Nach dem MSV Duisburg ist mit dem FC Energie Cottbus der nächste Drittliga-Spitzenreiter zu Gast beim TSV 1860 München gestrauchelt. Kapitän Thore Jacobsen avancierte mit zwei Toren zum Matchwinner. Ein Rassismus-Eklat überschattete den 3:0 (2:0)-Heimsieg der Giesinger. Bei den Hausherren ersetzte der 30-jährige Routinier Max Reinthaler den verletzten Raphael Schifferl in der Innenverteidigung. In den Reihen der Lausitzer spielten mit Linksverteidiger Anderson Lucoqui und dem später eingewechselten gebürtigen Münchner Merveille Biankadi zwei ehemalige Löwen.
In einer an sich ausgeglichenen Begegnung hatten die Münchner das Spielglück auf ihrer Seite. Trotz eines Eckenverhältnisses von am Ende 12:4 zugunsten des FC Energie kam die gefürchtete Cottbusser Offensive mit Erik Engelhardt und Tolcay Cigerci nur selten zur Entfaltung. Und wenn doch, dann zeigte sich Löwen-Schlussmann Thomas Dähne als sicherer Rückhalt seiner Mannschaft. Stattdessen brachten ausgerechnet die beiden Offensivstars der Cottbuser mit individuellen Fehlern kurz vor der Pause den TSV 1860 München auf die Siegerstraße.
Im Anschluss an eine Freistoßvariante über den auffälligen Tunay Deniz und Kevin Volland segelte ein weiter Ball in die linke Strafraumhälfte zu Reinthaler, der beim Versuch zu flanken, von Engelhardt rüde abgeräumt wurde. Energie-Trainer Claus-Dieter „Pelé” Wollitz war mit dem anschließenden Pfiff nicht einverstanden. „Ich kann nicht erkennen, wieso der Schiedsrichter auf den Punkt zeigt.” Doch Konrad Oldhafer lag mit seiner Entscheidung völlig richtig, wie TV-Bilder zeigen. Engelhardt erhielt zudem die Gelbe Karte.
Thore Jacobsen verwandelte den Strafstoß sicher zum 1:0 (39. Min.), dem die Löwen noch vor dem Pausenpfiff, in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, einen zweiten Treffer folgen ließen. Nach einer Ecke von Deniz kam Jacobsen, von Cigerci sträflich ungedeckt, zum Abschluss und jagte den Ball zum 2:0 unter die Latte (45. Min.+4). Im zweiten Durchgang ging es nach einer Stunde für Deniz aus Verletzungsgründen nicht mehr weiter. Er hatte bis dahin viel einstecken müssen. Ein bitterer Ausfall für die Löwen, sollte der 31-Jährige länger fehlen. Deniz hatte sich gegen den Tabellenführer als Dreh- und Angelpunkt seiner Mannschaft präsentiert, arbeitete defensiv stark und setzte zudem offensive Akzente. Für ihn kam Max Christiansen in die Partie.
In der 72. Minute wurde die Partie für fast zehn Minuten unterbrochen. Mindestens ein Zuschauer aus dem Heimblock (F1) neben der Haupttribüne hatte den Gästespieler Justin Butler mit Affenlauten beleidigt. Butler zeigte empört in Richtung des Rassisten. Auch sein Gegenspieler Marvin Rittmüller gestikulierte ermahnend und wies mit dem Finger auf den Täter. Daraufhin flogen Bierbecher in Richtung des Cottbuser Stürmers. „Ich habe mich verpflichtet gefühlt, ihm zur Seite zu stehen”, sagte der Münchner nach Spielschluss an den Mikrofonen des TV-Senders „MagentaSport”. Schiedsrichter Oldhafer suchte eine Unterredung mit beiden Kapitänen und den Trainern. Währenddessen konnte der mutmaßliche Haupttäter festgesetzt und unter „Nazis-raus”-Rufen anderer Zuschauer zur Identitätsfeststellung der Polizei übergeben werden.
Das Spiel wurde fortgesetzt und auf dem Platz hatte die Heimmannschaft das letzte Wort. Der eingewechselte Florian Niederlechner setzte sich über die rechte Seite bis zur Grundlinie durch. Sein scharfes Zuspiel in den Fünfmeterraum beförderte Innenverteidiger King Manu beim Klärungsversuch vor dem einschussbereiten Sigurd Haugen zum 3:0-Endstand ins eigene Netz (82. Minute). In der Nachspielzeit konnten die Gäste keine Resultatsverbesserung mehr erzielen. Löwen-Trainer Markus Kauczinski befand: „Es war ein reifer Auftritt von uns. In Ballbesitz haben wir immer wieder gute Momente gehabt.”
Am kommenden Sonntag, den 9. November, gastiert der TSV 1860 München um 16:30 Uhr beim SSV Jahn Regensburg. (as)