Interview des SamstagsBlatt München: Krimi-Autoren Klüpfel und Kobr lesen in München

München · „Wir spielen uns die Bälle zu“

Präsentieren am Dienstag ihr Programm „Best of Kluftinger“ beim Tollwood: Volker Klüpfel (rechts) und Michael Kobr. Foto: Peter von Felber

Präsentieren am Dienstag ihr Programm „Best of Kluftinger“ beim Tollwood: Volker Klüpfel (rechts) und Michael Kobr. Foto: Peter von Felber

München · Es waren einmal zwei Schulfreunde, die sich auf einer langen Autofahrt überlegten, zusammen einen Allgäu-Krimi zu schreiben. Zehn Jahre später gehört ihr Kommissar Kluftinger zu den bekanntesten Ermittlern der deutschsprachigen Literatur. Der fünfte Band „Rauhnacht“ stieg auf Anhieb auf Platz Eins der Spiegel-Bestsellerliste.

2010 und 2011 gehen Volker Klüpfel und Michael Kobr wieder auf Lesetour. Am Dienstag, 7. Juli, 19.30 Uhr, treten sie mit „Best of Klufti“ beim Tollwood auf. Wir sprachen – vor dem WM-Spiel Deutschland-Argentinien – mit Volker Klüpfel über Fußball, Einsamkeit und die Zärtlichkeit des Allgäuer Dialekts.

SamstagsBlatt: Die Lesung in München findet bei einem Halbfinalspiel statt. Ist das ein Problem für Sie?

Klüpfel: Das nächste Mal schauen wir besser auf den Kalender. Da geht es mir jetzt gar nicht so sehr um die armen Menschen, die sogar Geld bezahlen, um an diesem Abend auf ein Spiel zu verzichten. Ich hätt’s ja selbst gern gesehen. Aber nachdem die Deutschen eh schon raus sein werden/raus sind/dann rausfliegen werden, ist es ja aus nationaler Sicht verkraftbar. Auf jeden Fall werden wir die aktuellen Zwischenstände durchsagen, den Fans entgeht also nichts.

SamstagsBlatt: „Best of Kluftinger“ klingt so nach Abschied. Wie und wann geht es weiter mit den Kluftinger-Krimis?

Klüpfel: Wir würden uns gerne in einer dieser Alten-Wohnsiedlungen in den USA zur Ruhe setzen – und zwar sofort. Obwohl: Wir warten noch einen Preis für unser Lebenswerk ab. Also ehrlich: „Best of“ heißt nur, dass wir die zehn Minuten Material, die dieses Kriterium erfüllen, auf zwei Stunden gestreckt haben.

SamstagsBlatt: Sie lesen ja immer mit verteilten Rollen. Wer schreibt denn die Kluftinger-Parts, wer die der Ehefrau? Und wie läuft das ab: Zusammen einen Krimi schreiben?

Klüpfel: Wir schreiben nie, nie, nie zusammen, das wäre das Ende unserer Kooperation. Schreiben ist und bleibt eine einsame Sache. Nur bei der Entwicklung der Handlung treffen wir uns, dann spielen wir uns die Bälle zu und wenn’s gut läuft haben wir am Schluss tolle Szenen und eine Menge Spaß.

SamstagsBlatt: Kommt es irgendwann zu einer Freundschaft zwischen Kluftinger und Doktor?

Klüpfel: Das wäre wider die Natur, nein, das steht nicht zu befürchten. Da müsste einer von beiden schon von Außerirdischen entführt und mit einem neuen Gehirn versehen werden. Moment, da bringen Sie mich auf eine Idee.

SamstagsBlatt: Wer bekommt mehr Fanpost, Sie oder Herr Kobr? Was schreiben die Leser so?

Klüpfel: Also Fanpost ist ein dehnbarer Begriff. Meist bekommen wir beide die Briefe, die dann zum Beispiel so klingen: „Schade, dass Ihr Kommissar so oft fluchen muss. Können Sie das nicht ändern? Wie wäre es statt Kruzifix mit Hosenlatz und Zipfelmütze?“ Wir werden im Best-of-Programm auch eine Abteilung mit kuriosen Leserbriefen haben.

SamstagsBlatt: Sind Sie in der Lage, selbst schmackhafte Kässpatzen, eine der Leibspeisen von Kluftinger, herzustellen?

Klüpfel: Mir schmecken sie. Aber, mal ehrlich, wir kriegen inzwischen so oft welche kredenzt, dass es keinen Grund mehr gibt, sich selbst welche zu machen.

SamstagsBlatt: Ihr liebstes Wort auf Allgäuerisch? Warum, was bedeutet es? Wie spricht man es aus?

Klüpfel: Hennapfrupfa. Heißt Gänsehaut und beinhaltet die ganze Poesie und Zärtlichkeit, zu der unser Dialekt fähig ist. Für Auswärtige unaussprechlich.

SamstagsBlatt: Welcher Krimi liegt bei Ihnen gerade zum Schmökern auf dem Nachttisch?

Klüpfel: „Schneller als der Tod“ von Josh Bazell: sehr sarkastisch, sehr brutal.
Von Michaela Schmid

Wir verlosen Buchpakete und Hörbücher. Wer gewinnen möchte, schreibt bis Freitag, 9. Juli, eine Postkarte an: Münchner SamstagsBlatt, Moosacher Str. 56 – 58, 1. Stock, 80809 München. Stichwort „Kluftinger“. Absender und Telefonnummer nicht vergessen! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Kluftinger & Co. bitten zu Tisch

Die Münchner Volkshochschule bietet einen Kochkurs zu Allgäuer Krimis: am Donnerstag, 22. Juli, 17.30 bis 21.30 Uhr, in der Volkshochschule in der Troppauer Straße 10, Am Hart. Der Kurs (Anmeldung bei der Vhs Nord, Tel. 3 18 11 53 18, GN 6354) kostet 32 Euro inkusive Materialgeld. Ob Kluftingers Kasspatzen, Kommissars Weinzirls Vorliebe für Knoblauchsuppe, Allgäuer Bergkäse und Weißbier oder Fisch nach dem Gusto von Hauptkommissarin Renata di Nardo. Die kulinarischen Vorlieben der Krimi-Helden des Allgäus kann man hier nachkochen und -schmecken.

Artikel vom 30.06.2010
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