Sollen städtische Kitas christliche Feste umbenennen, weil nicht nur christliche Familien mitfeiern? Dieses Thema kam im Herbst auf, nachdem Sankt-Martins-Feste in manchen Kitas als „Lichterfest“ begangen wurden. Die CSU/FW-Fraktion im Stadtrat hatte beantragt, solche Feste in Zukunft wieder als Martinsfeier bzw. Martinsumzug zu bezeichnen. Die nun erfolgte Antwort des Stadtschulrats Florian Kraus wirft für die Stadträte aber weitere Fragen auf.
Wenn man die Gepflogenheiten „der Anderen” kennt, bemerkt man oft, dass man recht ähnliche Werte teilt. Beim „Teilen”, vom dem St. Martin erzählt, ist das so.
Gleichzeitig treten bei vielen unserer Bräuche die ursprünglichen Hintergründe in den ... Hintergrund (Weihnachten feiern wir, auch wenn wir nicht in die Mette gehen).
Was meinen Sie zur Umbenennung von Feiern wie St. Martin? Schreiben Sie uns an leser@wochenanzeiger.de.
Wir veröffentlichen Ihre Meinung mit Ihrem Namen.
Ach ja: Wir möchten keine Früher-war-alles-besser-Debatte oder „Wokeness”-Diskussion führen (das kennen wir doch alles längst), sondern freuen uns auf einen echten Austausch.
„In Kindertageseinrichtungen des Städtischen Trägers werden St.-Martins-Umzüge bzw. -Feiern oft nicht direkt an St. Martin, dem 11. November, durchgeführt, da an diesem Tag meist die Umzüge der örtlichen Kirchen stattfinden. Um hier keine Verwirrung in der Namensgebung zu schaffen, kann es sein, dass der Umzug auch Laternenumzug oder Lichterumzug o.ä. genannt wird”, erklärte Kraus und schob ein bisschen der Verantwortung den kleinen Kindern zu: Die dürften den Namen des Umzugs nämlich selbst mitbestimmen.
Zudem erleichtere eine Abkehr von der traditionellen Benennung der Umzüge nicht-christlichen Familien die Teilnahme, glaubt der Stadtschulrat. Die Stadträte wollen nun wissen, ob es konkrete Beschwerden von Familien gab, die an einem Martinsfest nicht teilnehmen würden, an einem ähnlich gestalteten Lichterfest aber schon.
Wirklich ganz verzichten möchte auch Kraus nicht auf die religiöse Botschaft des Martinstages: „Unabhängig davon, wie der Umzug genannt wird, wird die Geschichte des Hl. Martin vorgelesen und der wichtige Hintergrund des Festes sowie das Thema 'Teilen' mit den Kindern in den Kindertageseinrichtungen besprochen”, schreibt er. Das Hauptziel des Martinsfestes ist in seinen Augen aber nicht dieser Inhalt, sondern das Drumherum - für Kraus ist es das gemeinsame Feiern als „eine wertvolle Eltern-Kind-Interaktion”.
„Wenn diese Begründung ernst gemeint ist, muss man sich fragen, wie künftig mit anderen christlichen Festen wie Ostern oder Weihnachten umgegangen wird”, spotten die Stadträte über das Krausschreiben: „Dürfen in Zukunft auch keine Weihnachts- oder Osterfeiern mehr unter diesem Namen in städtischen Kindertagesstätten stattfinden, um keine Verwirrung zu schaffen und nicht-christlichen Familien die Teilnahme zu erleichtern?” Und wie sieht es mit Festen anderer Religionen aus, die in Kitas gefeiert werden? Werden auch sie - wie beispielsweise das muslimische Zuckerfest - umbenannt?
„Es ist gut, wenn Kinder bereits in der Kita lernen, dass es verschiedene Religionen, Traditionen und Feste gibt”, findet CSU-Stadtrat Fabian Ewald. „Unabhängig von der eigenen Religion macht es Kindern Spaß, diese Anlässe gemeinsam zu feiern – sei es Weihnachten, Sankt Martin oder Zuckerfest. So wird religiöse Vielfalt schon für die Kleinsten zur Selbstverständlichkeit.” Die Umbenennung christlicher Feste hingegen sei nicht akzeptabel. Damit gehen Ursprung und Tradition verloren.
Monika Kindler meint:
„Wir leben hier im christlich geprägten Abendland. Wir leben in Freiheit und Frieden. Und wir freuen uns über unsere christlich geprägte Lebensweise der Nächstenliebe, die in der Verantwortung für den Nächsten Frieden ermöglicht, indem Mitgefühl uns zum Handeln der Liebe bewegt. Und wir freuen uns über unsere größeren und kleineren Feste. Wer sie nicht mitfeiern möchte, braucht das nicht. Wer sich hier nicht anpassen möchte, braucht auch nicht hierher kommen. (Ich finde es skandalös dabei von „Verwirrung der Eltern” zu sprechen. Das ist eine verschwurbelte Denkweise, die nicht zu unserer Identität gehört.) In unserer Demokratie darf jeder leben wie er will, ist respektiert, anerkannt, wenn er nicht auf Kosten anderer lebt.Wir haben keine Bringschuld Muslimen und anderen gegenüber. Im Islam vermisse ich leider, dass sie sich zu wenig oder kaum von den schrecklichen Attentaten distanzieren. Jeder hat seine Lebensberechtigung, auch und im Besonderen Juden hier in Deutschland.Aber niemand braucht seine Lebensphilosophie uns oder anderen aufzwingen.Ich bin auf JEDEN Fall gegen „Umbenennung” von unseren Festen, die eine große Bereicherung für uns Menschen sind, unabhängig von der Religion oder nicht Religion.