ort. »Schon als Kind habe ich hier Aschenputtel gesehen«, sagt die 16-Jährige, die im Glockenbachviertel wohnt. Nun lernt sie das Haus aus einer neuen Perspektive kennen:

Sie ist eine der 80 Stipendiaten der Roland-Berger-Stiftung, die dort am Samstag, 31. Juli, das Musical »Der Zauberer von Oss« aufführen. Bei der Premiere wird sie zusammen mit professionellen Musikern im Orchester Geige spielen. Im Gegensatz zu vielen der anderen jungen Künstlern, die aus ganz Deutschland stammen und alle im Alter zwischen neun und 20 Jahren sind, hat sie jedoch schon musikalische Erfahrung: Sie nimmt seit sechs Jahren Geigenunterricht. Um im Orchester mitzuspielen brauche man Vorwissen, sagt sie. Der Auftritt sei eine Herausforderung.

Ihr Stipendium ermöglicht ihr aber noch wesentlich mehr: Denn Franzke interessiert sich für Kultur und Oper, doch für kulturelle Veranstaltungen reichte bislang das Budget ihrer alleinerziehenden Mutter nicht. Nun übernimmt die Stiftung das Geld für die Karten. Außerdem kann sie an Kursen teilnehmen, wie im Moment etwa an einer Veranstaltung über die Europäische Union. Nach dem Abitur möchte sie nämlich Politik studieren.

Roland Berger, der die Stiftung vor rund zwei Jahren gegründet hat, ist es wichtig, engagierten jungen Menschen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Seiner Ansicht nach haben Akademikerkinder in Deutschland eine vier Mal so hohe Chance, zum Abitur zu gelangen wie Kinder aus einem Facharbeiterhaushalt. »Das ist ungerecht und entzieht der Gesellschaft Ressourcen.« Projekte wie die Musical-Aufführung sollen helfen, Bildungsunterschiede auszugleichen.

Ulrich Peters, Intendant des Gärtnerplatztheaters, hat immer wieder erlebt, dass Jugendliche anders durchs Leben gingen, nachdem sie Theater gespielt haben. Wer einmal auf der Bühne gestanden habe, sei anschließend offener und selbstbewusster: »Dann bekommt man auch ein schwieriges Vorstellungsgespräch in den Griff.«

Zunächst einmal müssen die Kinder jedoch die Premiere meistern. Die Proben dazu haben vor etwa einem Jahr begonnen. Regisseur Holger Seitz ist streng: »Aber inzwischen sehe ich allmählich Land.« Bis zur perfekten Aufführung sei jedoch noch ein Stück Weg zu gehen. »Beim Theaterspielen lernt man Disziplin und schult die Frustrationstoleranz«, erklärt Berger. Zudem sei nicht auszuschließen, dass einer der Stipendiaten später einmal Schauspieler, Regisseur oder Intendant werden wolle. Amna Franzke indes hat andere Pläne. Ihr Ziel ist es, nach dem Studium als Journalistin zu arbeiten. Die Aufführung des »Zauberer von Oss« ist ein Projekt des »Fit für Verantwortung«-Programmes der Roland Berger Stiftung. Es wurde im Jahr 2009 in den vier Modellregionen Oberbayern, Berlin, Brandenburg und dem Ruhrgebiet gestartet.

160 Stipendien wurden an Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien im Alter von sechs bis 25 Jahren vergeben. Das Programm enthält zum Beispiel fachlichen Einzelunterricht, Seminare, Ferienakademien, Praktika sowie persönliche Betreuung durch ein Netzwerk von ehrenamtlichen Mentoren in den jeweiligen Regionen. Die Roland Berger Stiftung unterstützt ihre Stipendiaten zudem finanziell durch Zuschüsse für Nachhilfe, Klassenfahrten und Lehrmaterialien. Studenten werden mit studienrelevanten Finanz- und Sachmitteln bis hin zur Übernahme von Studiengebühren gefördert. Im »Zauberer von Oss« lebt die kleine Dorothy auf einer kleinen Farm in Kansas, als ein Wirbelsturm sie im Traum samt dem Haus in das Zauberland Oz trägt. Verzweifelt macht sie sich auf ins farbenprächtige Wunderland Oz weit hinter dem Regenbogen, wo der mächtige Zauberer wohnt – nur er kann ihr die Rückkehr nach Hause ermöglichen. Dabei erlebt sie viele phantastische Abenteuer. Unterwegs trifft sie eine Vogelscheuche, die sich Verstand wünscht, einen Blechmann, der ein Herz begehrt, und einen ängstlichen Löwen, der so gerne mutig wäre...

Weitere Informationen zum Musical sowie Karten gibt es im Internet unter www.staatstheater-am-gaertnerplatz.de, zur Roland-Berger-Stiftung unter www.rolandbergerstiftung.org.

Julia Stark

Artikel vom 27.07.2010
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