Hansi Ottilié ist der Bogenhausener »Weihnachtsengel 2008«

Bogenhausen · Wenn der Engel klingelt

Hansi Ottilié (li.) – der Weihnachtsengel 2008: Hermine Reil, Einsatzleiterin des Helferkreises der Nazareth-Kirche, schlug die 66-Jährige vor. Foto: pt

Hansi Ottilié (li.) – der Weihnachtsengel 2008: Hermine Reil, Einsatzleiterin des Helferkreises der Nazareth-Kirche, schlug die 66-Jährige vor. Foto: pt

Bogenhausen · »Der Hansi Ottilié gehört das Bundesverdienstkreuz verliehen!« Dieser Meinung war Eleonore Eder schon vor Jahren und schrieb einen Lobesbrief an Pastor Markus Rhinow von der Nazarethkirche in der Parkstadt Bogenhausen. Darin bedankte sie sich überschwänglich für des Pastors Helferin Hansi Ottilié. »Sie ist ein Engel«, davon ist sie überzeugt.

Diesen Ruf hat den Bogenhausener Anzeiger nun erreicht, weshalb Hansi Ottilié der Weihnachtsengel 2008 ist.

»Jetzt ist’s aber genug mit dem Lob!«, lacht Ottilié bescheiden. Doch wenn die kleine ältere Dame mit dem rundlichen Gesicht und dem warmen Lächeln den Raum betritt, dann hat das schon etwas von einem Engel. Dann ist es, als ob die Sonne aufgeht, denn sie verbreitet gute Laune, strahlt und lacht unentwegt. »Wenn man anderen Freude schenkt, dann kommt das auch wieder zurück«, so ihr Motto.

Doch die 66-Jährige schenkt mehr als nur einen kurzlebigen Lichtblick. Denn als Mitglied des Helferkreises hat sie alle Hände voll mit alltäglichen Aufgaben zu tun. Da gibt es eine 93-Jährige, die sie zweimal wöchentlich besucht sowie eine weitere bettlägerige Frau, sie übernimmt die Vertretung für ein anderes Mitglied des Helferkreises und versorgt Eleonore Eder jeden Dienstag und das, obwohl sie eigentlich selbst nicht mehr so ganz fit ist. Hansi Ottilié ist Diabetikerin und muss auf feste Essenszeiten achten, den Tagesablauf danach richten. »Aber sie hilft immer, wenn man etwas braucht«, bestätigt Hermine Reil, die Einsatzleiterin des Helferkreises der »kleinsten Kirchengemeinde Münchens, dafür aber eine der rührigsten«. Sie und Ottilié kennen sich schon seit den Zeiten, als die ehemalige Erzieherin den ältesten Sohn von Hermine Reil betreut hat.

Während ihrer Berufstätigkeit war Frau Ottilié mit ganzem Herzen bei der Arbeit. Zeit für das Ehrenamt gab es damals nicht. Doch dann ging sie in Rente, die Mutter verstarb und weil sie keine Familie hat, wollte sie jemandem helfen, berichtet sie. Zunächst holte sie regelmäßig mittags ein Kind vom Schulhort ab und brachte es nach Hause, dann trat sie dem Helferkreis bei. Nun kocht und putzt sie, begleitet zum Arzt, geht zur Bank und Post, macht Frühstück, liest vor, geht mit den Hilfesuchenden spazieren – die Liste ist lang. Dafür erhält sie einen kleinen Obolus von sechs Euro pro Stunde.

Doch für Eleonore Eder macht sie alle Dienstleistungen kostenlos, denn »der geht es finanziell nicht gut«. Die beiden Damen kennen sich seit vielen Jahren. Seit zwei Jahren verlässt die 75-Jährige ihre Wohnung nicht mehr. Asthma, Rheuma und Osteoporose fesseln sie ans Bett. Eigentlich ist sie ganz allein, ohne Kontakte zur Außenwelt. Der Dienstag ist für Eder deshalb wie ein Feiertag. Denn dann kommt der Engel. Petra Tränkel

Artikel vom 22.12.2008
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