Die Abkürzung IG BAU steht für Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Sie vertritt, unterstützt und schützt die Interessen ihrer Mitglieder in den Branchen Bauhauptgewerbe, Handwerk am Bau, Baustoffindustrie, Gebäudereinigung/Dienstleistungen sowie der Forst- und Agrarwirtschaft. Alle Bereiche haben eines gemeinsam: „Es gibt eine Überalterung der Belegschaften”, sagt Karl Bauer, Regionalleiter der IG BAU Bayern. Der Fachkräftemangel sei deutlich spürbar, besonders in der Gebäudereinigung.
„Der Nachwuchs verlässt sehr häufig die Branchen. Als Gründe werden oftmals die Auswärtsbeschäftigung und die Arbeitszeiten genannt”, so Karl Bauer, Regionalleiter der IG BAU Bayern. Mit Auswärtsbeschäftigung ist das Wechseln der Baustellen als Produktionsstätten gemeint: „Arbeitgeber sind berechtigt, gewerbliche Arbeitnehmer und Angestellte (z.B. Poliere und Bauleiter) auf allen Bau- und Arbeitsstellen des Betriebes einzusetzen, unter Umständen in ganz Deutschland.” Hinzu kämen in der Baubranche außergewöhnliche Arbeitszeiten, die auf junge Menschen wohl abschreckend wirken.
Abhilfe schafft die IG BAU durch Verhandlungen: „In den Tarifverhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden wird durch tarifvertragliche Lösungen die Verbesserung der Rahmenbedingungen und damit die Attraktivität der Branchen angestrebt”, erläutert Bauer. So konnten Ende 2021 für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Baubranche Lohn- und Gehaltserhöhungen sowie Einmalzahlungen für die Jahre 2021, 2022 und 2023 ausgehandelt werden. Außerdem haben sich Ende Januar 2023 die Tarifvertragsparteien auf eine tarifvertragliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro geeinigt, von denen je 500 Euro in diesem und dem kommenden Jahr gezahlt werden.
„Im Bereich der Gebäudereinigung ist auch die Bezahlung ein Wechselgrund”, weiß Karl Bauer. Eine Inflationsausgleichsprämie oder Jahressonderzahlungen wie in der Baubranche gibt es hier nicht, zumindest noch nicht. „Wir versuchen natürlich, eine bessere Bezahlung für die Kolleginnen und Kollegen zu erzielen”, versichert er. In der Tarifrunde 2023 kämpft die IG BAU unter dem Motto „Sauberkeit hat einen Preis” deutschlandweit für die monetäre Wertschätzung dieser anstrengenden und wertvollen Arbeit. Die Unternehmen lehnen Verhandlungstermine ab. Als Antwort darauf organisierte die IG BAU im Juli Aktionen in ganz Deutschland: Im Rahmen einer Guerilla-Aktion wurden beispielsweise am Flughafen München in sämtlichen Toiletten Sprüche zur Solidarisierung mit den Reinigungskräften an die Wände geklebt, um die Reisenden zu informieren.
Wie aber kann man mehr junge Leute für die Ausbildung in den oben genannten Branchen begeistern? Karl Bauer schließt sich dem Tenor der Handwerkskammer, Innungen und Verbänden an: „Eine kostenlose Meisterausbildung ist dringend notwendig. Zudem muss die Gleichbehandlung von Studium und Handwerk in der politischen Diskussion mehr Beachtung finden.”