Zweite Bürgerwerkstatt »Aktive Zentren« ergibt: Branchenmix fehlt

Trudering · Ohne Veränderungen geht es nicht

Die Truderinger hatten erneut Gelegenheit, Wünsche für ihren Ort in die Planung einzubringen. Foto: kk

Die Truderinger hatten erneut Gelegenheit, Wünsche für ihren Ort in die Planung einzubringen. Foto: kk

Trudering · Weniger Verkehr rund um die Truderinger Straße, sichere Rad- und Fußwege, mehr Aufenthaltsqualität: Das ist, kurz gesagt, was sich viele Truderinger für ihr Quartier wünschen. Bei der zweiten Bürgerwerkstatt »Aktive Zentren Trudering« im Kulturzentrum kamen diese Vorstellungen erneut auf den Prüfstand.

Eingeladen dazu hatte die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) als Sanierungstreuhänderin der Landeshauptstadt. Fachleute der Bereiche Stadtplanung, lokale Ökonomie sowie Verkehr erläuterten ihre bisher erarbeiteten Entwürfe des Stadtteilentwicklungskonzeptes, in das bereits Anregungen der Bürger eingeflossen sind.

»Alles, was wir heute dokumentieren, nehmen wir in unsere weiteren Überlegungen auf«, versprach Stefan Gortan, CIMA-Projektleiter und Experte für lokale Ökonomie, den rund 100 Geschäftsleuten, Hausbesitzern, Lokalpolitikern und Bürgern, die am Samstag gekommen waren. Der Zeitplan ist straff: Schon im Herbst soll das Stadtentwicklungskonzept durch den Stadtrat festgelegt werden, damit mit der Umsetzung erster Maßnahmen begonnen werden kann. »Sicherlich kann nicht gleich alles umgesetzt werden«, räumte Sabine Steger, Leitende Baudirektorin ein. Michael Angelsberger (Lang + Burkhardt) nahm den ­täglichen Straßenverkehr unter die Lupe. »Ein Drittel, gezählt am Knotenpunkt Schmuckerweg, ist reiner Durchgangsverkehr«, erläuterte er. Dieser Verkehr könne durchaus verlagert werden, wenn flankierende Maßnahmen im umgebenden Straßennetz ergriffen würden.

Für nicht durchsetzbar erachtet Angelsberger eine Fußgängerzone. »In dem Fall würde sich das Verkehrsaufkommen nur verlagern, das wollen wir nicht«. Da­gegen spräche ebenfalls der häufige Busverkehr und der im Verhältnis viel zu kleine Straßenabschnitt. Erfolg versprechend sei hingegen ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo 30 zwischen Bajuwarenstraße und Schmuckerweg. Die Belastung dort würde von täglich 15.000 auf 8.000 bis 10.000 Fahrzeuge sinken.

Experte Jochen Gronle (Plankreis) hat für den Kernbereich der Truderinger Straße ein visionäres Konzept: Eine auf sieben Meter zurückgebaute Straße, flankiert von großzügigen Gehwegen und viel Grün. Für die Realisierung gäbe es verschiedene Möglichkeiten der Fahrbahngestaltung. Des weiteren wären Radwege zwischen Bajuwarenstraße und Bahnhof sowie östlich des Schmuckerwegs sinnvoll. Zu weiteren Maßnahmen zähle sicherlich auch die Betonung des dörflichen Charakters von Kirch- und Straßtrudering und der Ausbau des Fußwegenetzes. Es dürften jedoch keine Parkplätze wegfallen, die seien gerade für Senioren, aber auch für die Geschäfte von immenser Wichtigkeit, ergänzte Monika Reichler vom Gewerbeverband Haar-Trudering.

Aber auch die Gewerbetreibenden könnten noch eine Menge tun, um die Attraktivität des Quartiers zu vergrößern, empfahl Gortan. Er wünsche sich mehr Zusammenarbeit zwischen den Händlern und eine Erweiterung der Branchenvielfalt im Geschäftszentrum. Mit gemeinsamen Marketingaktionen und Veranstaltungen zur Kundenbindung könne eine Menge bewegt werden. Die Ansprechpartnerin für derlei Aktivitäten sei nach wie vor Geschäftsstraßen­managerin Selma Last im Stadtteilladen in der Truderinger Straße 302. Dort liegen auch noch bis Mittwoch, 7. Juli, 20 Uhr, die Entwürfe für das Stadtteilentwicklungskonzept aus.

Die Truderinger, die zur Bürgerwerkstatt gekommen waren, hatten im Anschluss an die Präsentation die Möglichkeit, eigene Anregungen einzubringen: Da wurde Kopfsteinpflaster abgelehnt, weil es laut sei. Es gab den Wunsch nach einer Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und die Anregung, eine E-Bus-Linie nach Riem zu installieren. Herbert Danner, Fraktionssprecher Grüne im BA 15, appellierte eindringlich: Seit über 20 Jahren gäbe es Anträge für ein schöneres Ortszentrum, und seit 20 Jahren seien diese immer wieder an den verschiedensten Dingen gescheitert. Jetzt gäbe es die reelle Chance und das Geld, den Ortskern attraktiver zu gestalten. »Aber ohne Veränderung geht’s nicht, sonst bleibt die Truderinger Straße, wie sie keiner will!«. Die angestrebten 8.000 bis 10.000 Pkw seien immer noch zu viel. Stadtrat und BA-Mitglied Dr. Georg Kronawitter (CSU) ergänzte, dass er Danner zu 98 Prozent recht gäbe. Im Gegenzug sei er aber froh, wenn man zukünftig auf nur 8.000 bis 10.000 Pkw kommen würde.

K. Kohnke

Artikel vom 07.07.2010
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