Stets auf Augenhöhe mit den Familien arbeiten | Wochenanzeiger

Strenge Besuchszeiten, karge Stationen, kein Ort für Austausch: So erlebten viele Familien in den 1980er-Jahren den Klinikalltag mit einem krebskranken Kind. In München wollten Eltern das nicht länger hinnehmen. Am 21. November 1985 gründeten 16 von ihnen in der Kinderklinik Schwabing die Initiative krebskranke Kinder München e.V. – und legten den Grundstein für eine bis heute tragende Unterstützung. Was in Schwabing begann, veränderte Schritt für Schritt den Blick darauf, was betroffene Familien wirklich brauchen.

„Man fühlte sich auf der Station verlassen. Eine psychosoziale Betreuung gab es nicht, die Besuchszeiten waren äußerst streng und es gab kein Forum für den Austausch zwischen den Eltern. All das sollte durch die Elterninitiative geändert werden“, erinnert sich Gründungsmitglied Peter Seyb.
Aus der Idee wurde eine Anlaufstelle, die Lücken schließt, wo das System an Grenzen stößt. Neben der medizinischen Behandlung rückten die Menschen und ihr Umfeld in den Mittelpunkt: Eltern sollten nah beim Kind sein können, Stationen freundlicher werden, Geschwister Entlastung und Aufmerksamkeit bekommen.

Die Initiative begleitet Familien seither in Krisen- und Entscheidungsphasen, hilft bei organisatorischen Fragen, unterstützt mit Angeboten für Geschwister und bringt Projekte auf die Stationen, die den Alltag leichter und kindgerechter machen. Wichtig dabei: die enge Abstimmung mit den Teams der Kinderklinik Schwabing und die Haltung, stets auf Augenhöhe mit den Familien zu arbeiten.

Auch heute steht der Verein Betroffenen in München über alle Phasen hinweg zur Seite – von der Diagnose über die Therapie und Nachsorge bis hin zur Trauerbegleitung, wenn sie nötig wird. Viele Münchnerinnen und Münchner kennen die Initiative aus Benefizaktionen und aus dem Engagement zahlreicher Ehrenamtlicher. Finanziert wird die Arbeit überwiegend durch Spenden; möglich wird sie durch Menschen, die Zeit, Ideen oder Geld geben und damit konkrete Hilfe vor Ort ermöglichen.