West, Ost oder zentral: Verkehrsminister stellt aktuelles Gutachten vor

München · Viele Wege führen zum Flughafen

Verkehrsminister Martin Zeil (re.) und Hans-Ulrich Mann (li.) bei der Vorstellung des Gutachtens zur Anbindung des Münchner Flughafens.	 Foto: ak

Verkehrsminister Martin Zeil (re.) und Hans-Ulrich Mann (li.) bei der Vorstellung des Gutachtens zur Anbindung des Münchner Flughafens. Foto: ak

München · Von 90 geprüften Varianten zur Flughafenanbindung an die Münchner Innenstadt kommen 13 in die nähere Untersuchung. Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) stellte vergangene Woche die ersten Ergebnisse eines Gutachtens vor. »Aber eine Variante, die allen verkehrlichen Bedürfnissen gleichermaßen gerecht wird, ist noch nicht in Sicht«, sagt Zeil.

In die engere Auswahl kommen drei Korridore, die sowohl für die Anbindung des Fern- als auch des Nahverkehrs genutzt werden können. Der Westkorridor über Feldmoching verläuft entweder über die Strecke der S1 oder die zuletzt geplante Transrapid-Trasse. Denkbar wäre auch eine Verbindung vom Marienhof über die Arena in Fröttmaning bis zum Flughafen. Vorteil dieser Variante wäre die zusätzliche Entlastung der U6. Favorisiert wird momentan jedoch der vom Stadtrat bevorzugte Ostkorridor über Unterföhring und Ismaning.

Nicht mehr weiterverfolgt werden die möglichen U-Bahn-Verlängerungen der U4 bis nach Englschalking oder Johanneskirchen, der U6 und U1 bis nach Neufahrn (ab Feldmoching auf dem S-Bahn-Gleis) sowie der U2 vom Am Hart bis nach Fröttmaning. Ebenfalls raus aus dem Rennen ist die Anbindung der Neuen Messe bis zum Flughafen. »Die Fahrgastzahlen sind hier einfach zu gering«, berichtet Hans-Ulrich Mann, Projektleiter des Gutachtens des Münchner Verkehrsberatungsbüros Intraplan. Verworfen wurde auch die sogenannte »Diretissima«, die direkt vom Hauptbahnhof unterirdisch in nur zehn Minuten zum Flughafen düsen würden. Auch eine ICE-Anbindung wird es nicht geben – alles zu teuer.

Noch im Frühjahr dieses Jahres werden sieben Fern- und sechs Nahverkehrsverbindungen weiter geprüft. Ab Sommer möchte man schon in die dritte Planungsphase gehen, um dann einen abschließenden Bericht vorlegen zu können. Irritierendes Detail des Gutachtens ist die Basis, auf der die Ergebnisse beruhen. So wird nämlich von einer bestehenden zweiten S-Bahn-Stammstrecke ausgegangen, die aktuell noch immer heiß diskutiert wird. Aufgrund massiver Bürgerproteste aus den betroffenen Stadtteilen – vornehmlich Altstadt und Haidhausen – und Initiativen der Grünen lässt sich der Münchner Stadtrat momentan noch einmal über die mögliche Alternative »Südring« informieren. In einem »Hearing« wird die Trasse noch einmal genauer vorgestellt, bevor sich der Stadtrat im März erneut mit dem Thema befasst.

Unterdessen gehen die Planungen, um den »Geburtsfehler des Flughafens zu heilen« – so der Verkehrsminister – in Phase II: Würde auf der favorisierten Osttrasse eine Express-S-Bahn bis zum Flughafen fahren, müssten zwischen Daglfing und Johanneskirchen neue Gleise gebaut werden. Auch der Bau eines Tunnels in diesem Bereich wäre wahrscheinlich – zumindest fordern Stadt und Bürgerinitativen eine Tieferlegung. Dadurch würden auch neue Entwicklungsgebiete jenseits der heutigen S8-Strecke erschlossen – ein langehegter Wunsch der Landeshauptstadt. Eine Untertunnelung würde jedoch eine »teure Veranstaltung«, gibt Mann zu bedenken. Und je kostspieliger eine Variante ist, desto geringere Chancen hat sie auf Realisierung.

Auch bei der möglichen Westtrasse ist der Kostenfaktor entscheidend. Der wäre nämlich allein aufgrund des nötigen Schienenneubaus entlang der gesamten Trasse deutlich höher als bei der Ostvariante. »Die aktuelle Westtrasse ist bereits jetzt an ihrer Kapazitätsgrenze – eine Expressverbindung zum Flughafen könnte sie nicht mehr tragen«, weiß der Verkehrsexperte. Ein weiterer Grund für die Favorisierung der Osttrasse ist die ohnehin schon starke Konzentration der Zugverbindungen auf den Westen Münchens. Mann erklärt: »Um die Westlastigkeit auszugleichen, wäre eine Flughafenanbindung auf der Osttrasse sinnvoll.« Um eine umsteigefreie Verbindung im Westen zu realisieren, müsste die sogenannte Pasinger Kurve ausgebaut werden – zusätzliche Kosten würden entstehen.

In Phase II werden beide Varianten weiterverfolgt, aber eins ist klar: Je teurer, desto unwahrscheinlicher.

Andrea Koller

Artikel vom 03.02.2009
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