St. Ursula: Abschied für Kirchenglocken

Schwabing · 61 Jahre im Dienst

 In dieser Form wurden am 18. Juni die ersten zwei neuen Glocken für St. Ursula gegossen.

In dieser Form wurden am 18. Juni die ersten zwei neuen Glocken für St. Ursula gegossen.

Schwabing · Täglich haben sie zu Gebeten und Gottesdiensten gerufen, jetzt ist nach 61 Jahren ihr Dienst beendet: Die Stahl-Glocken von Sankt Ursula werden am Sonntag, 25. Juli, feierlich verabschiedet. Um zehn Uhr laden sie zum Familiengottesdienst ein, zum Abschluss wird sich die Gemeinde zu einem feierlichen „Te Deum“ auf dem Kaiserplatz versammeln. Dann wird das Geläut ein letztes Mal erklingen und verstummen. Alle Schwabinger Nachbarn sind zu diesem Abschied um 11 Uhr eingeladen.

Im Laufe statischer Untersuchungen des restaurierungsbedürftigen Turms stellte man 2005 fest, dass die Stahl-Glocken für den hölzernen Glockenstuhl und den schlanken Campanile viel zu schwer sind. Deshalb hat die Gemeinde Spenden für neue (leichtere) Bronze-Glocken gesammelt, deren Schwingungen der Turm verkraften kann. Zwei von ihnen, die Schutzengel-Glocke und die Marien-Glocke, sind am 18. Juni von der Firma Perner in Passau gegossen worden; die übrigen zwei, Ursula- und Nikolaus-Glocke, sollen am 24. September folgen. Die neuen Bronze-Glocken, die das vierte Geläut von Sankt Ursula sind, sollen voraussichtlich im Advent erklingen.

Bewegte Geschichte

Die Glocken von Sankt Ursula haben eine bewegte Geschichte in 113 Jahren. Die ersten fünf Bronze-Glocken wurden 1897 geweiht – doch schon 1917 während des Ersten Weltkriegs wurden drei davon zerschlagen, aber nicht zu Waffen umgegossen. 1922 wurden neue Bronze-Glocken gegossen – die nächste Beschlagnahme von vier Glocken zu Kriegszwecken war im Dezember 1941. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden am 3. April 1949 vier neue Stahl-Glocken geweiht, die nun in 61 Friedensjahren läuteten. Diese Stahl-Glocken haben nicht nur zu Messe und Requiem, zu Taufe und Hochzeit gerufen, sondern den Schwabingern auch stets die Zeit angesagt. Wenn sie nun schweigen und im Laufe des August ausgebaut werden, wird dieser Klang im Stadtviertel fehlen. Das zeigte sich schon 1921 – damals beantragte Stadtpfarrer Lugbauer mit bewegenden Worten neue Glocken: „Als Opfer des Weltkrieges wurden drei Glocken zum Geläute bei St. Ursula zerschlagen, glücklicherweise aber nicht zu Mordwaffen umgegossen. Die Stücke liegen wie stumme Zeugen menschlichen Wahnsinns in der Krypta der Kirche. Die Kirchenverwaltung St. Ursula hat auf allgemeinen Wunsch der Bevölkerung Schwabings den Beschluss gefasst, die Glocken zu neuem Leben erstehen zu lassen.“

Artikel vom 21.07.2010
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