In Bogenhausen werden Denkmäler genehmigt, Haidhausen geht leer aus

Bogenhausen · Ungleiches Gedenken

Hildebrandhaus in der Maria-Theresia-Straße.Foto: Stadtarchiv

Hildebrandhaus in der Maria-Theresia-Straße.Foto: Stadtarchiv

Bogenhausen · Die Stadt München ist Herr über ihre Denkmäler und wer hier in der Stadt auf einer Gedenktafel oder einem eigenen Denkmal verewigt wird, darüber entscheidet die Arbeitsgruppe Gedenktafel. Doch so manches Urteil ist im Nachgang von Seiten der Stadtverwaltung nicht mehr nachvollziehbar

Denn: Das Hildebrandhaus des Literaturarchivs der Stadt München, Monacensia, soll eine Gedenktafel zu Ehren der ehemaligen Besitzerin Elisabeth Braun bekommen. Sie hatte im Dritten Reich couragiert versucht, sich vor der Enteignung durch die Nazis zu schützen.

Ein Denkmal zu Ehren Sophie Scholls und damit der Weißen Rose an der Orleansstraße wurde hingegen abgelehnt.

Antragsteller Werner Thiel hatte mittels eines Fotos den Ort ausfindig gemacht, an dem Sophie Scholl, Widerstandskämpferin im Dritten Reich, ihren Bruder 1941 an die Ostfront verabschiedet hat. Statt eines Denkmals soll die Örtlichkeit in die Kulturgeschichtspfade aufgenommen werden.

Dr. Elisabeth Tworek, Leiterin der Monacensia, will die Gedenktafel so schnell wie möglich realisieren und hat sich deshalb schon Gedanken zur Textfassung gemacht. Ein Treffen mit Mitgliedern des Bezirksausschusses Bogenhausen (BA 13) steht noch aus. Im Falle des Hildebrandhauses liegt der Ursprung beim BA 13, der seit dem Jahr 2005 versucht, die Gedenktafel für Elisabeth Braun zu realisieren. »Wir wünschen uns eine kleine Tafel im Außenbereich und eine weiterführende im Innenbereich des Hauses«, erklärt Antragsteller Roland Krack.

Dabei sei Tworek anfangs eher skeptisch gewesen und musste erst von den Plänen überzeugt werden. »Wir dachten uns, wir machen jetzt mal Nägel mit Köpfen, um die Sache voranzutreiben. Nach ersten Zweifeln sei Tworek aber nun froh um jede Widmung. »Ich werde mich an der Textkonzeption beteiligen, da ich die Forschungslage kenne. Ich leite die Monacensia seit 14 Jahren«, sagt sie. Dass ihr Wunsch möglichst bald in Erfüllung gehen könnte scheint nicht unrealistisch, denn beim Forschungsauftrag über Elisabeth Braun handelt es sich um ein Projekt des Kulturreferates. »Das Hildebrandhaus ist ein architektonisches Denkmal aus städtischer Sicht«, erklärt Dieter Pfeiffer vom Direktorium der Stadt München.

Eine Gedenktafel am Haus würde lediglich in den öffentlichen Raum ausstrahlen, der Zaun an der Orleansstraße hingegen gehöre der Bahn, die das Gelände betreibt, rechtfertigt Pfeiffer die Ungleichbehandlung. Warum aber die Arbeitsgemeinschaft dann über einen Zaun der Bahn entscheide, kann er auch nicht sagen. Nicht ohne zu ergänzen, dass er mit seinen Aussagen wiederum das Kulturreferat zitiere. Dessen Sprecherin Jennifer Kozarevic hat »dem nichts hinzuzufügen« und möchte keine Auskunft über die Gedenktafel am Hildebrandhause geben. »Es gibt eben Örtlichkeiten in München, die einen größeren historischen Kontext haben als ein Zaun an der Orleansstraße«, meint sie. Umso bemerkenswerter also, dass die Gedenktafel von der Arbeitsgruppe trotz Zweifel der Leiterin genehmigt wurde. »Es zeigt mir die geringe Wertschätzung bürgerschaftlichen Engagements durch die Verwaltung der Landeshauptstadt München«, meint Thiel enttäuscht. Pfeiffer hingegen sieht eher die Stadt München im Nachteil, denn wenn es um die Ehrung wichtiger Persönlichkeiten gehe, wolle jeder, dass die Stadt München das bezahle und realisiere. »Jeder meint, wenn Goethe einmal irgendwo übernachtet habe, wäre das ein Denkmal wert«, entgegnet Dieter Pfeiffer vom Direktorium der Stadt München, »und die Stadt macht den Geldbeutel auf«. Kathrin Schubert

Artikel vom 17.06.2008
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