Sie sind gerade in städtischen Parks überall zu finden, und jeder kennt sie. Ihre Beliebtheit ist jedoch fragwürdig. Denn sie teilen mit den Menschen ihre Leidenschaft für Badeseen und für die umliegenden Wiesenflächen. Dabei regen sie nicht durch ihre eigentlich ganz hübsche Optik oder ihren meist sehr freundlichen Charakter auf, sondern durch ihre ganz natürlichen Hinterlassenschaften.
Im 18. Jahrhundert war die Graugans in Deutschland an vielen Orten völlig ausgestorben. Nur in wenigen kleinen Gebieten überlebten sie den zu großen Jagddruck und die Zerstörung ihres Lebensraums. Erst 1950 wurden in Bayern und 1970 im westlichen Deutschland Graugänse wieder angesiedelt. Wobei sie auch von Osteuropa aus natürlich zugewandert sind. Seitdem steigt die Population mit einer Wachstumsrate von 145 Prozent rasant an. Als einzige heimische Gänseart hat sie sich inzwischen an die veränderten Lebensräume angepasst und hält sich häufig auch in urbanen Bereichen auf. Bevorzugt werden dabei, gerade zur Jungenaufzucht und zur Mauserzeit, Gelände direkt in Gewässernähe. Damit kollidieren sie häufig mit Badegästen.
Tiergerechte Lösungen, um Konflikte zu vermeiden, sind Vergrämungsmaßnahmen, die aber nur Sinn machen, wenn Schutzzäune und nutzbare Ausgleichsflächen in erreichbarer Nähe für die Gänse vorhanden sind. Ein Abschuss, um den Bestand zu reduzieren, kann nie eine gute Lösung sein und muss dringend vermieden werden.
Jetzt im Herbst zieht es die Graugänse normalerweise zur Überwinterung in den Süden. Gerade die angesiedelten und nicht natürlich zugereisten Graugänse beteiligen sich häufig nicht an den Herbstzügen, sondern bleiben den Winter über hier. Aber auch aus nördlicheren Ländern angereiste Graugänse überwintern immer häufiger in Deutschland.
Graugänse suchen sich ihren Lebenspartner schon mit etwa zwei Jahren aus, werden aber erst mit drei bis vier Jahren geschlechtsreif. Sie bleiben ihrem Herzblatt ein Leben lang treu. Nur wenn der alte Gefährte verstirbt, suchen sie sich einen neuen. Sie sind so fürsorglich, dass sogar verletzte oder dauerhaft behinderte Partner weiter gepflegt werden. Gänse adoptieren auch häufig verwaiste Küken.
Bei all dem Ärger und den Konflikten mit diesen wunderschönen Vögeln sollte man immer bedenken, dass die Menschen ihnen ihren Lebensraum genommen haben und nicht umgekehrt. Zudem benötigen die Graugänse stehende Gewässer und angrenzende Wiesen zum Überleben, während die Menschen sie hauptsächlich als Erholungsorte nutzen. Wenn man sie also loswerden möchte, damit die Menschen im Sommer in der Sonne aalen können, müssen passende Ausweichmöglichkeiten für sie vorhanden sein.